… gibt einem zuerst kurz Rätsel auf: Was oder wer ist Malesia? Vielleicht habe ich mich zu sehr leiten lassen von den Alesias oder Alessias, die die Straßen bevölkern, egal, ob sie schon selbst laufen können oder nicht … Malesia ist keine böse kleine (oder große) Alessia, sondern schlicht und einfach das italienische Wort für Malaysia. Manchmal ist es eben doch einfacher, als man denkt …
Wiki weiß wie immer Hintergründe, in knackiger Kürze: Eine konstitutionelle Wahlmonarchie mit 31 Millionen Einwohnern, die aus 13 Bundesstaaten besteht. Nordborneo gehört dazu (den Rest teilen sich Indonesien und Brunei, wusstet Ihr es?), die Hauptstadt ist Kuala Lumpur, der Wahlspruch „Bersekutu Bertambah Mutu“, „Einheit ist Stärke“. Eine turbulente Kolonialhistorie ist inklusive, das versteht sich von selbst. Der Hibiskus ist im übrigen die Nationalblume von Malaysia, dessen Fauna nicht minder beeindruckend ist – sie ist eine der vielfältigsten der Erde.
Und natürlich ist ein Großteil der Tiere dort akut und richtig fies vom Aussterben bedroht: Über 210 Säugetierarten sind dort heimisch, darunter finden sich (noch …) diverse Affen – Orang Utans beispielsweise, deren Bestände durch Palmöl und Wilderer jeden Tag schrumpfen, den Müller-Gibbon und Makaken – und Raubkatzen – Tiger (ein Exemplar erscheint im Wappen) und Leoparden -, den Schabrackentapir (ja, er heißt wirklich so), Nashörner, Elefanten, Krokodile und viele mehr. Darüber hinaus sind in Malaysia, man mag es kaum glauben, über 620 Vogelarten, 150 Schlangen-, 150 Frosch- und 80 Eidechsenarten sowie Tausende Insekten heimisch. Weil ich ja ein Faible für sie habe – es findet sich dort eine der größten Würgeschlangen überhaupt, der Netzpython, dem man Längen von über 10m nachsagt, bewiesen wurden konnten allerdings nur über 6m. Reicht auch schon. Und Königskobras – siehe oben – leben dort, die als größte Giftschlangenart gelten, und wunderschön sind, obgleich man ihnen besser aus dem Weg gehen sollte – das allerdings fällt nicht schwer, sie sind ohnehin wenig aggressiv und leben zurückgezogen, legen es also nicht auf Kontakt mit uns an.
Ein bisschen Tier musste an dieser Stelle sein, zumal die Fauna ein nicht unwesentliches Charakteristikum Malaysias ist und, jetzt kommen wir zum Duft, auch in der Herstellerbeschreibung von Malesia zitiert wird, die Harmen für uns im Shop übersetzt und bearbeitet hat:
„Der exotische Name Malesia klingt wie ein Echo aus dem Urwald.
Tigeraugen, scharfe weibliche Krallen, katzenhafte Instinkte – der Ruf der Wildnis. Maiglöckchennoten überraschen uns wie ein Monsunregen. Am Äquator – dort wo unser Herz sitzt – wird der Pulsschlag zur Weggabelung der Träume, an der sich Gurjunbalsam, westindisches Sandelholz und Ambra begegnen. In den verlassenen, von Lianen überwucherten Tempeln inmitten der Hightech- Wolkenkratzer ist alles erlaubt. Es fühlt sich an, als würde einem das Herz von einem Dayak-Kopfjäger herausgeschnitten. Von den Frachtschiffen im Hafen werden Fässer mit Oud, Vanille, Tonkabohnen, Tolubalsam, Labdanum und Moschus entladen und vermischen sich zu einem harmonischen Duft, der die Gewänder des Sultanats zum Glühen bringt.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Maiglöckchen; Herznote: Gurjunbalsam, Amyris, Ambra; Basisnote: Adlerholz (Oud), Tonkabohne, Tolubalsam, Labdanum (Zistrose), Moschus.
Amyris … selten, aber wahr – lässt mich sofort an Kurkdjians Amyris-Interpretationen denken, an Amyris Femme und Amyris Homme, die ich beide als sehr schön in Erinnerung habe. Allerdings dient Amyris oft als Fixateur, weswegen es sicherlich auch nicht immer gelistet wird in den Ingredienzen. Es wird oft als „Westindisches Sandelholz“ bezeichnet und verströmt wohl einen „milden waldig-süßen cedernholzartigen Geruch“, wie mein Taschenbuch der Riechstoffe erläutert.
Malesia verspricht Abenteuer – und passt perfekt in die Oud Stars-Kollektion. Will sagen: Chapeau, Monsieur Momo. Mal wieder ein richtiger toller Oudduft. Einer, der einerseits „knallt“, sprich: ungezähmtes Oud offeriert. Und andererseit trotzdem aufgrund seiner Ausgewogenheit, seiner perfekten Balance den einen oder anderen Oudzögerer überzeugen dürfte. Eine olfaktorische eierlegende Wollmilchoudsau also.
Es sind seine unzähligen Facetten, die in Schichten übereinanderliegen wie kostbare Stoffe und Gewebe, sich gegenseitig untermalend und betonend, changierend, ständig wechselnd, was ihre Betonung angeht. Das Oud zeigt sich von all seinen besten Seiten – holzig, balsamisch würzig und süß, rauchig, ein medizinisches Quentchen offenbart es ebenso genauso wie animalische Töne. Von der restlichen Harzmannschaft erfährt es tatkräftige Unterstützung – sie verstärkt seine Wärme, seine Würzigkeit, seine Tiefe und seine Süße, die zudem von Tonkabohne aufgegriffen und betont wird. Dabei bleibt Alesia aber nicht nur warm, sondern offeriert auch kühle Aspekte – es ist wohl Amyris, die hier eine Zedernholznote, eine saubere und kühle beisteuert, und zwar mit der Hilfe des Maiglöckchens. Und zudem natürlich das tut, was man von einer Blume erwartet – blüht.
So wird Malesia zum Duftwunder, das zwischen Harzigkeit, Blüten, Hölzern und Tieren wandelt, für Stunden auf der Haut verharrend und sich einem Musikstück gleich beständig verändernd. Das ist beeindruckend, spannend und begeistert – und gleicht einem eingelösten Versprechen: Ein wahres Duftabenteuer, das leider, leider wieder einmal so perfekt ist, dass ich mir ernsthaft überlegen muss, was mein strapaziertes Dezemberbudget noch so hergibt …
Viele liebe und vor allem auch angetane Grüße
Eure Ulrike
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