… haben gerade eine Fortsetzung erfahren, und zwar mit Agarbathi und Paithani.
Wie viele Düfte gibt es denn eigentlich schon in der Trade Routes-Kollektion? Ich konnte es aus dem Stehgreif nicht sagen und habe nachgeschaut: Halfeti, Empressa, Oud de Nil, Alizarin, Lothair, Levantium und As Sawira gibt es bisher, mit den beiden Neulingen sind wir also bei neun Düften angekommen. Bis auf Alizarin, As Sawira und Oud de Nil haben wir alle bereits im Blog vorgestellt – ich glaube, ich hole das nochmal nach, denn bisher mochte ich die Kollektion sehr gerne. Worum es geht hat Penhaligon’s sehr hübsch in einem Satz zusammengefasst:
„Around The World In Fragrance“ – die Trade Routes
„Transported by the breeze of Time to an era of Exploration and daring adventure, Penhaligon’s collection Trade Routes is infused by the vast array of exotic ingredients that arrived into the London docks at the end of the 19th century.
Known as the Warehouse of the World, the docks were dense with the opulent and the fantastical and the air overhead filled with a fragrant pot pourri. Tea, spice, silk, pearls, rum; all found on the homebound Clipper merchant ships, menaced by privateers and pirates and serenaded by the Trade Winds.
This rich collection offers a journey to magical, distant lands.“
Das Setting ist toll – es erinnert mich an Abenteuerliteratur oder -filme, an Krimis in historischem Gewand. Klar denkt man hier an kostbare Handelswaren, an Perlen und Gewürze, Seide und andere erlesene Stoffe … und weniger an dreckige Straßen, hygienische Probleme und so weiter. Aber das muss man ja auch nicht in dem Zusammenhang, es darf geschwelgt werden in einer geschönten Impression 😉
A Trip to India – Agarbathi & Paithani
Nach Indien entführen uns Penhaligon’s mit ihren beiden neuesten Kreationen – lassen wir uns doch gleich mal einstimmen mit ein paar visuellen Eindrücken, meine Lieben!
Ich kann immer schwelgen, lustvoll, in Bildern aus Indien – so vielgestaltig ist das Land, das ich so gerne mal bereisen würde. War jemand von Euch schon mal dort?
Vorerst muss ich mich wohl mit olfaktorischen Impressionen begnügen, auf die ich allerdings schon gespannt bin, sie lesen sich nämlich toll …
Von Heiligkeit, Weihrauch und göttlichem Jasmin – Agarbathi
Agarbathi ist als Herrenduft klassifiziert, so zumindest auf der Seite von Penhaligon’s, die ihn folgendermaßen beschreiben:
„A plume of incense smoke signals a timeless, wordless peace. But whilst tranquility reigns, the rush of bergamot and pink berries reminds us of all of Life and its pulsing beat. The sacred resin Oliban blends into one with the omnipresent incense and a milky-skin deep accord. Garlands of Himalayan Jasmine, God’s own flower, hang ready outside, for the wedding festival to adorn the heads of guests. The jasmine, blends with the incense and lifts with light the sombre vetiver and the fragrant Indian sandalwood. Another sign of the sacred, and of Life.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Palo Santo, Rosa Pfeffer, Jasmin; Herznote: Weihrauch, Milch, Jasmin; Basisnote: Vetiver, Sandelholz, Wildleder, Tannenbalsam.
Ein Weihrauchduft, ein kontemplativer, ganz klar … hatten wir davon neulich nicht schon mal einen, der ebenfalls asiatische Klosteranlagen zitiert? Bingo – es war Figment Man von Amouage, mit dem es uns ebenfalls nach Bhutan verschlagen hat – lest hier. Figment Man ist allerdings ganz anderen Charakters, sehr viel karger, reduzierter, weniger gefällig als Agarbathi – und das meine ich vollkommen wertneutral, weil mir Figment Man äußerst gut gefallen hat und ich immer noch überlege, ob ich ihn nicht für die kommende Herbst-/Winterzeit haben möchte, muss, whatever …
Und während ich noch schreibe und über den kühlen Weihrauchauftakt sinniere, den mir Agarbathi präsentiert, dessen Noten von rosa Pfeffer kühn meine Nase kitzeln … ist er annähernd verschwunden, der Weihrauch, als ich besagtes Näschen wieder über mein Handgelenk schweifen lasse. An seine Stelle getreten sind knackig-knarzige Holznoten, die … bei näherem olfaktorischen Herantasten doch Weihrauch offenbaren, der hier allerdings die Hölzer unterstreicht, deren Knarzigkeit, die bisweilen fast kokelig daherkommt. Das hat Schmackes, duftet einnehmend und interessant – und sieht sich darüber hinaus kokett kontrastiert von weichen Anklängen von Milch, deren cremige Facetten von Jasmin verstärkt werden. Warm ist sie, definitiv – und auf der Seite des Holzes wärmt das Sandelholz auf bekannt-beliebt balsamische Art und Weise. Grün findet sich kaum, wir haben es hier vorwiegend mit Erd- und Steintönen zu tun, Grau-Braun-Taupe-Tönen, und doch … Nadelbäume. Das dunkelgrüne, fast lackfarben wirkende Grün von aromatisch-ätherischen Nadelbäumen blitzt hin und wieder hindurch, der ansonsten überaus trockenen Holzigkeit Kühle stiftend.
Ein schöner, geistvoller Geselle ist es, komplex und charaktervoll – und für einen Engländer fast zu kantig, Kompliment! 😉
Farbenpracht, Freude und Gewürztee – Paithani
Paithani zielt auf die Damenwelt, so zumindest haben es Penhaligon’s bestimmt und beschreiben ihn wie folgt:
„When travelling through India one is confronted with the jewels of Nature and recurring moments of beauty that touch the Divine. (Our recent London experiences of smog are long forgotten as we barter for silks.)
Our mountain train’s arrival into Bombay was greeted by an explosion of sound that dazzled our reverie and shook us awake. Vivid colourful saris, Paithani, swirl all around, and to complete the sensory overload, before long there is the welcoming smell of spicy hot tea! Added to it, as tradition dictates, an agreeable explosion of spice (cardamom, nutmeg and pepper – the fragrant holy trinity). The soothing aspect of a silky, milky rose, serves as a rousing caress. Soon there is the famed cedar from Himachal Pradesh that blends with the smell of leather trunks. Because travel has always been the greatest feat of independence. And to best capture the feeling of our faithful companion, the sun – bountiful, low and full – rich amber infuses and illuminates the end of the day.“
Chai, Chai, Chai! Ich rieche ihn wirklich, das, genau DAS ist Chai, der sich da auf meiner Haut wohlig wabernd ausbreitet. Meine Nase klemmt am Handgelenk, während Paithani an Komplexität und Tiefe gewinnt … und ich denke an Serge Lutens‘ Arabie, an eine indische Variante dieses wundervollen (arabischen) Duftgemäldes. Ja, doch, genau das könnte Paithani sein und ich meine das vollumfänglich als großes Kompliment. Chai mit viel Milch, wunderbar würzig-warm, eingehüllt in zarten Weihrauch-Zedernholz-Nebel und von Jasmin cremig untermalt. Ein Hauch frisch-fruchtiger Rose, subtil im Hintergrund verharrend, sowie Wildleder, samtig und sacht – das ist wirklich wunderschön und bedarf eigentlich keiner weiteren Worte.
DEN solltet Ihr testen, meine Lieben! Obschon ich eigentlich mittlerweile eher kühleren Düften zugeneigt bin, was meine persönlichen Tragegewohnheiten angeht, bin ich doch schwer begeistert von Paithani, der mich im übrigen auch entfernt an Elixir erinnert. Die beiden sind Geschwister im Geiste, obschon Elixir selbstredend keinen Chai offeriert – dennoch, wer ihn mag, kommt um einen Versuch hier nicht drumherum.
Ein schönes Wochenende wünsche ich Euch, meine Lieben –
viele herzliche Grüße,
Eure Ulrike
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