Das heilige Trio von Sven Pritzkoleit …

… hat uns bereits gestern beschäftigt, weil es bei mir so überraschend unter dem Baum lag und mich so hellauf entzückte. Palo Santo habe ich mir gestern angesehen, heute folgen Nardus und Cassis.

“I think, we should have some holy scents for the soul these times – I tried – and I hope, I did some … Love & Peace to Everybody! Enjoy! Have a warm and merry Christmas!“ Sven Pritzkoleit

Ein weiterer Fan der Düfte und des Pakets – Madame K.

Nardus – ein herrliches Gräslein

Unser zweiter Kandidat ist Nardus:

„The Power of Love, Energy in every way. It works like medicine! 2 % nardus with cistrose, incense, artemisia, patchouli/nagarmotha and natural sandalwood.“

Nardus steht für das Borstgras, auch Hirschhaar oder Bürstling genannt, Nardus stricta, laut Wiki „die einzige Art der einzigen Gattung Nardus der Tribus Nardeae innerhalb der Pflanzenfamilie der Süßgräser (Poaceae). Es ist in Eurasien weitverbreitet.“ Süßgräser wiederum kennen wir – auch hier hilft Wiki weiter mit Zahlen: 12.000 Arten in rund 780 Gattungen, damit stellen die Süßgräser eine der größten Familien innerhalb der Blütenpflanzen dar. Dazu gehören unsere ältesten Nutzpflanzen, nämlich sämtliche Getreide, darüber hinaus unter anderem Bambus und Schilfrohre. Und alle sehen sie mehr oder weniger aus, wie wir uns Gräser vorstellen.

EDIT: Mittlerweile hat mir Sven etwas dazu geschrieben – ich zitiere ihn gleich selbst: „Ich habe „Himalaja Narde“ verwendet. […] Es gibt bei Narde ein gewisses Synonymchaos,
und die Himalaja Narde ist ein Baldriangewächs, das als Salböl von Maria Magdalena in der Bibel erwähnt wird. Ich bin von dem Öl seit langem fasziniert – so kommt es auch in LIGNUM VITAE FORTE und CIVETTE INTENSE vor.“

Also haben wir es hier mit Nardostachys grandiflora zu tun, Indische Narde, Nardenähre, auch Speichenähre oder Spikenard genannt – siehe Wiki.

Svens Nardus zeigt eine Seite, die an ein uns bekanntes Gras erinnert und vielleicht dem Borstgras geschuldet ist, dass ich persönlich noch nie gerochen habe: der Duft hat Facetten, die an Vetiver erinnern, an salzig-erdigen, rauchigen Vetiver. Die darin enthaltenen Harze untermalen und verstärken diese Rauchigkeit natürlich, generell schillert Nardus ohnehin in herb-bitterem, dunklem Grün, das mich tatsächlich eben auch an Nadelbäume und somit … den Weihnachtsbaum erinnert. Beifuß, Artemisia vulgaris (zu der Gattung der Artemisia gehört z.B. auch der Wermut , der aus Absinth und sonstigen Edelalkoholika bekannt ist), trägt sein Quentchen dazu bei, leise, aromatisch und ebenfalls herber Art. Nagarmotha, mein Lieblingsgras (Cyperus scariosus oder auch Cypriol genannt), lässt den Duft „von innen“ erstrahlen – wer einmal Düfte mit ordentlich Nagarmotha getestet hat, weiß, was ich meine (Montales Steam Aoud beispielsweise oder, in Ansätzen, der traumhafte Fars aus der Oud Stars-Kollektion von Xerjoff). Und dann finden sich noch Seiten, die an Papyrus erinnern – oder zumindest Düfte, die diesen mehr oder weniger prominent zeigen wie beispielsweise Parfumerie Générales No. 24, Papyrus de Ciane, L’Artisan Parfumeurs Dzongkha und Timbuktu oder auch einige Kandidaten von OIfactive Studio. Und wenn wir gerade schon bei Duchaufours Fernreise-Erinnerungen für L’Artisan sind – ähnlich staubig wie in seinem Dzongkha geht es auch bei Herrn Pritzkoleits Nardus am Ende zu, der Patschuli ist’s, der dafür verantwortlich ist.

Nardus ist eine smaragdgrüne, düster-herbe Schönheit, eine mehr männliche als weibliche.

Cassis – ein Beerenstillleben

Und schlussendlich Cassis, der Neuzugang in Svens Duftlinie:

„This is the natural impression of blackcurrant with all its aspects of fruit, leaves and wood.
This is a happy scent! And it’s smooth and charming too – with wild berries and velvet woods in the drydown.“

In der Weihnachtsedition hatte Cassis eine an Weihnachten angepasste Beschreibung – ich gehe aber davon aus, dass es sich um den gleichen Duft handelt, werde das für Euch aber noch in Erfahrung bringen 🙂

„Pure Life and Happiness – Fruity Blackcurrant with all its herbal and woody aspects with a warm drydown of berries and musks.“

Ein lebenslustiger, fröhlicher Duft – dem ist fast nichts hinzuzufügen. Fast 😉 Cassis dürfte alle Liebhaber der Johannisbeere erfreuen, er ist nämlich genau das: ein Johannisbeerstrauch. Pardon, ein schwarzer Johannisbeerstrauch. Genau das, nicht mehr und nicht weniger. Kein Schnörkel drumherum, aber eben auch kein Klecks Johannisbeerensorbet auf Puddingcreme und Moschus, sondern eine vollkommen authentische olfaktorische Abbildung des „real things“. Prächtig und in sinisterem Schwarz mit leichtem violettem Touch zeigen sie sich, die säuerlichen, herben, saftigen Beeren, denen in ihrer Säure eine gewisse Mehligkeit innewohnt, ganz genau so wie ich es von Johannisbeeren kenne. Ein bisschen Blattwerk drumherum, dann der kleine holzige Stamm … Hach ja, Cassis macht wirklich gute Laune und sauer lustig 😉

Habt Ihr schon mal einen der Düfte von Sven Pritzkoleit getestet oder seid Ihr ihnen schon mal begegnet?

Einen schönen Tag und viele liebe Grüße

Eure Ulrike

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Christel
    3. Januar 2018
    Antworten

    Im vergangenen Sommer war einer der drei ‚Kooperations-Düfte‘ einer meiner Lieblingsdüfte, ‚Suntanglam‘ – ist für mich eine deutlich kräftigere Alternative zu Maison Margielas ‚Beach Walk‘ und bringt mir, wenn’s gut warm ist, wenigstens ein bisschen Strand-/Freibad-Stimmung ins Büro 🙂 …
    Ich persönlich finde auch sein ‚Civette Intense‘ ganz super, bin aber etwas vorsichtig beim (Auf-)Tragen, da der Duft wohl nicht nur Zustimmung findet. Für alle, die ‚Bandit‘ & Co. mögen, ist’s aber auf jeden Fall einen Versuch wert.
    Und nun klingt ‚Palo Alto‘, als sollte ich ihn mal nähers beschnuppern …
    Liebe Grüße + nochmal alle guten Wünsche für ein gesundes + erfolgreiches 2018,
    Christel

  2. Ulrike Knöll
    8. Januar 2018
    Antworten

    Hallo liebe Christel,

    ja, die Kooperationsdüfte mit Miguel – ich muss sie demnächst auch noch rezensieren, sie haben ja einen schönen Hintergrund mit Miguels portugiesischen Wurzeln.
    Wenn Du den Banditen magst, wie ich ihn immer liebevoll nenne, und Civette Intense – für beide gibt es ein dickes Daumen-nach-oben von mir! – dann solltest Du Palo Alto mal schnuppern, ja … 😉

    Viele liebe Grüße und ebenfalls die besten Wünsche für 2018

    Ulrike

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