Heute begeben wir uns auf eine Reise in mediterrane Gefilde. Begleitet werden wir von keinen Geringeren als New Study / postcard von Miller et Bertaux und L’Or du Sillage von Simone Andreoli. Sommer, Sonne, Strand und ganz viel Mittelmeer werden wir zu uns ins aktuell mal mehr, mal weniger warme Deutschland holen. Kommt Ihr mit auf diesen Ausflug? Dann packt Eure sieben Badesachen ein und schwupps … geht es auch schon los! 🙂
Miller et Bertaux – New Study / postcard
Auf eine Mittelmeerinsel entführt uns das kreative Duo Francis Miller und Patrick Bertaux. Auf dieser Insel, die das künstlerische Refugium Miller et Bertaux’ darstellt, leben und wirken die beiden kunstschaffenden Allrounder. Hier schreiben und zeichnen sie, hier lassen sie ihren Gedanken zu neuen Parfumkreationen freien Lauf. Der jüngste Spross aus dem Hause Miller et Bertaux trägt den charakteristisch nüchternen Namen New Study / postcard. Wir Duftliebhaber wissen natürlich, dass man aus dieser Nüchternheit in der Namensgebung keine Rückschlüsse auf den eigentlichen Duft ziehen kann. 😉
Die Beschwörung des mediterranen Lichts, Orangenhaine, wilde Zitronen, die sich auf der roten Erde sammeln, Kräuterbüschel, die an Marktständen verkauft werden. New Study / postcard ist ein ruhiges und friedvolles Parfum. Wie das Nachdenken am Meer, ein Sonnenuntergang, den man von der Terrasse eines Cafés beobachtet, natürlich eines Hippiecafés …
Orangenschalen und frische, saftige Blätter, spritzige Zitronen und immer wieder grüne Halme, die sich zwischen den zahlreichen Zitrusfrüchten emporrecken, um das Licht des Mittelmeers zu erreichen. Die besondere Zartheit weißer Blüten, die sich im Hintergrund halten, vermengt sich mit weichen Holznoten. Hier und da ein wässriger-fruchtiger Hauch von Feigen und ein tief empfundener innerer Frieden.
Zur kreativen Unterstützung holten sich Miller et Bertaux wie gewohnt den französischen Parfümeur Stéphane Coez ins Boot, der aus den Duftnoten Orange, Zitrone, Grapefruit, Gras, Weiße Blüten, Hölzer, Feige und Kokosnuss das olfaktorische Postkärtchen bastelte. Mein Schnuppernäschen macht vor Freude beinahe einen Hüpfer, denn die hier versammelten Duftnoten könnten einen Duft ergeben, der genau nach meinem Geschmack ist. Zitrusfrüchte, Feige, Gras … lecker! 🙂
Und so startet New Study / postcard mit einer prächtigen Hesperidennote. Erfrischend-spritzig und süßlich-herb, mit deutlichen und authentischen Orangen- und Grapefruitnoten, die mir sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Zart, aber dennoch präsent zeigt sich New Study / postcard im Auftakt, dessen Zitrusfruchtsalat alsbald von cremig-sanften Nuancen untermalt wird, die ich den Weißen Blüten zuordne. Ultrahelle Holznoten sorgen für trockene Akzente, während Feige und Gras grün-fruchtige Noten mit ins Spiel bringen. Kokosnuss kann ich im Hintergrund erahnen, doch hält sich die oftmals etwas selbstdarstellerisch veranlagte Duftnote in New Study / postcard dezent zurück. Sie fügt sich demütig in das komplexe Duftgeschehen ein. Brave Kokosnuss! 😉
Der Teststreifen zeigt sich bei diesem Duft leider ein wenig widerspenstig. Oder ist es vielmehr der Duft, der nicht mit dem Papier kann? Hier mutiert New Study / postcard zu einem quietschigen Brausebonbon mit Zitrusfruchtaroma. Ein Duftverlauf ist auf dem Teststreifen wahrnehmbar. Der Duft wird nach einiger Zeit weicher, runder, doch an die herrliche Ausprägung des Hauttests kommt der Papierstreifen bei weitem nicht heran.
New Study / postcard ist wahrlich ein wunderschöner sommerlicher Hesperidenduft, voller Luftigkeit, Leichtigkeit und Transparenz. Ein kontemplativer Duft, absolut ruhig und friedvoll. Dieser Ausflug auf die Miller et Bertauxsche Mittelmeerinsel macht definitiv Lust auf Meer … und mehr. 🙂 Für alle Freunde von entspannten Sommerdüften ist New Study / postcard mindestens ein Must-Try, wenn nicht gar ein Must-have.
Simone Andreoli – L’Or du Sillage
Zweites Ausflugsziel am heutigen Tage ist die Côte d’Azur. Ganz standesgemäß betrachten wir die strahlend blaue französische Küste nicht von der schnöden Uferpromenade aus oder vom überfüllten Strand. Nein, wir befinden aus auf der Flybridge einer Luxusyacht, die vor der azurblauen Küste ankert. Für mich nichts Neues. Täglich blicke ich von der Flying Bridge meines Lebens auf die Küsten des Alltags, dessen oftmals klirrend kalte, meistens aber herzenswarme Fluten mich tagein, tagaus umspülen. 😉
Inmitten der Schönheit mediterraner Landschaften entstand ein neuer Duft, der die Essenz des Sommers enthält. Eine Hommage an die Côte d’Azur aus der Perspektive der Flybridge einer Luxusyacht.
Der Duft beginnt mit einer scharfen Bö aus der Frische von Bergamotte, Petitgrain, rosa Pfeffer und Kiefernnadeln und offenbart daraufhin seine anspruchsvolle Eleganz durch holzige Noten wie Zypresse und Zedernholz. Die Basis der Komposition wurde vom kostbaren Interieur eines Luxusboots inspiriert und zeigt dieses durch Eichenmoos, durch die Weichheit von Wildleder und die Stärke von Patschuli.
L’Or du Sillage ist die Erinnerung an eine Party mitten auf dem Meer mit vielen Freunden und voller Fröhlichkeit. In Richtung Sonnenuntergang fahrend teilt der Kiel das Wasser und die Sonne scheint in ihren wärmsten Farben, sodass sie eine goldene Spur hinterlässt. Diese leuchtende Spur ist L’Or du Sillage.
Duftnoten: Bergamotte, Petitgrain, Rosa Pfeffer, Kiefernnadeln, Zedernholz, Zypresse, Eichenmoos, Wildleder, Patchouli.
Mit holzigen und würzig-harzigen Noten beginnt L’Or du Sillage, die alsbald sanfter und milder werden. Bergamotte und Petitgrain sorgen für ein herb-grünliche Hesperidenakzente, rosa Pfeffer für eine dezente Schärfe. Hölzer und Leder gewinnen L’Or du Sillage mehr und mehr die Oberhand. Vor meinem inneren Auge sehe ich die mit Pinien bewachsenen Felsen der Côte d’Azur vor mir. Diese Nadelholznoten trägt L’Or du Sillage definitiv in sich. Sie verleihen dem Duft eine würzig-dunkle Holznote, die sich wunderbar an das geschmeidig-weiche Wildleder schmiegt, das L’Or du Sillage ebenfalls innewohnt.
Der Teststreifen zeigt auch hier ein deutlich anderes Bild. L’Or du Sillage ist auf dem Papier viel heller und weniger maskulin, geprägt von ausdrucksstarken Zitrusnoten, die alles andere in die Knie zwingen. Wüsste ich nicht, dass es sich auf dem Papierstreifen um den gleichen Duft wie auf der Haut handelt, ich würde nicht darauf kommen … Krass! Wieder einmal ein Indiz dafür, dass man sich vor dem Kauf eines neuen Parfums nie auf den Teststreifen verlassen, sondern immer einen Hauttest durchführen sollte.
L’Or du Sillage von Simone Andreoli ist ein ganz anderes Kaliber als unser erster Kandidat heute. Viel dunkler, maskuliner und herber. Aber dennoch zeichnet sich auch dieser Duft durch seine Gelassenheit, seine Ruhe, seine Entspanntheit aus. Dieser Duft ist definitiv kein Haudraufkracher mit Aftershave-Aroma, sondern eine wohltemperierte, ausgeklügelte und komplexe Kreation. Transparent, aber doch präsent überzeugt L’Or du Sillage auf ganzer Linie.
Damit kehren wir nun langsam wieder zurück in die heimischen Gefilde und verabschieden uns von Mittelmeer, Strand und azurblauen Wellen. 🙂
Kennt Ihr die beiden Düfte? Wie gefallen sie Euch?
Herzliche Grüße,
Steffi
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