… gehört, soweit ich mich erinnere, zu einer der ersten jener namhaften Klamottendesigner, die Düfte produzieren, Mainstreamer im Sortiment haben und dann einen Ausflug in die Nische wagten. Mittlerweile hat ja fast jede/r mindestens eine solche Linie im Sortiment, „damals“ waren es aber meines Wissens nach allerdings nur Dior, Chanel und eben Armani. Armani hat man schon immer auch in ausgesuchten Parfümerien bekommen, Diors Kollektion anfänglich auch, dann war sie eine Zeit lang wie vom Erdboden verschluckt und tauchte danach wieder auf – zuerst nur in den Flagshipstores, danach wieder in Parfümerien. Chanel gab es schon immer bei Chanel – erst eine Weile später kamen einige besondere Point of Sales außerhalb der eigenen Shops dazu. Ich musste natürlich prompt mal nachschauen, seit wann es die ältesten Düfte der Kollektion gibt – 2006, das ist eine ganze Zeit. An dieser Stelle muss ich auch unbedingt ein Lob loswerden: Obschon ich kein Flakonsammler bin, liebe ich die Flakons dieser Linie, vor allem der „alten“ Düfte, deren Kieselstein-Handschmeichler-Kappe wirklich wie ein Halbedelstein aussieht. Ich liebe diesen Kontrast zwischen der runden, wohlgeformten Kappe und dem eckigen Flakon.
Wir haben nach unserem Zusammenschluss mit Nägele & Strubell einige Marken neu im Shop aufgenommen, die unsere Österreicher bereits hatten: Serge Lutens, Tom Ford und by Kilian beispielsweise, darüber hinaus aber auch Armani Privé. So kommen Harmen und ich mit den Rezensionen in Verzug, denn zumindest ich habe immer jenen perfektionistischen Anspruch, möglichst alles abzudecken, was in letzter Zeit überhaupt nicht mehr machbar war, weil eben nicht nur Neulancierungen im Shop gelandet sind, sondern auch Linien, die wir quasi komplett übernommen haben. Dazu gehört auch Armani Privé – Steffi hat Euch bereits einen Großteil der Kollektion vorgestellt – seht hier -, so auch die Oldies but Goldies, die Edelsteinfraktion. Ich werde Euch heute in einer Kurz-und-Knackig-Rezension die noch fehlenden Düfte vorstellen.
Vorhang auf also für: Rose d’Arabie und Oud Royal, Rouge Malachite und Vert Malachite.
La Collection Des Mille Et Une Nuits – Düfte aus 1001er Nacht
Die Collection Des Mille Et Une Nuits umfasst bisher vier Düfte, Myrrhe Impériale und Cuir Noir, die Steffi schon rezensiert hat, sowie Rose d’Arabie und Oud Royal, die heute an der Reihe sind.
„The beguiling lament of the desert. Rose D’arabie showcases the Damask Rose. An ingredient that, for Giorgio Armani, perfectly embodies confident sensuality: it echoes crimson and gold silk, radiant and iridescent, and its melody undulates with sensual curves. Damascena Rose is a cross between Rosa gallica and Rosa phoenicia, both native to the ancient Near East. Extremely fragrant, the white or pink flowers grow in small clusters on dense shrubs. For Giorgio Armani, Damascena Rose is the very incarnation of sensuality. “Rose d’Arabie captures the voluptuous hedonism of the Orient”, points out Mr. Armani. “I wanted a fragrance that resonated like a desert melody. I imagined an intoxicating rose, which could take you directly to its unabashed sensuality.”“
Eine Wüstenmelodie sollte Marie Salamagne (eine noch junge Parfumeurin, die unter anderem bereits für Guerlain, Mugler, YSL, Nina Ricci, Maison Martin Margiela gearbeitet hat) kreieren, eine, die sich um die Rose rankt, genauer – um die Damaszener Rose. Keine Frage, Rose d’Arabie ist eine wunderschöne Rose: Opulent und prächtig, samtig, schillernd in allen nur erdenklichen Rottönen, vor allem aber auch mit Einschlägen von Pink und Magenta, so nehme ich sie wahr. Modern ist sie, sinnlich und feminin, von einer gewissen (Vanille)Süße mit einem Hauch Puder, Safran konturiert subtil auf fein-würzig-trockene Weise, während das Veilchen Bodenhaftung in Form einer gewissen Erdigkeit verleiht und die pudrigen Anklänge unterstreicht. Patchouli findet sich natürlich auch, ist das Kräutlein doch eine perfekte Ergänzung und fehlt deshalb in so gut wie keinem Rosenduft. Wärmende Ambra und edles Unterholz runden den Duft ab.
Rose d’Arabie ist ein tolles Beispiel dafür, dass Rosendüfte nicht gestrig sein müssen oder alt(backen), sondern überaus zeitgemäß gestaltet werden können und dass sie eben doch eine perfekte Wahl sind für einen femininen und kostbaren, edlen Duft.
„Oud Royal showcases the precious and unique Oud Wood. This unique wood is more tantalizing than gold. Mystical and precious, and considered to be a second skin in the Middle East, this distinguished and noble material invites us to discover a captivating Elixir of oriental fragrances. Mystical and sensual, oud oil is made from the dark, resinous heartwood that forms in Aquilaria trees. In the Middle East, high demand has made it so expensive that it is now used only ritually, on special occasions. It has a characteristic woody note, with leathery, smoky and animal accents. It can also express balsamic tones, with floral inflections. Giorgio Armani decided to work with oud oil the same way he would approach a rich gold and silver brocade. With Oud Royal, I wanted to capture the spirit of Eastern alchemy by elevating oud wood — the precious symbol of the Orient itself” explains Mr. Armani. “Treating it as a piece of jewellery is the only way to do justice to its magnificent richness.”“
Evelyne Boulanger (die unter anderem für Nina Ricci und für Van Cleef & Arpels tätig war, einige der CdG-Düfte aus deren Incense Series schuf, Silver für Amouage, Scent 79 für Jil Sander sowie Patchouli Patch für L’Artisan Parfumeur) hat mit Oud Royal einen Oudduft geschaffen, der meines Erachtens nach die Essenz, die Wesenheit dieser fabelhaften Ingredienz perfekt einfängt – ähnlich perfekt, wie es beispielsweise auch by Kilians Pure Oud vermag. Oud Royal zelebriert alle Facetten, die wir an Oud mögen, und das auf europäische Art und Weise, sprich – es ist ein vollkommen tragbarer Oud, dem es dennoch nicht an Charakter mangelt. Reichhaltig und vielgestaltig zeigt sich der Duft, bringt alle Saiten zum Klingen, die Oud so mit sich bringt: Harzwärme, trockene und würzige, sachte Rauchschwaden, von einer subtilen Süße durchzogen. Anklänge von elegantem Leder, herbe Holzigkeit und ein Hauch Tier, alles verpackt in einem balsamischen Ganzen, das für Männer wie Frauen gleichermaßen tragbar ist und für mich in leuchtenden orientalischen Farben, in Rottönen und Gold strahlt. Unbenommen eine Schönheit.
La Collection des Terres Prècieuses – Eine Duftreise in ferne Länder
Rouge Malachite und Vert Malachite sind Bestandteil der Collection des Terres Prècieuses, die, Nomen est Omen, von den Reisen Giorgio Armanis inspiriert wurde. Der zitierte Malachit weist bereits den Weg: Er ist reich an Farben und Strukturen und typisch für – Russland, repräsentiert er doch einen Teil der russischen Kultur, inspirierte Literatur und Tanz (das Ballet von Dmitry Batin), ziert dort Gebäude, wird für die Herstellung von Schmuck als auch Einrichtungsgegenständen verwendet.
Zu Rouge Malachite findet sich leider kein Parfumeur, da muss ich bei Gelegenheit noch weiter recherchieren. Die Ingredienzen allerdings sind selbstredend bekannt: Kopfnote: Rosa Pfeffer, Salbei; Herznote: Jasmin, Tuberose, Ylang-Ylang; Basisnote: Ambra, Benzoeharz.
Rouge Malachite ist ein opulentes Blümchen, das passt allerdings zum Thema Russland als auch zur Farbe Rot und zu den gewählten Ingredienzen, die das Herz des Duftes zum schwelgerischen Vergnügen machen – Jasmin und Tuberose. Dieses kraftvolle Duo dominiert den Duft, cremig und narkotisierend, von einer harzigen Komponente in ihrer Dichte, ihrer Schwere untermalt. Dennoch ist Rouge Malachite nicht erdrückend, obschon die Ingredienzen das hergeben würden – woran liegt es? Am Salbei. Und am Pfeffer. Letzterer akzentuiert, während Salbei auf eine mir bis dahin noch unbekannte Art eine gewisse Herbheit kreiert innerhalb der floralen Wärme und Süße des Duftes, er kontrastiert, was hier allerdings Harmonien schafft und in der Anmutung bisweilen fast zimtig wirkt.
Keine Frage, Rouge Malachite ist trotzdem ein Duft für den großen Auftritt und definitiv eine Diva, allerdings sehr viel tragbarer als man vielleicht anhand der Ingredienzen vermuten würde. Mich würde es auch nicht wundern, wenn der Duft auch bei Tuberosenzögerer Überzeugungsleistung vollbringen könnte 🙂
Vert Malachite wurde von Fabrice Pellegrin geschaffen (unter anderem bekannt für etliche Düfte für Diptyque, Reminiscence und Dear Rose, für Kreationen für Agonist, Mugler, L’Occitane, Ferragamo), der folgende Zutaten verwendete: Kopfnote: Bitterorange, Petitgrain; Herznote: Jasmin, Lilie, Ylang-Ylang; Basisnote: Benzoeharz, Labdanum (Zistrose).
Vert Malachite ist ebenfalls eine üppige Blume, allerdings, wie der Flakon bzw. dessen Farbe schon vermuten lässt – grüner. Und deshalb leichter anmutend, obschon er diesselbe „Dichte“ aufweist, die auch Rouge Malachite innewohnt. Der hier zum Tragen kommende Jasmin hat verschwindend geringe indolische Anklänge, er cremt in allererster Linie, und das überaus großzügig, weswegen die präsente Lilie auch cremiger Ausprägung ist und weniger Frische besitzt, dafür aber auch nicht allzu narkotisierend ausfällt. Cremige, opulente Blütenpracht, von einer sanften Sonnenwärme dank der harzigen Basis, von zart-saftigen Zitrusfrüchten ausbalanciert sowie umrankt von etwas dunkelgrünem Blattwerk. Vert Malachite ist mehr Aura als Parfum, duftet sinnlich und weiblich, ist aber weniger als Parfum wahrnehmbar als vielmehr als gut gepflegte, reich genährte Haut, feminine …
Besitzt Ihr einen Duft aus der Armani Privé-Kollektion oder gar mehrere? Ich für meinen Teil liebe die Rose Alexandrie aufgrund ihrer Frische sowie ihrer zarten Mimosennoten – den habe ich bei mir in der duftenden Privatgarderobe und liebe ihn im Frühling. Und Ihr?
Viele liebe Grüße,
Eure Ulrike
Schreibe den ersten Kommentar