Superstitious – Von Alber Elbaz und Frédéric Malle …

… haben wir es heute, und zwar mit Frédéric Malles neuester Kreation, Superstitious – Alber Elbaz pour F. Malle.

Alber Elbaz dürfte Fashion-Victims bekannt sein – der israelische Modeschöpfer war bereits bei Guy Laroche tätig, danach bei YSL, heute Saint Laurent, bei Krizia und bei Lanvin, die er Ende 2015 abrupt und vermutlich nicht ganz freiwillig verließ aufgrund eines wie auch immer gearteten Zerwürfnisses zwischen ihm und der Mehrheitseignerin. Darüber hinaus ist sein Name außerdem durch seine Kooperation mit H&M bekannt. Und seit 2016 arbeitet er für Peek & Cloppenburg mit Nachwuchsdesignern, richtet dort auch einen Award aus. In der Vogue war neulich ein netter Artikel über seine Kooperation, seine aktuelle, mit Malle zu lesen – seht hier. Natürlich haben auch viele andere berichtet, so unter anderem die Financial Times, Fragrantica, Allure und Now Smell This, deren Rezension ziemlich gut und treffend ist, wie ich finde.

Hier aber zuerst einmal ein schönes Video mit einem Gespräch von Malle und Elbaz:

Zwei, die sich verstehen – und zwei sehr sympathische, darüber hinaus. Elbaz und Malle kommen auch in einem Interview der britischen Vogue zu Wort, hier nachzulesen. Daraus stammen folgende Zitate:

„Alber was alluding to when he asked me for the smell of a dress. I asked Dominique [Ropion] to offer this masterpiece in the making to Alber. My instincts served me well, as Alber loved it. He especially loved the dry down and asked me to ‚make it bigger‘, so that the warm amber and the deep vetiver would be more present. And he was right – it made it nicer. He has very good taste. The secret architecture of the perfume is like the secret architecture of the dresses he creates.

I loved this process as I realised that, without planning it, we went back to the way great classics, such as Miss Dior or Chanel No.5 were made, respectively by Jean Charles and Ernest Beaux, then offered to Mademoiselle Chanel and to Monsieur Dior. A finished product. And as well as an old process, the scent is something of the past too, because no-one makes floral aldehydics anymore.“ Malle

„It was not just a mix of the two of us, of me and Frédéric, it was more of a chemistry, an alchemistry even, between two people, two ideas, two worlds that came together and became one. So it’s almost like one plus one equals three.“ Elbaz

„You can take it in two different ways. You could take it like a great classic – an understated luxury, that comes like a second skin. The fire under the ice, like a Hitchcock character. But because it’s a type of perfumery that hasn’t been done for such a long time, people can see it very modern at the same time, but with a wave to the past. I think much younger people could see it as very novel – for them it’s like when you take an old brooch and wear it on a jeans jacket. These are the women.“ Malle

Auf der Malle-Webseite lässt man Folgendes zur Kooperation verlauten:

„The illustrious fashion designer Alber Elbaz has met his match in the perfume world. A classic floral aldehydic perfume structures Elbaz’s free-flowing vision of an elaborate fabric in which everyone can find their own beauty: Turkish rose oil and Egyptian jasmine, enhanced by a touch of peach, rest on a bed of amber and frankincense imbued with Haitian vetiver. A final touch of aldehydes sharpens the perfume’s opulence with an urban edge.“

 

Superstitious, „abergläubisch“, ist einer jener raren Duftdiamanten, ein Damenduft durch und durch. Mit Ropion haben die beiden sich natürlich auch einen perfekten Parfumeur dazu gesucht, keine Frage … Im Auftakt zeigen sich selbstredend die versprochenen Aldehyde, die hier auf wunderbare Art und Weise gleichermaßen klassischen Vintage-Charme als auch absolut zeitgemäße Moderne ausstrahlen. Vielleicht ist Superstitious aber auch etwas ganz anderes, nämlich – komplett aus der Zeit gekippt, zeitlos, immerwährend. Das passt viel besser und ich habe das schlichte, elegante Abendkleid dazu schon im Kopf, obschon verschwommen. Es muss … fließend sein, feminin und sinnlich, umhüllen und gleichzeitig erahnen lassen, es verströmt eine zarte und unaufdringliche, keinesfalls vordergründige Erotik und lässt seine Trägerin unwiderstehlich wirken. Man möchte ihr … hinterherlaufen, sie ergründen. Zu den Aldehyden gesellen sich samtig-pudrig-trockene Pfirsichnoten, cremiger, vollkommen unindolischer Jasmin, der wirklich eher an kostbare Körperpflege denn an Blüten erinnert, sowie eine gewisse Rosenfrische, wie von Rosenwasser benetzt. Das Ergebnis ist wunderschön, wie bereits ausführlich angedeutet – elegant, zart, seidig, sinnlich und verführerisch. Die Basis untermalt – warm, samtig-seidig, pudrig, kuschelweich und streichelzart, verhaltenes Sandelholz süßt sacht, Vetiver stiftet einen subtilen Kontrapunkt, salzgrasig.

Superstitious lässt sich schlecht auseinandernehmen, in seine Einzelteile zerlegen – und ist einer der Düfte, bei denen ich es auch nicht gerne machen möchte, weil er als Ganzes „zu mir spricht“: Er ist deutlich Parfum, aber eher in Form einer Aura, einer herrlichen. Und hat für mich eine ähnliche Sprache, obschon sich die Düfte deutlich unterscheiden und ansonsten wenig gemein habe, wie Malles Iris Poudre, das Meisterwerk und einer meiner liebsten Düfte. Insofern, für mich recht klar – ein Kaufkandidat, trotz seines stolzen Preises.

Vielleicht schafft er es ja sogar, wie bei NST zu lesen, eine Renaissance der Aldehyde herbeizuführen? Ich fände es toll!

Schwärmerische Grüße,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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