… beschäftigt uns noch einen weiteren Tag – und zwar mit Noir Toscane und Nuit à Salzbourg.
Noir Toscane verspricht, uns in die Toskana zu entführen – wenn dort gerade die Sonne scheint und keine Burglind tobt, bin ich sofort dabei 😉
„Das Eau de Parfum Noir Toscane ist wie eine Überraschung voller Intensität, mit Honig und exotischen Früchten in den Kopfnoten. Dieser erstaunliche, ambrierte und berauschende Vanilleduft gehört zu einer Frau, die Köstlichkeiten genießt und la dolce vita liebt.
Die sonnenverwöhnten Trauben vermischen sich mit den Aprikosennoten des Osmanthus, verschmelzen göttlich mit der Haut und versetzen uns unmittelbar in die Hügel der Toskana.“
Honig und Früchte, dank Osmanthus vermutlich auch Aprikosen und vielleicht ein Tick Leder? Das liest sich unverschämt gut in Verbindung mit Vanille, das muss ich schon sagen, obschon ich, regelmäßige Leser/innen werden es wissen, kein ausgewiesener Vanille-Liebhaber bin … Dennoch – eigentlich hört es sich eher nach einem orientalischen Markt an, nach Serge Lutens, und nicht nach Italien, oder nicht? Ich bin gespannt, wie La Maison de la Vanille Noir Toscane umsetzen …
Noir Toscane ist opulent, und zwar italienisch opulent, nicht arabisch-orientalisch opulent. Es ist jene ausschweifende Reichhaltigkeit, der man beispielsweise in Florenz antrifft, jener Wiege der Renaissance. Das geht auch duftmalerisch, wie Ihr sicherlich wisst 😉 Noir Toscane erscheint mir wie ein opulentes Stillleben, ein verschwenderisches, das mit Früchten und Naschkram überfrachtet ist. Trauben, reif, satt und saftig, in allen ihren Farben, wundervolle Aprikosen, in köstlichen Honig getunkt. Mir ist es, als nehme ich auch eine Art Gebäck wahr, das mich an Madeleines erinnert, ein saftiges, kuchenartiges, darüber hinaus Anklänge von Puderzucker und leisem Kakao …
Noir Toscane ist wundervoll. Es ist ein Gourmandduft, ein fruchtiger, samtiger, seidiger. Einer, der zwar sehr süß ist, allerdings eine erwachsene Süße an den Tag legt – es ist vornehmlich der Honig, der ihn süßt. Freunde von Botrytis aus dem Hause Ginestet (zu denen ich mich zähle) werden hier ihre Freude haben, und nicht nur die … Ein wunderbarer fruchtiger Honig-Orientale, der darüber hinaus absolut alltagstauglich ist – bisher mein Liebling, testen, meine Lieben!
Nuit à Salzbourg ist unsere Nummer Zwei heute und entführt uns in die Mozartstadt unseres Nachbarlandes Österreich (ok, Wien wäre noch in Frage gekommen, aber
„Extreme Raffinesse! Das opulente Eau de Parfum Nuit à Salzbourg zeigt eine Komposition, die aus Gewürzen, Vanille und Tabak kreiert wurde. Dieses äußerst lustvolle, sowohl männliche als auch weibliche Parfum wurde vom Gentlemen’s Club genauso wie auch von einer Teestube in Österreich inspiriert. Dieser außergewöhnliche Duft trägt einen kraftvollen Akkord aus Vanille und Tonkabohne in sich.“
Zwischen Gentlemen’s Club und österreichischer Teestube liegen für mich Welten, aber ich kann mir vorstellen, dass es da heutzutage Überschneidungen geben mag. Diese stelle ich mir „hipper“ vor, moderner, so im Stile eines jener klandestinen Großstadtclubs, siehe z.B. hier.
Vanille Tabac ist das Motto, so schreibt es zumindest die Flasche vor – und dennoch, Tee ist hier viel eher der Fall, wie versprochen … ein Bruder von einem meiner Lieblinge, Tea for Two von L’Artisan Parfumeur, ganz klar! Genau die richtige Wahl für ungemütliche Wintertage – eine heiße Tasse Masala Chai, Schwarztee mit Gewürzen und Milch. Hier pfeffert es und zeigt sich würzig, gleichzeitig samtig-cremig vanillemilchig, dass es eine wahre Freude ist. Und über allem oder unter allem, je nach dem – ein gepflegter, „ordentlicher“ Schwarztee mit feinen Rauch- und Röstaromen.
Gott sei Dank sind wir hier nicht in einer Skihüttn gelandet bei depperter Gaudi, die dank des Jagertees noch ein wenig depperter wird und wirkt … Nein, Nuit à Salzbourg ist ein außerordentlich feiner und köstlicher Teeduft, ein Chai-Duft, um ganz genau zu sein. Einer, der an beiden Geschlechtern gleichermaßen „funktioniert“. Und einer, der gerade jetzt richtig viel Freude macht, wenn es draußen kalt ist.
Unser letzter Kandidat ist Bois Velours, der zu den Absolus D’Orient gehört:
„Diese extrem feine und anspruchsvolle Mischung aus Edelholz, Patschuli und Gewürznelke ist ein subtiler wie auch kraftvoller Genuss. Nach den ersten funkelnden Noten ist es die Zeder, die geradezu explodiert in all ihrer Pracht und dabei den eleganten Vetiver veredelt. Tonkabohne und Benzoeharz sind halten lang an, bis sich ein lustvoller Hauch zeigt, der von süßer Sinnlichkeit durchtränkt ist. Ein Unisexduft, der von beiden getragen werden kann.“
Bois Velours kündet eigentlich zwei „Dinge“ an, Holz und Wildleder. Bois Velours liefert beides, aber eher auf abstrakte Weise: Der Duft verwebt Hölzer samt weiterer erlesener Zutaten zu einem dichten Duftteppich. Einem, der orientalisch anmutet, allerdings auf äußerst moderne Art und Weise. Bois Velours kokettiert, und zwar ständig – damit, dass er einerseits Holz verspricht, das aber so fein versteckt, dass es zu einem Teil der wogenden, glühenden, harzigen, würzigen Mixtur wird, die zum Liebeselixier taugen könnte … wir haben es hier nämlich mit einem Duft zu tun, der sich optimal zum Ausgehen eignet, obschon er auch tagsüber getragen werden kann. Und zwar, Achtung, von Männlein wie Weiblein! Es kokelt hier, aber weniger wie am Lagerfeuer als vielmehr wie Räucherwerk, Räucherstäbchen, teure Räucherstäbchen, harzig-holzig-süße, Tonkabohne und Benzoe sind eine gar sündige Mischung, die wärmt und süßt und … betört. Ja, doch, tun sie. Vetiver salzt herbt im Hintergrund und irgendwo kommt da in dieser Samtigkeit, dieser Weiche, auch jene Wildlederanmutung zum Tragen, obschon wir es hier nicht mit Wildleder oder Leder zu tun haben – zumindest nicht auf meiner Haut und auch nicht auf dem Teststreifen.
Ich bin überaus angetan – und würde Bois Velours von der Ausstrahlung her, nicht vom Duft an und für sich, mit einem meiner absoluten Holzlieblinge vergleichen, mit Micallefs Guaïac. Der zweite Gewinner – und bei dem vollkommen humanen Preis der beiden werde ich es mir vermutlich nicht allzu lange überlegen …
Fängt gut an, das neue Jahr 😉
Einen schönen Tag Euch und viele liebe Grüße
Eure Ulrike
Hallo Ulrike,
Ist Noir Toscane Deines Erachtens ein reiner Frauenduft oder kannst Du ihn Dir auch an Männern vorstellen?
Grüße, Michael
Lieber Michael,
ich bin zwar keine „Fachfrau“ wie Ulrike, aber ich habe die neuen Düfte schon probiert.
Mein völlig subjektiver Eindruck: Noir Toscane duftet bei mir wunderschön nach Traube und süßen Trockenfrüchten. Für einen Mann – eher nein.
Falls Du aber den Tobacco Vanille/Tom Ford oder auch den Tabac rouge/Phaedon magst, würde ich Dir raten, den Nuit à Salzbourg zu testen. Der Bois Velours ist für mich übrigens etwas zu holzig – für meine Nase eher für Männer geeignet.
Viele Grüße, Birgit
Huhuu Ihr Lieben,
herzlichen Dank an Birgit für die Antwort – ich pflichte dem bei, betone aber das „eher“. Prinzipiell bin ich der Meinung, dass Düfte sich ihre Träger selbst suchen und es meistens keine Düfte gibt, die zu 100% und immer nur einem bestimmten Geschlecht stehen. Es gibt beispielsweise auch diverse Männer, die Profumum Romas Gourmands tragen, die schon seeehr süß sind … kann passen, ist allerdings sicherlich eine Einzelfallkiste 😉 Ganz so gourmandig ist Noir Toscane nicht, allerdings ist er schon eher feminin(er). An einem Mann, der das mit Chuzpe, einem Augenzwinkern und/oder einer gewissen Lässigkeit trägt, vielleicht auch in Verbindung mit einem gewissen Modebewusstsein sowie Ausstrahlung … kann das durchaus funktionieren, wenn man oder besser Mann sich damit wohlfühlt.
Allerdings hat Birgit recht, wenn sie eher auf die beiden anderen Kandidaten verweist, die sind sicherlich pauschal gesprochen „einfacher“ für Männer zu tragen.
Viele liebe Grüße
Ulrike