… gehen wir heute: Eifrige Leser/innen wissen, dass Jacques Zolty, das frühere Männermodel, von St. Barth aus wirkt und werkelt, einer zugegebenermaßen doch ganz idyllischen Wahlheimat, oder nicht, meine Lieben?
Die Marke gibt es schon eine ganze Weile – und immer dann, wenn es zu ruhig um sie geworden ist und man sich schon Sorgen macht, lanciert Jacques Zolty einmal wieder einen neuen Duft oder gleich gar zwei, wie diese Tage geschehen. Ich selbst mag die Kollektion gerne, habe auch einige Düfte in meinem Besitz (den Signature und Lily Beach), insofern bin ich gespannt, was uns Monsieur heuer präsentiert mit Sparkling Sand und Ombrella Crash.
Sparkling Sand macht den Anfang, und zwar mit folgenden Ingredienzen: Kopfnote: Zitrone, Weihrauch, Wermut; Herznote: Kamille, Aprikose, Iris, Leder; Basisnote: Virginia-Zedernholz, Ambra, Moschus, Vanille.
„Sparkling Sand erzählt die Geschichte der goldenen Sandschätze. Das Glimmen ihrer Körner glänzt in den Augen. Die Fußspuren der Menschen vermischen sich mit denen kleiner Tiere, während die Stimme der Natur eine Einladung murmelt, wenn man ihr zuhört.
Dieser Duft ist der inneren Ruhe gewidmet, die wir verspüren, wenn wir Sand berühren. Ganz gleich, wie viel man von ihm in die Hände nimmt, man kann ihn nicht behalten und ihn sich zu eigen machen. Wie bei den wertvollsten Schätzen – man kann sie betrachten, man kann sie aber nicht besitzen.“
Sparkling Sand könnte ein echter Anwärter sein für mich laue Sommerabende, Abende, an denen ich mir wünschte, es wäre Sommer oder auch für einen sonnigen Herbst. Überhaupt – für Tage, an denen mir nach Urlaub ist, nach Erholung. Und auch für Abende, zum Ausgehen, sollte ich einmal wieder um die Häuser ziehen oder auch nur gediegen irgendwo mit Freunden speisen oder trinken.
Frisch auf der Haut kitzeln mich prickelnde Hesperidenfrüchtchen in der Nase, frisch, zitrisch und saftig, um nur Momente später von samtigen Wildledernoten flankiert zu werden. Diesen wohnt eine Note inne, für die ich schon seit Jahren einen anderen, besseren Begriff suche – mir fällt dazu aber immer nur „Knete“ ein und ich denke dabei an Diors Hypnotic Poison. Diese verdichtete Ledernote, der eine gewisse und sehr spezielle dumpfe Süße innewohnt. Wermut tritt auf meiner Haut deutlich hervor, aromatisch dunkelgrün und herb-würzig, im Zusammenhang mit dem Sand, von dem hier die Rede ist und der Wärme der Sonne, die mich der Duft bereits auf der Haut erahnen lässt, erinnert er mich allerdings an Wasser, an petrolfarbenes, an das Meer, an ein paar Seepflanzen, die darin treiben und sich treiben lassen. Und dann ist da in der Tat der Sand, der für mich samtig-süß nachvollziehbar ist, sonnengewärmt. Auf dem Teststreifen zeigt sich das Ganze hier deutlich aprikosengeküsst, was mit den Wildledernoten hervorragend harmoniert. Meine Haut allerdings will Wermut, Wermut, Wermut … und verschluckt sämtliches Steinobst. Da ich meine Katzendamen hier ungern besprühen möchte, muss ich es Euch überlassen, was auf Eurer Haut vornehmlich zum Tragen kommt. So, wie sich Sparkling Sand bei mir entwickelt, ist er definitiv auch absolut männertauglich, auf dem Teststreifen allerdings ist er für die meisten Männer sicherlich zu feminin. Freunde von Dzing! sollten hier definitiv auch einen Test wagen.
Ombrella Crash ist der zweite Kandidat und wartet mit folgenden Ingredienzen auf: Kopfnote: Rosa Pfeffer, Kiwi, Rhabarber;Herznote: Jasmin, Alpenveilchen, Wassermelone, Maritime Noten;Basisnote: Moschus, Sandelholz, Zitrone.
Ombrella Crash ist ein kleiner Streich, ein Witz, der uns vom Geist der Insel St. Barth berichtet und wie er die Touristen neckt, die sich inmitten eines Tropensturms damit abmühen, einen Regenschirm zu öffnen. Die Insel antwortet darauf mit der Kraft der Natur, stellt die Dinge auf den Kopf und lädt uns ein, den Regen zu erleben.
Der Duft führt uns dahin, uns nach unserem Instinkt zu richten, quer zu denken, mit unseren Gewohnheiten zu brechen und Neues zu tun. Uns selbst mit neuen Möglichkeiten zu umgeben, die wir entdecken, wenn wir den Horizont aus einer völlig neuen Perspektive betrachten.
Wenn sich die Wolken gedrängt am Himmel versammeln, beeilen sich die Inselbewohner, Schutz zu suchen und das Naturspektakel anzusehen. Der Wind weht heftig und das Meer heult: Man erhält die klare Botschaft, dass der Mensch hier keine Macht hat. Nach dem Sturm kommt die Zartheit zurück: St. Barth verströmt dann den Duft nasser Blätter, feuchter Erde und Blumen, die bereit sind, sich bei den ersten Sonnenstrahlen zu öffnen. Die Natur flirtet wieder und die Einwohner lächeln.“
Ein Regen- oder auch Gewitterduft – allerdings, nicht vergessen: auf St. Barth. Bei Gewitterdüften fällt mir natürlich gleich Calé Fragranze D’Autore ein, und zwar Roboris und Fulgor, seht hier: Eine Passion für Gewitter – Roboris, Ride the Lightning – Fulgor. Ein Duft, der die Atmosphäre nach dem Regen einfangen möchte, ist selbstredend Goutals Un Matin d’Orage oder auch Miller Harris‘ La Pluie (den Ihr Euch bitte noch ansehen solltet, bevor die Marke komplett verschwindet – danach sieht es nämlich aus: dass die alten Düfte eingestampft werden, die noch von Lyn Harris sind; sie werden momentan überall verramscht).
Ombrella Crash in jedem Fall ist eigen- und einzigartig. Eine böse Zunge könnte behaupten, dass er auch ein Mainstreamer sein könnte. Könnte er, weil er gefällig ist. Aber er ist nicht alltäglich oder medioker, ganz im Gegenteil. Ich hatte an ähnlicher Stelle bereits einmal den Filmvergleich bemüht, der passt hier ebenfalls: Ombrella Brush ist kein Drama. Und keine Tragödie. Eher ein Feelgood-Duft, ein unbeschwerter. Insofern kann man ihm mangelnden Tiefgang nicht vorwerfen, er möchte kein inhaltsschweres, komplex inszeniertes olfaktorisches Epos sein. Er ist heiter, leicht, fröhlich. Und mit Sicherheit der schönste Melonenduft, den ich jemals geschnuppert habe. Wer hier zögert – nein, keine „In Your Face“-Synthetik-Melone und auch kein vermockert-gäriges Überbleibsel vom Kompost, sondern echte, sommerliche Wassermelone. Eine mit einem Schuss Kiwi, einem Quentchen Rhabarberherbheit und grünem Apfel, so luftig-leicht wie ein fruchtiger Cocktail, am Strand genoßen, das Meer in der Nase und die Füße im Wasser baumelnd.
Ich wundere mich über mich selbst, denn eigentlich ist Ombrella Crash so gar nicht meine Kragenweite, aber … mir bereitet er große Freude und könnte in der Tat eine gelungene Bereicherung für die ganz heißen Tage sein.
Herzliche Grüße vom Schreibtisch,
Eure Ulrike
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