Mit größter Verzückung habe ich vor einiger Zeit die Lancierung der vier neuen Penhaligon’s-Düfte vernommen: Uncompromising Sohan, Bewitching Yasmine, The Ruthless Countess Dorothea und Monsieur Beauregard. Vier Namen, die mehr als vielversprechend sind. Denn wie Ihr Euch sicher noch erinnern könnt, zeichnet sich die Portraits-Kollektion nicht nur durch hervorragende Duftkreationen und außergewöhnliche Hingucker-Flakons mit Tierkopfbedeckelung aus, sondern auch durch eine mit ganz viel Humor, Charme und einer ordentlichen Prise Sarkasmus gewürzten Backgroundstory aus.
Die Familiengeschichte der Portrait’s-Düfte wächst und wächst – zwischenzeitlich sind wir bei Chapter 3, also Kapitel 3 – und ich denke ernsthaft darüber nach, bei Gelegenheit einen Stammbaum aufzuzeichnen, um die dezent verworrenen Verwandtschaftsverhältnisse im Überblick behalten zu können. Dabei sind die beiden heute rezensierten Düfte Uncompromising Sohan und Bewitching Yasmine zwar miteinander verwandt, doch mit den sechs bisherigen Duftcharakteren verbindet sie (bislang) nur ein rein freundschaftliches Verhältnis, das auf Geschäftsbeziehungen beruht.
Penhaligon’s – Uncompromising Sohan
Ganz nach dem Filmtitel Motto „Leg Dich nicht mit Sohan an!“ ist der werte Protagonist dieses Duftes ein knallharter Emporkömmling, der ursprünglich aus Ägypten stammt und sich in London einen Namen machte. Einfluss und Ansehen erlangte der Kaufmann von Alexandria, so sein Spitzname, in den erlauchten britischen Kreisen, sicher nicht nur mit lauteren Mitteln und doch hat er es in die Londoner High Society geschafft. Seinen Flakon ziert mit Sicherheit nicht ohne Grund ein Raubvogelkopf. Elegant und ansehnlich, beeindruckend und majestätisch und doch in der Lage, blitzschnell und rücksichtslos zuzuschlagen, wenn sich die Chance auf Beute ergibt.
Er ist ehrgeizig, intelligent und clever. Sohan hat sich mit Fleiß und Talent eine einflussreiche Position auf dem internationalen Parkett erarbeitet. Seine britischen Freunde finden solche Dinge zwar höchst mühselig, aber er hat schon früh verstanden, dass Handel Wohlstand mit sich bringt und schließlich ist doch jeder käuflich, oder?
Visionär (und ehrlich gesagt mittlerweile auch sehr wohlhabend), war Sohan – wie man so sagt – zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Sein beträchtliches Vermögen hat er mit dem Handel höchst seltener und teurer Edelsteine und mit Seide aufgebaut. Seine Geschäftsbeziehungen sind mittlerweile alle auf einem freundschaftlichen Niveau und Lord George und Lady Blanche sind immer höchst erfreut, einen so kultivierten Gast zu empfangen. Als guter Gast kommt Sohan nie mit leeren Händen. Nach reiflicher Überlegung hat er dieses Mal ein ganz besonderes Investment mitgebracht: seine Schwester Yasmine.
Doch der kompromisslose Sohan verlässt sich nicht nur auf Edelsteine und Seide, duftmäßig setzt er auf Rose, Rosa Pfeffer, Vetiver, Sandelholz, Safran und Adlerholz (Oud). Kostbare Ingredienzien, denn nichts Geringeres passt zu Uncompromising Sohan. Und selbstverständlich zeigt der Kaufmann aus Ägypten auch gleich nach dem Aufsprühen, wer hier der Boss ist. Adlerholz, Rosa Pfeffer und Safran stellen sich gleich zu Beginn des Duftes einem olfaktorischen Machtkampf: Holzig-würzige Noten dominieren, mit deutlich medizinischen Aspekten durchsetzt und von rauchig-ledrigen Akzenten untermalt. Vetiver streut eine Prise Erdigkeit in das würzige Duftgemenge. Zart florale Noten halten sich dezent im Hintergrund.
Mir gefällt Uncompromising Sohan richtig gut. Die gemeinsame Nennung der Duftnoten Rose und Adlerholz (Oud) ließ mich schon befürchten, es könnte sich hierbei um einen weiteren Rose-Oud-Kandidaten handeln, die den Markt mittlerweile ja fast schon überwuchern. Dass es hierbei einige richtig tolle Düfte gibt, steht selbstverständlich außer Frage. Aber aus der Masse stechen – wie so oft – eben nur wenige hervor. Unser Sohan hier besitzt zwar auch beide Komponenten, doch liegt hier das Gewicht eindeutig auf der gewürzig-rauchigen Seite. Adlerholz und Safran – zwei Kostbarkeiten, die für unseren Uncompromising Sohan gerade gut genug sind – bilden hier eine wahrlich köstliche, orientalisch anmutende Melange. Ein wirklich toller, sehr präsenter Duft, der m. E. durchaus auch von Frauen getragen werden kann.
Bewitching Yasmine von Penhaligon’s
Die Schwester des Uncompromising Sohan ist nun also jene Yasmine, der Penhaligon’s die Eigenschaft „bewitching“ zugeschrieben hat. Verlockend, betörend, verzaubernd, Bewitching Yasmine scheint ein wahr gewordener Traum aus Tausendundeine Nacht zu sein. Dieser orientalische Vamp befindet sich nun auf dem Weg nach London, wo auch schon ihr Bruder äußerst erfolgreich war. Der damaligen Zeit ist es geschuldet – man darf nicht vergessen, dass die Duftstory im 19. Jahrhundert spielt –, dass Bewitching Yasmine in London keineswegs karrieretechnisch durchstarten will, sondern ihr Glück im Ehehafen sucht. Ein mit Sicherheit sehr gut situierter, angesehener Londoner mit besten Manieren wird sich der jungen Ägypterin annehmen und sie in die ehrwürdigen Kreise der Londoner Society einführen.
Sie ist in ihrer ganzen Erscheinung sanft und leise. Gleichzeitig umgibt sie eine starke Aura. Manch einer empfindet sie als kühl und unnahbar. Aber wie so oft trügt der äußere Schein. Sie hat erkannt, dass sie gut ankommt und ist fest entschlossen, nie wieder nach Ägypten zurückzukehren. Dort ist alles so alt … Seitdem ihr Bruder die Heimat verlassen hat, um seinen eigenen Angelegenheiten nachzugehen, hat auch sie beschlossen, ihr Leben in die Hand zu nehmen und ihre Träume zu leben.
Jetzt also, auf dem Weg nach London, ist sie ohne Rückfahrtticket unterwegs. Sie ist auf der Suche – auch nach einem Ehemann. Es sollte ein Mann mit Format sein und am besten aus dem Establishment. Sie freut sich auf das grüne und angenehmere Klima Englands. Ihre Eleganz, ihre zarte Ausdrucksweise und ihr gesamtes Erscheinungsbild sind anmutig.
Ihren Zauber verströmt Bewitching Yasmine durch eine Mischung aus Jasmin, Weißen Blüten, Kardamom, Kaffee, Adlerholz (Oud), Weihrauch und Vanille. Kleinster gemeinsamer Nenner mit ihrem Bruder und damit auch das Verwandtschaftsmerkmal scheint wohl das kostbare Adlerholz zu sein, auf dem sich die Duftkomposition beider Geschwister aufzubauen scheint. Doch auch die anderen Ingredienzien locken meine Nase: Kardamom … Mjamm! Kaffee … Um die Uhrzeit dringend nötig und in Düften m. E. ohnehin völlig zu Unrecht unterrepräsentiert! Duftsnamensvetter (oder heißt das in dem Fall Duftnamenscousine?) Jasmin und Weiße Blüten können interessant umgesetzt sein. Weihrauch und Vanille schaden auch nie. Ich lasse mich überraschen, ob mich die verzaubernde Yasmine auch in ihren Bann zu schlagen vermag.
Direkt nach dem Aufsprühen vernehme ich zart-gewürziges, mit Weihrauchakzenten durchzogenes Adlerholz, das mir die Tür zum Duftgeschehen öffnet. Alsbald wird der Duft cremiger und auch floraler, doch ist es die Vanille, die sich zielsicher und -strebig den Weg in die Arme des ledrig-ambrierten Adlerholzes verschafft. Innig und vertraut genießen die beiden ihre Zweisamkeit. Man möchte schon meinen, Bewitching Yasmine habe ihren Traumprinzen gefunden und lasse sich nun sanft in die Basis des Duftes hinübertragen. Doch ein Tässchen schwarzer Kaffee, aromatisiert mit der frischen Würze grünen Kardamoms, belebt den Duft und schenkt ihm neuen Schwung. Auch die Weißblüter werden nach und nach intensiver, halten sich aber doch eher im Hintergrund und überzeugen vielmehr durch eine weiche und sanfte Cremigkeit, die Bewitching Yasmine ungemein gut steht.
Der Tierkopf des Flakons trifft den Nagel auf den Kopf: Yasmine ist eine schnurrende orientalische Katzendame, die sich einem lasziv um die Beine streicht, um sich im nächsten Moment auf genüßlich und räkelnderweise auf dem Schoß ihres Duft- und Kuschelopfers niederzulassen. Warm, weich und verführerisch präsentiert sich Bewitching Yasmine. Ein wunderschön gourmandiger Oud-Duft voller sinnlicher Momente und einer gehörigen Prise Sexappeal. Diese Yasmine wird eine Schar von Verehrern um sich scharen … in Londons High Society und in der Welt der Parfumliebhaber. 😉
Damit verabschiede ich mich für heute von Euch, liebe Leser! Nächste Woche widmen wir uns den beiden weiteren Düften des dritten Kapitels der Portrait-Kollektion.
Bis dahin wünsche ich Euch eine schöne Woche!
Liebe Grüße,
Steffi
… aus Dir ist ja ein echtes Fan-Girl geworden, gnihihii 😀
Kann ich aber verstehen – ich mag die Aufmachung der Kollektion wirklich gerne, mit all den Figuren, den netten Geschichten und den Flakondeckeln, die mir ausnehmend gut gefallen, obschon ich normalerweise nur auf die inneren Werte gepolt bin 😉
Hihi, ja 🙂
Bei den Düften stimmt einfach das Gesamtpaket: Optik, Story und Duft. Mit der Kollektion hat Penhaligon’s echt einen Treffer gelandet. 🙂