Pitti Fragranze 15 – Teil 2

Heute kommen wir nun endlich zu den duftenden „Inhalten“ der Pitti Fragranze, die ich Euch versprochen habe.

Wie so oft bei der Pitti oder auch der Esxence fand parallel erneut die „Unscent“ statt, eine von dem italienischen Vertrieb Intertrade organisierte Ausstellung, die jedes Mal ein bestimmtes Motto verfolgt oder einen bestimmten Künstler im Fokus hat und die Brands, die bei Intertrade unter Vertrag stehen, mit einbindet. Das diesjährige Thema war „Fragrance Is Who You Are“:

„UNSCENT ‘Fragrance is Who You Are’ ist das Ergebnis der ju?ngsten Zusammenarbeit von Intertrade und dem bekannten niederla?ndischen Ku?nstler Toshy, dessen ausdrucksstarke und mitreißende Erza?hlkunst, Freistil- Portra?ts und Bilder die Aufmerksamkeit zeitgeno?ssischer Kunstexperten und -liebhaber rund um den Globus gewonnen hat.
Fadelli fu?gt hinzu, dass „Parfu?m Teil der Identita?t eines Individuums ist“; es beeinflusst, wie wir von anderen gesehen werden und an was wir erinnert werden. Ein Duft beschreibt unsere Perso?nlichkeit, er definiert wer wir sind und er zieht uns an. Auf dieser Grundlage beinhaltet unser Kunstprojekt den Ausdruck und die Kreation unterschiedlicher Identita?ten, bei denen Parfu?m der Protagonist ist, denn durch Parfu?m wird jede Perso?nlichkeit einzigartig.“ Der Ku?nstler Toshy sagt dazu: „Fotokompositionen bestehen aus den Gesichtern von Menschen aus unterschiedlichen Ethnien, die wiederum Bilder verschiedener Menschen ergeben. Das Konzept symbolisiert die Idee, dass Parfu?m die Perso?nlichkeit eines jeden Einzelnen beeinflussen kann.““

Die Intertrade Group hat eine ganze Menge Marken im Vertrieb. Angekündigt und gezeigt wurden an Neuheiten, die uns interessieren 😉 –>

A Lab on Fire California Snow, eine tolle „Öko“-Rose, sprich: ein Röslein, von viel Grün umrankt, ein erdverbundenes.

„Go from headlands to cedar grove to desert. You are carried away on gusts of coastal sage, above the city and into the hills. The lights below match the stars in the sky. A breeze blows rosebuds and dust. This is California snow. Dawn meets boundless light and embraces you. A song rises as whisper: You are who opens within.„

… und My Own Private Teahupo’o, ein maritimier Surferduft mit stark ozonigen Noten und einer interessanten Salz-Ylang-Mischung, die natürlich an Meerwasser auf der dick eingecremten Haut erinnert.

„Calm origins. Thrilling ends.
A drop of water in Antarctica. A thunderous wave in Tahiti.
Shimmering sunlight through a curtain of breaking liquid glass.
A salty mist follows. An offshore wind bears flowers.

(…and this is how Teahupo‘o looks like)“

Andrea Maack hatte Dual und Soft Tension bereits letztes Jahr veröffentlicht, mir sind sie dennoch raus. Soft Tension ein relativ zahmer und sehr moderner Freesienhauch mit Noten von Tee und Moschus, Dual ein schöner Unisex-Sprössling mit Ingwer, sauberem Zedernholz und Pfeffer. Marke „Sichere Bank“, aber da ich ein Ingwerfan bin, mochte ich ihn gerne.

Andrée Putmans Kollektion hat man um Tubéreuse Interdite erweitert, eine Tuberose, die ich mir nochmals näher ansehen muss – Femme Fatale, ganz klar, die alle Weißblüherregister zieht dank Unterstützung von Gardenie und Orangenblüten, ich meine auch, einen Hauch Tier registriert zu haben …

Eight & Bob hatten einen Neuling mit im Gepäck, der auf den Namen Champs de Provence hört – eine moderne Unisex-Lavendel-Interpretation, die in die Sauberecke tendiert.

Die Iren von Roads hatten gleich fünf neue Düfte am Start – Art Addict, End Game, Flower Mountain, Fool Around und Unsaid. Ich finde die ganze Kollektion ja klasse – extravagant, besonders, einige sehr hübsche Düfte darunter. Testet sie mal, wenn Ihr die Gelegenheit habt.

Ich meine, das wäre es an wesentlichen Neuheiten gewesen hinsichtlich der Unscent, widmen wir uns also der Restmesse …

Neuheiten von der Amalfiküste – Eau d’Italie & Altaia

Marina und Sebastián sind ein schönes und darüber hinaus überaus sympathisches Paar, wie ich schon mehrfach erwähnte. Es freut mich jedes Mal, die beiden zu treffen und mit ihnen zu plaudern – erst recht, wenn sie duftende Neuigkeiten mit dabei haben.

Rosa Greta hat eine wahnsinnig schöne Geschichte:

„In 1938 Greta Garbo suddenly vanished from Hollywood.
Later the paparazzi discovered her secret hideaway:
a stunning villa in Ravello on the Amalfi Coast, overlooking
the blue of the Mediterranean, its gardens fragrant with
blooming clusters of the famous Ravello Rose.

Marina und Sebastián waren wohl in besagtem Hotel und entdeckten dort das Schildchen, das von „moments of happiness“ oder so ähnlich berichtete, die Greta mit ihrem Liebhaber dort geteilt haben soll. Sebastián empfiehlt das Hotel, die Sicht sei einmalig – siehe Bild … haach … Rosa Greta ist im übrigen ebenfalls toll – eine helle, fruchtig-frische Rose mit Litschi und Tee, die eine komplexere und intellektuellere Schwester von Juliette has a Gun’s Miss Charming ist.

Tuberose in Blue ist die Neuheit von Altaia. Der Name beruht auf einer Kindheitserinnerung von Sebastián:

„In 1978 Sebastián sailed from Buenos Aires to Spain aboard a gracious 1940s steamer with his family. The three-week cruise included many a port of call, the first being Rio de Janeiro, where Sebastián took a trip up the Corcovado mountain. The ascent was via a narrow road on which the old car gently progressed in a swirl of cobalt-blue butterflies, the sweet smell of tuberose wafting in through the open windows.“

Sebastián erzählte mir, dass die Luft voller blauer Schmetterlinge war und eben von diesen Blüten geschwängert, von denen er bis heute nicht weiß, ob es wirklich Tuberosen waren oder nicht, dennoch stand diese Erinnerung Pate für Tuberose in Blue, die mir außerordentlich gut gefallen hat. Sie dürfte auch Tuberosenzögerern gefallen, denn sie ist keine männerfressende „In your Face“-FSK18-Vertreterin ihrer Gattung, sondern eine leichte, nektarsüße, ein herrlicher Sommernachtstraum. Einer, der bei mir ganz klar sofort in den Test gehen wird, da er von seiner Ausprägung her, seiner Ausstrahlung, seinem Naturell eine Ähnlichkeit mit einem meiner absoluten Lieblingsweißblüher aufweist, mit Van Cleef & Arpels Gardénia Pétale.

Nostalgisches Flair aus Frankreich – Oriza L. Legrand

Bei Oriza gab es nicht so viel Neues, wie ich Fotos gemacht habe – aber mir gefiel der Stand so wahnsinnig gut, die Dekorationen passten so herrlich zu dem Vintage-Stil der Marke, findet Ihr nicht?

Kommen wir aber zu den Neuheiten: Ein Cologne-Trio, das in dementsprechend großen oder vielmehr größeren „Abgabemengen“ in den Verkauf kommt. Ich mag das Konzept: Ein Splashflakon zum Nachfüllen und ein kleiner Flakon zum Sprühen für den täglichen Gebrauch.

Cologne Extra-Vieille, eine eher klassische Cologne-Interpretation mit vielen Zitrusfrüchten und schönen Kräutern, L’Eau de Corse, mein Favorit mit Bitterorange, Myrte, Labdanum sowie La Fleur d’Oranger, eine liebliche Orangenblütenimpression.

Duftendes aus Florenz – Traditionelle Dufthandwerkskunst von Farmacia SS. Annunziata

Ich hatte erst neulich das Vergnügen, die deutschen Texte für Farmacia SS. Annunziata zu schreiben und habe mich dabei glatt neu verliebt (in Isos, die schöne Pfeffer-Pfefferminze und, man glaubt es kaum, in einen Ambraduft, in Ambra Nera). Anlässlich der Messe durfte ich die Familie hinter der altehrwürdigen Apotheke endlich kennenlernen – und zwar bei einem intimen Meet & Greet direkt vor Ort in den „heiligen Hallen“. Davor allerdings ging es auf der Messe natürlich auch zum Stand, der von dem italienischen Vertrieb Gida Profumi betreut wurde. Nebenbei bemerkt: Das ist Standard bei der Pitti – viele Marken werden dort von ihren Vertrieben vorgestellt bzw. präsentiert, was gerade für kleinere Brands mit Sicherheit eine Erleichterung ist, weil sie somit mehr Personal vor Ort haben, sich besser abwechseln können. Das nur zur Erklärung, denn bei Gida, ergo im direkten Umfeld von Farmacia SS. Annunziata fanden sich noch ein paar mehr Marken …

Hier die Kollektion von Farmacia SS. Annunziata, deren Neuheit Eden ist, ein sehr schöner Unisex-„Feigling“.

Darüber hinaus möchte man in absehbarer Zeit die Verpackung der Körperpflegeprodukte umstellen und hofft auf Feedback – liebe Leser/innen, welche Option gefällt Euch prinzipiell besser (die es dann als Duschgel und als Bodylotion gibt), die transparente oder die weiße? Die Familie würde sich sehr über Feedback freuen 🙂

Sinfonia di Note und Place des Lices fanden sich auch bei Gida, letztere sind neu und erinnerten mich etwas an eine italienische Variante von Comptoir Sud Pacifique.

… wie Ihr seht, mein absoluter Liebling: Die Raumdüfte, die Gida mit im Sortiment haben. Ich liebe diese „Pulle“ aus böhmischem Kristallglas! Was meint Ihr? Sie liegt im VK bei circa 350 Euro mit einem Liter Duft (500ml fasst das Glas, 500ml gibt es als Refill dazu). Ich weiß, das ist knackig – aber ich könnte mir dennoch vorstellen, dass es gut läuft, zumal es nichts Vergleichbares im Raumduftbereich gibt, der Flakon echtes und sehr hochwertiges böhmisches Kristallglas bietet, das an und für sich schon teuer ist, die Flasche wirklich unfassbar schön ist und meiner Meinung nach auch zu jedem Wohnstil passt. Ach ja, ebenfalls wichtig: Es gibt ein paar ganz tolle Raumdüfte in der Kollektion – einen Vanille-Holz-Duft, der mich sehr an Tom Fords Tobacco Vanille erinnert, eine saftige Mango und noch ein paar andere Schönheiten. Ich muss wohl in diesen Apfel beißen, ich gestehe, ich brauche so eine Flasche einfach …

Meet & Greet in der Farmacia

Neben Santa Maria Novella ist die Farmacia SS. Annunziata die zweite große und altehrwürdige Apotheke in Florenz, die heutzutage für ihre Düfte und ihre Pflege bekannt ist (und sich darauf konzentriert). Über Santa Maria Novella, die deutlich touristischer aufgezogen ist, hatte ich bereits letztes Jahr berichtet, dieses Jahr hatte ich das Vergnügen mit der sehr sympathischen Inhaberfamilie der Farmacia SS. Annunziata, die direkt um die Ecke des Doms liegt.

Viel Vergnügen mit den Impressionen!

Danach ging es zum Essen noch in die Stadt und zum mitternächtlichen Eis an den Dom (dort sind wirklich viele und sehr gute Eisdielen, aber andererseits … wo gibt es schlechtes Eis in Italien?). Auf dem Weg nach „Hause“ stolperte ich bei Miu Miu vorbei, der Zweitmarke von Prada … und muss sagen, dass ich schon jetzt abschließend behaupten kann, dass der neue Stiefel von ebenjenen auf Platz Eins meiner persönlichen Liste der hässlichsten Schuhwerke dieses Jahr steht als auch einen ewigen Ehrenplatz bekommen wird …

😉

Morgen geht es weiter, meine Lieben – bis dahin alles Liebe

Eure Ulrike