Nachdem wir uns letzte Woche schon die beiden Pineider-Düfte Classica di Magnolia und Bianco di Bulgaria unter die Nase gehalten haben, sind heute Cuoio Nobile und Colonia Ambrata an der Reihe. Auch diese beiden stammen aus der Feder von Luca Maffei, jenem jungen Italiener, der bereits von Kindesbeinen an die Welt der Düfte, der Parfums kennenlernen durfte. Sein Vater arbeitete für Unternehmen wie Symrise und andere internationale Duft- und Aromenhersteller, so war Luca Maffei von klein auf mit Duftpröbchen, bekannten Parfümeuren und namhaften Dufthäusern vertraut.
Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft in Mailand zog es ihn mit Anfang zwanzig nach Grasse, wo Françoise Marin zu seiner Mentorin wurde und ihm alles über die Rohstoffe, Parfums und deren Herstellung beibrachte. Mit Mitte zwanzig kreierte er für das italienische Schreibwarenimperium Pineider den Duft Cuoio Nobile. Dieser gehörte 2012 zu den Finalisten in der Kategorie Best Niche Perfume bei der Accademia del Profumo in Mailand. Und eben jenen möchten wir u. a. heute verkosten. 🙂
Cuoio Nobile – Das edle Leder
Würzig-helle und funkelnde Noten von Bergamotte, Galbanum, Lavendel und Mandarine gehen voran, gefolgt von einem kräftigen Leder-Zypressen-Duo in den Herznoten, das sowohl weiche und feine Ledernoten als auch frische Holznoten bereithält.
Patchouli, Tabak, Eichenmoos und Tonkabohne unterstreichen und stabilisieren die Komposition. Kultiviert, sanft und anspruchsvoll – das ist „Cuoio Nobile“ aus dem Traditionshaus Pineider.
Luca Maffei versammelt die Duftnoten Bergamotte, Galbanum, Lavendel, Mandarine, Leder, Zypresse, Eichenmoos, Patchouli, Tabak und Tonkabohne, um daraus einen Duft zu kreieren, der uns namentlich edles Leder verspricht. Und, schon beim Aufsprühen merke ich … bei Cuoio Nobile ist der Name Programm: Zarte, zitrische Ledernoten strömen mir entgegen, dezent floral und fruchtig akzentuiert. Auf meiner Haut verfällt der Duft plötzlich, als hätte man einen Schalter umgelegt, der dunklen Seite der Macht: Tiefschwarze und knarzige Ledernoten übernehmen das Duftruder und wälzen all jene zarten Zitrusnoten darnieder, die mein Näschen vorhin so fröhlich-ledrig umspielten. Dunkle Holznoten, eine kühle Erdigkeit und aromatisch-rauchige Tabaknoten unterstreichen den düsteren Charakter von Cuoio Nobile. Nach und nach besänftigt sich das Dunkelleder, wird heller, weicher, geschmeidiger, fast schon wildlederartig. Im Ausklang sorgen die vanilligen Noten der Tonkabohne dafür, dass Cuoio Nobile zu einem richtig entspannten, ja fast schon kontemplativen Lederduft wird. Toller Duftverlauf, toller Duft! 🙂
Der Teststreifen bleibt, was den Duftverlauf angeht, recht lahm. Auch hier beginnt Cuoio Nobile mit Hesperiden und Leder, doch dann driftet der Duft in eine etwas eindimensionale, nichtssagende florale Fruchtigkeit ab, der sehr dezente Ledertupfen innewohnen. Wieder ein Indiz dafür, dass nichts über den Hauttest geht. 😉
Pineider – Colonia Ambrata
Spontan assoziiere ich mit dem Namen ein ambriertes Kölsch (mmh, lecker!). Vermutlich soll sich Colonia Ambrata eher auf ein ambriertes Cologne beziehen, denn auf das obergärige Vollbier. Auch die Duftnoten Efeu, Bergamotte, Veilchen, Rose, Kaschmirholz, Ebenholz, Patchouli, Eichenmoos und Labdanum (Zistrose) lassen nicht unbedingt auf das alkoholische Malzgetränk schließen. 😉
„Colonia Ambrata“ balanciert zwischen Tradition und Moderne und beginnt mit säuerlich-herber Bergamotte sowie grünen Efeuranken, um den strahlenden Auftakt perfekt zu machen.
Warmes Kaschmirholz, Veilchen und eine süß duftende Rose erfüllen das elegante Herz mit Licht und Leben. Zarte, anmutige und fein austarierte Noten von Ebenholz, Eichenmoos, Patchouli und Labdanum führen „Colonia Ambrata“ von Pineider zu einem wundervollen Ausklang.
Im Auftakt beginnt Colonia Ambrata mit den herb-grünen Noten von Bergamotte und Efeu, die aber recht schnell von warm-weichen Holz- und ambrierten Ledernoten eingeholt werden. Der Duft zeigt sich als sehr komplex und in sich geschlossen. Die Duftnoten verschmelzen zu einer sinnlichen und wunderschön warmen Einheit. Bei Colonia Ambrata ist der Unterschied zwischen Haut und Testtreifen nicht so gravierend wie bei unserem ersten Kandidaten heute, was auch an dem weniger ausgeprägten Duftverlauf liegen mag. Und doch sind Abweichungen erkennbar.
Auf meiner Haut wirkt der Colonia Ambrata viel wärmer, balsamischer und auch etwas dumpfer. Zwischendurch erschnuppere ich den etwas ungewöhnlichen Duft von Knete, was allerdings nicht störend auffällt. Der Teststreifen dagegen ist heller, luftiger mit deutlich floralen und frischeren Akzenten, die der balsamisch-warmen und ambrierten Holznote ganz wunderbar stehen. Hätte ich die Wahl, würde ich hier den Teststreifenduft bevorzugen, obwohl mir auch meine Hautvariante echt gut gefällt. Colonia Ambrata passt für mich hervorragend zum trüben und irgendwie grauen Herbstwetter draußen. 🙂
Damit verabschiede ich mich für heute und werde den hoffentlich trockenen restlichen Tag mit dem Sohnemann Kastanien sammeln, durch goldgelbe Laubhaufen tollen und in Pfützen springen. 😉
Euch einen schönen Tag und liebe Grüße,
Steffi
Schreibe den ersten Kommentar