… in den letzten Wochen und Monaten. Irgendwie liest man nicht mehr soviel, neue Düfte gab es auch schon einmal mehr, was mir irgendwann neulich einmal aufgefallen ist. Mittlerweile haben wir doch schon ein stattliches Portfolio, da hat man zugegebenermaßen nicht zu jeder Zeit alle Marken auf dem Radar, wie Ihr Euch sicherlich vorstellen könnt. Umso mehr freut es mich, dass die Marke, die offensichtlich auch ein neues Logo hat (sowie neue Flakons, die gibt es aber schon eine ganze Zeit), alsbald auch wieder in größerer Anzahl bei uns im Shop zu finden sein wird, darüber hinaus dieser Tage ein Pröbchenpaket bei mir eintrudelte mit dem neuesten Wurf der Franzosen, der Kollektion Natura Fabularis:
„Im Jahr 2016 hat im Hause L’Artisan Parfumeur ein neues olfaktorisches Kapitel begonnen. Bei der Kollektion Natura Fabularis konnte Parfümeurin Daphné Bugey ihrer Fantasie völlig freien Lauf lassen, während sie die verschiedensten Variationen eines idyllischen Gartens entdeckte.
Diese Gärten sind das Ergebnis der Fantasie und werden erst bei der Berührung mit der Haut zum Leben erweckt. Die Kollektion Natura Fabularis erfindet bewusst eine fantastische imaginäre Welt voller Stimmungen.
Blätter verschwimmen in ihrer Form und Blumen färben sich in der Fantasie in neue Farben. Daphné Bugey kreierte verschiedene olfaktorische Träume. Wie der furchtlose Gärtner Blumen mit wilden Kräutern orchestriert, offenbart die Alchimie das Unerwartete im Herzen einer jeden Formulierung.“
Daphné Bugey – eine kurze Recherche offenbart ihr bisheriges Schaffen: Le Labo hatte ich im Kopf, hier ist sie verantwortlich für Bergamote 22, Neroli 36, Lys 41 und die schöne Rose 31, die ich besitze. Darüber hinaus hat sie diverse Düfte für Dsquared und Kenzo geschaffen, Eau d’Italies Graine de Joie, einige der Neulinge für Penhaligon’s (The Revenge of Lady Blanche, Roaring Radcliff, Much Ado About The Duke) und etliche mehr, insofern ist sie ganz gewiss keine Anfängerin mehr.
Bei der Natura Fabularis-Kollektion bezeichnet die Zahl hinter den Duftnamen im übrigen die Anzahl der Versuche, der Variationen bis zum (verkaufs)fertigen Duft.
Sechs Düfte sind es, die wir uns heute und morgen unter die Nase klemmen meine Lieben!
Mirabilis 60 habe ich mir als erstes aus dem Paket „gefischt“:
„Daphné Bugey setzt ein Gegengewicht zur oberflächlichen Welt voller Intrigen, indem sie eine tiefgründige, heile Welt erschafft. Räucherstäbchen verbinden uns durch uralte Duftrituale mit den Göttern und dem Himmel. Die Anwesenheit synthetischer Moleküle wie Ambroxan und Moschus transportiert uns daraufhin wieder in die Zukunft.“
Ambroxan, Moschus und Weihrauch sind als Ingredienzen angegeben, mit Sicherheit sind es einige mehr – das Resultat ist ein kontemplativer Geselle, ein überaus ausgeglichener, ausgleichender und friedlich stimmender. Die Räucherstäbchenassoziation bitte nicht falsch verstehen – wir haben es hier nicht mit stinkenden Billigstäbchen zu tun, die man in irgendeinem Ein-Euro-Laden im 100er Pack aufgetrieben hat, sondern mit erlesenen, absolut nicht kratzigen, fein und subtil rauchigen und rauchenden Stäbchen zu tun – die Assoziation stimmt schon. Und ja, es gibt solche Räucherstäbchen, dazu an anderer Stelle in absehbarer Zeit einmal mehr 😉
Mirabilis 60 wärmt, auf eine skinnige Weise. Diese Wärme ist modern, ist kuschelig, hautnah, sacht wie ein Gewebe aus einem Kaschmir-Seiden-Gemisch und duftet genauso kostbar. Aufgrund der dennoch vorhandenen Leichtigkeit, die in dieser Wärme liegt, ist Mirabilis eigentlich ganzjährig tragbar, ungefähr genauso wie ein Kleidungsstück aus eben jenen Fasern. Für mich ist der Duft ganz klar hell hinsichtlich seiner Farbigkeit, eine Mischung aus Wollweiß und Beige, Sandfarben vielleicht. Er ist subtil rauchig, versprüht eine trockene Würzigkeit, aber vor allem Weichheit und jene wohlige Wärme, die eine sehr sinnliche Ausstrahlung besitzt.
Insofern ist Mirabilis 60 mehr Aura als wahrnehmbares Parfum, das dem Umfeld ein keckes „Ich bin parfümiert!“ zuruft, und ein Duft, der sicherlich auch Harz- und Weihrauchzögerer für sich gewinnen kann.
Unser nächster Kandidat ist Glacialis Terra 18:
„Barfuß auf Eis zu gehen, lässt den Körper frösteln. Es ist, als ob frisch sprießende grüne Keimlinge in Eiszapfen transformiert würden. Die Frische ist die des Waldes, wenn die Sonne sich gerade über die Äste ergießt.“
Glacialis Terra 18 nennt zwei Ingredienzen: Vetiver und Absinth, was mich sofort frohlocken lässt – ich liebe Vetiver, regelmäßige Leser/innen wissen es, und Absinth, ja, Absinth gibt es viel zu wenig in Düften. Der Klassiker ist natürlich Absolument Absinthe von Parfums d’Interdit beziehungsweise Absolument Parfumeur, der Linie, die sich ohnehin komplett dem Absinth verschrieben hat. Ansonsten gibt es nicht viel, L’Artisan Parfumeur selbst haben Fou d’Absinthe im Portfolio, dann wird es schon dünn, mir fallen auf Anhieb nur noch Nasomattos Absinth ein (den ich sehr liebe), Mark Buxtons Wood & Absinth, Assenzio von L’Erbolario, A Taste of Heaven von by Kilian, Keiko Mecheris Paname und Serge Lutens‘ Douce Amère.
Glacialis Terra 18 spielt in der Tat mit den Kontrasten, mit dem Kontrast: Grünes Dickicht, die schillernde Grüne Fee Absinth, Wermut, krautig, aromatisch, von der eigen- und einzigartigen süß-schillernden Würzigkeit, der krautigen, die auf eine abstrakte Kühle trifft, Crushed Ice. So trinkt man ihn auch gerne, den Absinth. Um es nochmals zu konkretisieren: Es gibt Düfte, die in der Tat die Haut kühlen, zum Teil aufgrund mentholischer Anklänge – das ist hier nicht der Fall. Nichtsdestoweniger kreiert Glacialis Terra 18 aber eine kühle Anmutung. Vetiver salzt ein wenig, hat aber in allererster Linie eine andere Funktion: Die sich im weiteren Duftverlauf präsentierende Cremigkeit zu unterstreichen und zu verstärken.
Glacialis Terra 18 ist sehr modern und minimalistisch, ich sehe ihn sowohl an Männern als auch an Frauen gleichermaßen. Ansonsten ist er ebenfalls ein echter Immergeher, wie ich zu sagen pflege – jahreszeiten- und anlassunabhängig tragbar, mit ihm ist man allzeit bereit und stets passend olfaktorisch gewandet.
Morgen geht es weiter mit dem verbleibenden Quartett – bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Ulrike
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