Figment – Mit Amouage reisen wir heute nach Bhutan …

… und zwar mit deren neuem Duftduo Figment, dem dritten Kapitel der Portraits of Life (nach Journey und Myth):

„Figment is an expression of the Bhutan of my imagination. Neither fantasy nor reality, it is an olfactory hologram, composed of the fragments that make up the intense beauty of life,” says the Amouage Creative Director. “This fragrance manifested itself in my imagination as the most perfect opera, viewed across space and time through antique enameled opera glasses. It comes to life for me on a stage adorned with a profusion of silk threaded with floral embroideries that gradually transform into a delicate divine garden.“

Mastermind ist einmal mehr Christopher Chong, der Creative Director von Amouage, der schon seit Jahren für die Kreationen des Hauses zuständig ist. Seitdem Chong im Haus ist, ist das Storytelling um Welten besser, vielmehr – seitdem gibt es eines. Inspirationen, Geschichten zum Duft werden seither von wundervollen Bildern und vor allem auch Imagefilmen begleitet, so auch hier:

FIGMENT FILM from Amouage on Vimeo.

Ich habe kurz bei uns im Archiv nachgesehen – mittlerweile ist das Blog nach … wievielen Jahren, acht, neun? Meine Güte, wie die Zeit vergeht … Ok, nochmal 😉 Mittlerweile ist das Blog zu umfangreich, als dass ich mich an alle Artikel erinnern könnte, selbst wenn es meinen eigenen sind. Im Falle der Portraits of Life-Linie ist das nicht der Fall – das Journey-Duo fehlt noch, Myths hatte Steffi bereits rezensiert, seht hier. Es fehlen ein paar der neueren Düfte, das werden wir noch ändern. Heute allerdings beschäftigen wir uns zuallererst mit Figment.

Das Königreich Bhutan ist nicht das erste Mal Inspirationsquelle für einen Duft, mir fällt selbstredend sofort Dzongkha ein von L’Artisan Parfumeur (die Amtssprache Bhutans). Wiki hilft hinsichtlich der Daten:

„Bhutan liegt in Südasien und grenzt im Süden an die indischen Bundesstaaten Sikkim, Westbengalen, Assam und Arunachal Pradesh (von Westen nach Osten) sowie im Norden an Tibet (China). Die Oberflächengestalt Bhutans ist vom Himalaya geprägt. Über 80 Prozent des Landes liegen in über 2.000 m Höhe. Das Land hat mit 38.394 km² etwa die Größe der Schweiz. Mehr als zwei Drittel des Königreiches Bhutan sind bewaldet.“

Die Fauna Bhutans ist faszinierend in ihrer Vielfalt:

„Die zum großen Teil unberührten Wälder Bhutans beherbergen eine große Zahl geschützter und seltener Tier- und Pflanzen-Arten. So wurden beispielsweise Tiger in Bhutan in einer Höhenlagen von über 4000 Meter gesichtet. […] Auch der Leopard, der Schneeleopard, der Nebelparder und eine Bären-Art leben als weitere Fleischfresser in der Region. Der Serau, das Moschustier, das Blauschaf, Hirsch-Arten und Waran-Arten sind die wichtigen Beutetiere der Raubtiere. Auch einige Herden des Asiatischen Elefanten sind in den Wäldern Bhutans zu finden.Da jede Klimazone über eine eigene Flora und Fauna verfügt, findet man in Bhutan auf kleinstem Raum eine enorme Artenvielfalt, da die verschiedenen Höhenstufen unterschiedliche Artenspektren aufweisen. Es finden sich tropische Arten in den Tälern (z. B. Elefant), Arten der gemäßigten Zone (beispielsweise Hirsch-Arten, Wolf) in den mittleren Höhen wie auch Hochgebirgsarten (beispielsweise der Schneeleopard, das Wildschaf) in den Bergen bis in Höhenlagen von über 5000 Meter. Die Herpetofauna (Amphibien und Reptilien) ist ebenso vielfältig – Himalaya-Salamander (Tylotriton) finden sich ebenso wie die Königskobra, die Lochotter (Trimeresurus) und Waran-Arten.Die Himalaya-Zone ist für Vogelkundler interessant durch eine Vielzahl von Fasan-Arten, Kranich-Arten und Geier-Arten.

Bhutan hat große Flächen, ca. ein Viertel der Landesfläche als Nationalparks ausgewiesen – das erscheint in Anbetracht dieser Artenvielfalt überaus sinnvoll. Natürlich gibt es auch Menschen in Bhutan 😉 … auch hier ist Vielfalt angesagt:

„Nach Angaben der Regierung hat Bhutan 1,2 Millionen Einwohner. Die Bevölkerung Bhutans setzt sich aus drei Gruppen zusammen: den im westlichen Hochland lebenden, im Mittelalter aus Tibet eingewanderten Ngalongs, einer Schicht, der auch das Königshaus angehört, und den im östlichen Bergland lebenden, ethnisch den Bergstämmen Nord-Ost-Indiens nahestehenden Sarchops, wobei beide Gruppen durch ihre Zugehörigkeit zum Buddhismus verbunden sind, sowie als dritte Gruppe den im Tiefland an der indischen Grenze überwiegenden Süd-Bhutanern (nepalesische Bhutaner oder Lhotshampas). Etwa drei Viertel der Bevölkerung gehören zum tibetischen Völkerkreis. Die Lebenserwartung liegt im Durchschnitt bei etwa 67,88 Jahren.“

Bhutan oder auch Druk Yul, das Land des Donnerdrachen – ein paar Impressionen zur Einstimmung für Euch 🙂

Beginnen wir heute einmal mit dem Mann – Figment Man:

„In Figment for Man spielt Christopher Chong kunstvoll mit den Kontrasten von Illusionen. Seine Fantasie scheint fast grenzenlos, wenn er die erhabene Schönheit dieser Szenerie mit floralen und frischen Noten von Zitrone, Geranie und rosa Pfeffer ausmalt.

Das leuchtende Herz dieses Duftes aus Sandelholz bildet einen klaren Kontrast zu den animalischen Noten und Vetiver und mündet in einer rauchigen Note und einem Lederakkord, die das Unbewusste berühren.

Die Basis von Figment Man betört mit Labdanum, Guajakholz und einem erdigen Akkord. Die holzigen und balsamischen Noten von Figment Man werden mit einem Hauch Moschus wundervoll vervollständigt.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Zitrone, Geranium, Rosa Pfeffer; Herznote: Vetiver, Sandelholz, Animalische Noten; Basisnote: Erde, Labdanum (Zistrose), Guajakholz.

Wow … Amouages Düfte sind immer reich, voluminös, üppig ausladend. Die früheren Werke sind orientalischer, klassischer, während die neuen Kompositionen kontemporärer sind, aber dennoch sind die Düfte des Hauses aus dem Oman alle opulent und wahnsinnig komplex, die Liste der Ingredienzen mitunter auch ellenlang. Mein persönlicher Liebling ist seit Jahr und Tag Jubilation XXV, der Mann – der schönste (Brombeer)Weihrauch der Welt in meinen Augen, wobei das nicht der einzige Duft von Amouage in meinem Besitz ist 😉

Figment Man … evoziert in meinen Augen umgehend das Bild einer solchen Klosteranlage, wie wir sie oben sehen (Taktshang oder auch Tigernest).

Ernsthaft, tief, geistvoll sind die Attribute, die mir dazu umgehend einfallen, darüber hinaus schafft er spielend den Balanceakt zwischen einer enormen Komplexität und einer gleichzeitigen Klarheit, einer direkten, die fast minimalistisch, aber doch zumindest reduziert wirkt.

Eine Seite von Figment Man ist seine Frische: Eine luzide, klare und klärende, die einerseits hellgelb-zitrisch wirkt, luftig, was außerordentlich gut zu der Höhe Bhutans passt (Ihr wisst, was ich meine? Ein tiefes Durchatmen irgendwo im Wald auf halber Höhe – diese Luft …), und andererseits dezent grün, salzig und verhalten rauchig.

Der hauptsächliche Charakter von Figment Man wird allerdings von zwei Noten kreiert: Einer erdigen Facette, die ich so selten in einem Duft angetroffen habe (und die ich, nebenbei bemerkt nicht nur authentisch finde, sondern darüber hinaus auch wunderschön), sowie animalischen Noten. Wir hatten an anderer Stelle bereits über animalische Düfte diskutiert, unter anderem im Zusammenhang mit Barbara Hermans Eris Parfums sowie Sven Pritzkoleits Civette Intense, seht hier. Es gibt wenige, wirklich wenige animalische Düfte – sie entsprechen nicht dem Zeitgeist. Und zwar weder Parfums im Stil der alten Klassiker, jener Duftdiven, in deren Vintage-Stil Pritzkoleits Zibet-Hommage kreiert wurde, noch moderne Interpretationen wie die von Herman. Ich hatte in dem verlinkten Artikel bereits konstatiert, dass ich mir mehr animalische Düfte wünschen würde und mehr Mut. Mut, sie zu kreieren und Mut, sie zu tragen.

Figment Man zelebriert nicht Omas Pelzmantel, entwickelt auch keine pudrigen oder staubigen Assoziationen, für mich entwickelt er eine animalische Note, die so bezaubernd und wundervoll nach (Groß)Katze duftet wie sonst nur jener Akkord in Mazzolaris Lui, den ich irgendwann einmal als „Pantherkäfig“ bezeichnet habe. Hier haben wir das maskuline Pendant – jenen Schneeleopard in den Bergen, irgendwann an einem kühlen Herbsttag, an dem die Erde noch feucht ist von dem nächtlichen Regen. Wald – hatte ich Wald schon erwähnt? Guajakholz ist immer eine grandiose Zutat aufgrund seiner balsamischen Natur und seiner Wärme, die hier allerdings nur sehr verhalten und subtil mitmischt.

Figment Man ist für mich schlichtweg ein perfekter Mann. Ich will ihn haben – den Schneeleopard sowie den Duft dazu. Und brauche dazu keinen Mann, aber den, dem dieser Duft steht, würde ich sicherlich auch noch nehmen 😉

Weiter geht es mit Figment Woman:

„Figment Woman enthüllt die Anziehungskraft und Pracht eines poetisch geschmückten Gartens, wie ihn sich Christopher Chong vorstellt. Der Duft beginnt exzentrisch mit pfeffrigen und bittersüßen Akzenten von Szechuanpfeffer und Safran, die mit den grünen Noten von Gardenie akzentuiert werden.

Das strahlende Herz des Duftes bildet die Tuberose, die mit den seidigen und sinnlichen Noten von Sambac-Jasmin betört und mit Orangenblüten, Lisylang und Kassie getoppt wird. Dieses anmutige, glorreiche, bezaubernde und hübsche Chamäleon wird mit der holzigen Wärme von Papyrus, Patschuli und einem Hauch Weihrauch perfekt abgerundet.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Szechuanpfeffer, Safran, Gardenie; Herznote: Tuberose, Jasmin, Orangenblüte, Ylang-Ylang, Cassia (Süße Akazie); Basisnote: Iris, Papyrus, Patchouli, Weihrauch.

Hier haben wir also Blümchen … Wie steht es denn mit der Fauna in Bhutan? Neben Nadelbäumen findet man unter anderem mehr als vier Dutzend verschiedene Arten Rhododrendren, mehr als sechzig unterschiedliche Primelarten sowie Orchideen satt, und zwar über sechshundert verschiedene Sorten.

Liegt es daran, dass ich nun die Orchideen nicht mehr aus meinem Kopf bekomme, dass ich jetzt Orchideen wahrnehme? Figment Woman duftet in jedem Fall nicht typisch nach … einem Jasminduft. Oder einer Tuberose. Überhaupt ist es kein typischer Weißblüher. Woran liegt es? Weil dem Duft eine Exotik innewohnt, eine Fremdheit, die meines Erachtens nach aus dem Zusammenspiel von Safran und den Blüten, vor allem der süßeren Cassie, entsteht. Aber fangen wir von vorne an: Der Pfeffer erreicht mein Näschen zuerst, zwickt kokett und offenbart … ein Blütenbouquet, das exakt jene exotische Ausstrahlung besitzt. Warum? Weil es … nach Blumen duftet, fruchtig darüber hinaus, und zwar fremdartig fruchtig, nach gelben Früchten, vielleicht einer Sternfrucht, des Weiteren nach dunkelgrünem Blattwerk, das umrankt und veredelt. Nektarsüße zeigt sich, darüber hinaus aber auch holziger Safran, in seiner Herbheit von Papyrus untermalt. Leise Rauchschwaden und cremige Iris runden Figment Woman ab.

Für mich ein wahnsinnig spannender Duft, vollkommen unerwartet und innovativ. Ihr solltet testen, ich kann es nicht anders sagen 😉

… habt Ihr vielleicht schon getestet? Wie viel Amouage steht in Eurem Duftregal? Und – welches sind Eure Lieblinge?

Herzlichst,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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