… hat diese Bewegung zutage gefördert – Pröbchen satt habe ich noch hier, die Pitti in Florenz hat bereits Ausblick darauf geschaffen, was in nächster Zeit noch passieren wird, welche Neulancierungen uns demnächst ins Haus stehen. Dazu dieser Tage mehr – heute beschäftigen wir uns aber zuerst mit Byredos Neuling Velvet Haze und Etros ManRose.
Velvet Haze ist brandneu, Byredo hat gerade erst seine Beschreibung des Duftes erweitert. Zu lesen ist unter anderem Folgendes:
„Velvet Haze is inspired by the very evocative 1960’s music and cultural movement: a sense of freedom and hope and a clear aesthetic that remains an inspiration today.“
Des Weiteren:
„The velvet haze is that daze state that carries us to artificial paradises, that ardent moment where eternity seems finally regained. The opulence of the scent embarks us in a psychedelic whirlpool reminiscent of the hypnotic beauty of a bonfire. Along this exhilarating path, the sweetness of coconut water soon gives way to the feverish power of patchouli leaves. The air is dry and the atmosphere is lazy. An experience of all senses that the velvety cacao and the wild musk enrich with their earthy envelope.“
Letzte Woche hatten wir es mit Woody Mood von Olfactive Studio erst von den Blumenkindern, da die Fotografie zum Duft von einem waschechten Hippiefotografen stammt. Jetzt haben wir es mit Velvet Haze mit einem Duft zu tun, dessen Name, ob nun gewollt oder nicht, auch der Name einer Cannabispflanze ist, einem Sativa-dominanten Hybrid. Darüber hinaus gibt es auch eine Band aus den 60ern, die diesen Namen trägt und wohl ein One-Hit-Wonder war …Passt zum Thema, beides 😉 Aber kommen wir zurück zum eigentlichen Duft, der als Noten Ambrettesamen, „Kokosnusswasser“, Patschuli, Kakao und Moschus angibt. Moschus und Ambrettesamen sind mehr oder weniger doppelt gemoppelt, denn der Samen des Abelmoschus oder auch Bisameibisch, der zu den Malvenartigen gehört, verströmt einen latent an Moschus erinnernden Duft.
Für mich ist Velvet Haze auf eine Art ein typischer Byredo-Duft – und weibliche Fans der Marke, die ebensolchen Düften zugetan sind, wird er vermutlich auch nicht enttäuschen. Ich stehe ihm dennoch ein wenig ratlos gegenüber: Er hat etwas … Psychedelisches, könnte es haben, weil er a) sehr verdichtet wirkt, b) ziemlich gut zu der Frau auf dem Foto passt, die, einen verträumt-provokanten Blick aufgesetzt, vielleicht soeben irgendwelche bewusstseinserweiternden Rezepturen genossen hat oder zumindest gerne welche konsumieren würde, und c) weil er einer Art süßem, hypnotischem Nebel gleicht. Dieser betört mich, erinnert mich an irgendwas … Duftendes, DUFTENDES.
Natürlich weiß ich aber nicht an was, an welchen anderen Duft … doch, ziemlich exakt in diesem Moment fällt es mir ein: Velvet Haze hat eine ähnliche Strahlkraft und gleichzeitige Süße wie Juliette has a Guns Romantina, der allerdings etwas heller ist und floral(er). Wer Romantina, den ich im übrigen besitze, kennt, wird wissen, dass er haarscharf auf der Grenze balanciert, und zwar zwischen Ich-MUSS-Dich-Haben-Begehrlichkeit, eigentlich -Sucht, und Nervfaktor. Ich schätze ihn sehr, allerdings dosiert und eben zu besonderen Gelegenheit, es ist kein Duft für jeden Tag, und zwar genauso wenig wie Velvet Haze, der definitiv eine Schwester im Geiste ist.
Velvet Haze ist kuschelweich und moschuslastig, sehr süß und schwer wie eine große pastellroséfarbene Schäfchenwolke … oder auch eine Haschischwolke, wer weiß das schon ganz genau 😉 Es ist ein schöner und auf eine Weise leichter Duft, gleichermaßen aber auch opulent, dicht gewebt, voluminös und betörend, insofern nicht unbedingt der von mir immer wieder zitierte Immergeher für jede Alltagssituation.
Ob ManRose ein solcher ist? Wir werden sehen – und schauen uns erst einmal an, was Etro zu ihrem neuesten Streich zu sagen haben:
„„Wenn jemand eine Blume liebt, die es nur ein einziges Mal auf all den Millionen und Millionen von Sternen gibt, dann macht es ihn glücklich, nur wenn er sie ansieht.“ (Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz, 1943)
ManRose – ein schmeichelnder Duft für einen eleganten und kosmopolitischen GentleMan, der entspannt und selbstbewusst mit Konventionen umgeht und Sanftheit als Stärke definiert. Außergewöhnlich und maskulin offenbart das Herz von ManRose die Aura einer edlen Rose. Dieses Parfum sollte man keinesfalls nur als Inbegriff von Weiblichkeit interpretieren.
Die Rose wird seit der griechischen Antike als eine mystische Blume bezeichnet – sie war, ist und wird immer ein geschlechterübergreifendes Symbol der Schönheit, der universellen Perfektion, Leidenschaft, Unschuld und Eleganz sein.
Mit ManRose zelebriert Etro die Tradition des Hauses, ein Parfum auf Basis einer Hauptduftkomponente zu inszenieren.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Kardamom, Szechuanpfeffer, Elemiharz; Herznote: Türkische Rose, Weihrauch, Geranium; Basisnote: Moschus, Ambra, Patchouli, Leder, Vetiver, Hölzer
Männer und Rosen passen ganz exzellent zusammen, eigentlich … Denn es gibt gar nicht so viele Rosendüfte für Herren – oder wenigstens Unisexrosen. Dabei, Ihr wisst es sicherlich, sind Rosendüfte vor allem auch in deren Heimat bzw. dort, wo sie herkommen, in arabischen Gefilden, ganz typisch für Männer. Sie finden sich dort in etlichen Attars, eine vollkommen gängige „Kombination“, wenn Ihr es so wollt.
Eine kühle Schöne ist sie, Etros ManRose, die mich mit Weihrauchnebel und zitrisch-herber, von Pfeffer gewohnt gekonnt und kokett akzentuierter Bergamotte begrüßt, die den Duft sportlich-dynamisch wirken, gleichzeitig aber auch aquatisch-maritim-wässrige Akzente aufkommen lassen. Fragt nicht, es wundert mich selbst, ist aber der Fall – und nicht unserem betörenden Byredo-60er-Jahre-Kind geschuldet 😉 Der Eindruck bleibt, rückt aber in den Hintergrund zugunsten unserer Protagonistin, einer zitrischen Rose, fruchtig und junggeblieben, die für mich erfreulicherweise einige Aspekte einer Teerose aufweist. ManRose bleibt wie das Wetter dieser Tage – kühl. Im Falle des Duftes ist das äußerst begrüßenswert, ich mag ihn so nämlich richtig gerne. Das versprochene Leder ist auf meiner Haut nicht wahrnehmbar, auf dem Teststreifen entdecke ich es subtil und glatt im Hintergrund. Dafür holzt es auf meinem Handgelenk ganz gewaltig, was mir überaus gut gefällt.
Ein Love-Child von Etros Via Verri Vintage (der hellen Gewürzrose, es gab mehrere Editionen, irreführenderweise alle mit dem gleichen Namen) sowie Penhaligon’s Elixir. Und genau das richtige für den latent melancholischen Hipster und Großstadtabenteurer mit Hang zur Intellektualität. Das meine ich jetzt vollkommen ironiefrei und mit einem ordentlich gezückten Daumen nach oben 🙂
Einen schönen Abend Euch und viele liebe Grüße,
Eure Ulrike
P.S.: Überflüssig zu erwähnen – ManRose ist auch eine WOManRose und Velvet Haze hält bis übermorgen 😉
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