Die Duftbibliothek von Comme des Garçons

Neues Altes von Comme des Garçons sozusagen. Über die Jahre hinweg hatte ich regelmäßig das Vergnügen, mir die manchmal eigenwilligen Kompositionen anzuschauen und bin begeisterter Fan des Hauses. Warum? Die Düfte werden von hochkarätigen Nasen geschaffen, die Konzepte und auch Flakons sind oft im wahrsten Sinne des Wortes schräg. Trotzdem wird der Bogen nicht überspannt. Man hat es mit außergewöhnlichen, aber tragbaren Kompositionen zu tun.

Einige der Series-Düfte waren einige Zeit nicht mehr erhältlich. So entschied man sich bei der Marke, einen Olfactory Library – eine Duftbibliothek – aufzulegen, in der die erfolgreichsten Klassiker wieder angeboten werden.

Mit Freude habe ich auch die beiden schrägen Vögel der Synthetic-Series Garage (Bericht) und Tar (Bericht) entdeckt. Außerdem hatten wir die Series 7: Sweet damals nicht, sodass mit den 2005 erschienenen Nomad Tea und Sticky Cake gewissermaßen zwei Neulinge unter den alten Bekannten sind. Und genau diese beiden schaue ich mir heute an.

Klebriger Kuchen

Sticky Cake ist der Inbegriff des Süßen: faszinierend, weich, sirupartig, gereicht von der sinnlichsten und provokativsten aller Frauen.

Der Duft aus der Series 7: Sweet von Comme des Garçons umgarnt die Sinne mit einer besonders betörenden Mischung.

Es wurde nicht einfach klebrig süßer Kuchen olfaktorisch nachgebildet, wie man dem Namen nach vermuten könnte. Den Noten zu Beginn, zu denen herbe Mandel, süßer Honig und cremige Pistazie gehören, folgt ein ergreifendes Puderherz, das ganz der vornehmen Iris verfallen ist.

Der süße Kuchen wird nämlich von einer sinnlichen, provokativen Schönheit gereicht, einer wahren Femme fatale, die mit gepuderten Wangen und rotem Lippenstift Kopf und auch Nase verdreht. Die weiche Komposition wird mit geheimnisvoller Myrrhe und gezuckerter Milch abgerundet.

Nach dem süßen Auftakt kommt viel, viel Iris auf mich zu mit ihren pudrigen und lippenstiftigen Noten. Trotz dieser Opulenz birgt der Duft von Nathalie Feisthauer eine Geradlinigkeit und Einfachheit, die angenehm ist und einfach perfekt zum Minimalismus von Comme des Garçons passt. Und ach ja, wirklich süß ist der Duft nicht. Was es dann mit Sticky Cake auf sich hat … sei Eurer Fantasie überlassen. Hier würde ich trotzdem sagen, dass Sticky Cake eher der Damenwelt vorbehalten ist.

Die Duftkomposition
Kopfnote: Mandel, Honig, Pistazie
Herznote: Iris
Basisnote: Myrrhe, Zucker, Milch

Comme des Garçons kocht Nomad Tea

Ein Nomade, ein weitgereister Philosoph, der die Tradition fortsetzt, bietet einen Nomad Tea an, eine Süßigkeit, die rau und exotisch ist, kantig und fast ungekocht.

Nomad Tea hat mir auf den ersten Riecher gefallen. Frische Minze, krautig-bitterer Wermut, die mich auch ein bisschen an Zitronenmelisse oder Eisenkraut erinnert haben. Danach kommen Grünteenoten, grüne Geraniumnoten und ein leicht rauchiger Touch zum Ende hin. Nach einer Weile hat meine Haut die Minze heruntergemümmelt und es verbleiben dunkelgrüne, krautig-rauchige Aspekte, die aber alle überaus dezent eingesetzt wurden. Auch hier spricht eine besondere Klarheit aus der Komposition von Marie-Aude Couture Bluche.

Die Duftkomposition
Kopfnote: Wermut, Minze
Herznote: Grüntee, Geraniumblätter
Basisnote: Zucker, Rauchige Noten

Für den Hausgebrauch mundet mir Nomad Tea natürlich etwas mehr als die Irisbombe. Trotzdem hat es Spaß gemacht, wieder einmal in Comme des Garçons Kreationen herumzuschnüffeln. 😉 Das sollte ich bald wieder tun.

Da die Düfte nicht neu sind, wer kennt sie?

Liebe Grüße
Harmen