Wie versprochen setze ich die Duftgeschichten Scent Stories von MiN New York fort, denn es gilt noch einige zu entdecken.
vol 1 / chapter 5: MOMENTO
Ein Parfum voller Tradition. Der Duft lässt uns verblassende Erinnerungen wiedererleben. Der Duft verlorener Schätze, wie eine Schachtel mit alten Fotografien oder Liebesbriefen … Der Besuch eines vertrauten Ortes aus der Kindheit. Der Duft von Liebe und Glück. Bergamotte, Zitrone, Aldehyde, Estragon, Absinth, Lavendel, Gewürznelke, Rose, Jasmin, Verbena auf Guajakholz, Opoponax und Patschuli. Zeitlose Lieblinge. Die guten Dinge.
Momento spürt den Erinnerungen nach und darf auch etwas nostalgisch sein. Altmodisch ist er aber nicht! Schöne Zitrusnoten zu Beginn vermengen sich mit einem wunderbaren Lavendel, dessen Krautigkeit von Rosen- und Jasminnoten gezügelt wird. Verbena greift die Zitrusfrische wieder auf. Opoponax, Patschuli und Guajakholz sorgen in der Basis für eine harzige und meines Erachtens auch geräucherte Note. Eine zitrische, würzige Komposition mit einer spannenden Rauchnote, die nicht nur Leichtigkeit und Freude mitbringt, sondern auch Tiefe, als würde man in Erinnerungen schwelgen, die neben all dem Schönen auch einen Hauch Wehmut mit sich bringen. Wirklich ein angenehmer und vielschichtiger Duft.
Die Duftkomposition
Kopfnote: Absinth, Bergamotte, Zitrone, Aldehyde, Estragon
Herznote: Lavendel, Rose, Jasmin, Verbena
Basisnote: Opoponax, Patchouli, Guajakholz
vol 1 / chapter 6: BARREL
Ein komplexer Cocktail an Spirituosen, Gewürzen, Schmutz, Tanninen und Hölzern: Absinth, Koriander, rosa Pfeffer, Rum, Myrrhe, Orangenblüte, Tuberose, Eiche, Eichenmoos, Leder, Vanille, Patschuli und Vetiver. Offenkundig auf den ersten Riecher. Ein leichter floraler Auftakt gibt den wagemutigen, schönen Noten Raum, die wir in vollmundigen dunklen Spirituosen und in Wein schmecken. Torfig, rauchig, geschmeidig und erdig – der Duft des selbstlosen Gefäßes, das friedvoll ruht und die feinsten Spirituosen über die Jahre bereichert.
Barrel gehört zu meinen Top 3 von MiN New York, das darf ich schon einmal vorausschicken. Auch wenn der Duft schlichtweg „Fass“ heißt, hat er so einiges zu bieten. Ich habe mich ja an der einen oder anderen Stelle hier im Blog als Whisky- und Craftbeer-Liebhaber geoutet. Genau die Noten, die solche Spirituosen so spannend machen, finden sich auch in Barrel wieder. Die fruchtumhüllten Tannine eines dunklen, schweren Barrique-Rotweins, die weichen, würzigen Noten eines Rums, die torfig-rauchigen Noten eines Scotchs oder das Krautig-Medizinische eines schönen Gins. Diese Vielfalt wurde durch zahlreiche Gewürze, Blüten, Leder, Vanille und Eichennoten wiedergegeben. Ich bin wirklich begeistert und bekomme die Nase kaum noch vom Arm. Wer also diese Noten am Gaumen schätzt, sollte ihnen auch als Parfum einmal eine Chance geben.
Die Duftkomposition
Kopfnote: Absinth, Koriander, Rosa Pfeffer
Herznote: Rum, Myrrhe, Orangenblüte
Basisnote: Vanille, Leder, Patchouli, Vetiver, Eiche
vol 1 / chapter 7: MAGIC CIRCUS
Jahrhundertwende, ein Rummel fährt in der Abenddämmerung. Dieser leckere Gourmand besitzt Noten von kandierten Nüssen, Zuckerwatte, Karamell, bestreut mir rosa Pfeffer. Bergamotte, Labdanum, Geranium, Patschuli und Holzspäne wurden so inszeniert, dass sie dieses Parfum zu einem großartigen Wunder machen, das voller Zauber umherwirbelt.
Magic Circus soll nach eigener Angabe ein Jahrmarktduft sein. Die Idee ist nicht ganz neu, da gäbe es bereits Bapteme du feu von Serge Lutens oder den kürzlich von Uli vorgestellten Funfair Evening von Maison Martin Margiela. Magic Circus zielt in eine andere Richtung. Für mich ist das der präsenteste Ananasduft, den ich jemals gerochen habe. Hier und da kommt Ananas einmal vor, aber derart realistisch – wow! Nach und nach kommt eine Karamellnote zum Vorschein, die die Fruchtigkeit umschließt. Eingerahmt wird der süße Duft von holzigen Noten, die ihn vor einer ungebremsten Quietschigkeit bewahren. Ein lebensfroher und verspielter Gourmandduft für Naschkatzen und Ananasfans.
Die Duftkomposition
Kopfnote: Bergamotte, Rosa Pfeffer, Ananas, Zucker
Herznote: Labdanum (Zistrose), Geranium, Nuss
Basisnote: Hölzer, Karamell, Patchouli
vol 1 / chapter 8: OLD SCHOOL BENCH
Eine Erinnerung junger Künstler, die in der Schule Radierungen herstellen. Pinsel, Holzkohle auf Papier, Tafeln und alte Tische. Introspektion. Gestaltung mit unglaublicher Konzentration … Seelen, die auf die Leinwand gegossen werden. Eine nostalgische Studie aus Bergamotte, Angelika, Holzwachs, Geranium, Rum, Schokolade, Zedernholz, Vanille, Patschuli und Vetiver.
Old School Bench – der letzte Duft für heute – ist wie schon Momento auch der Nostalgie gewidmet, immerhin geht es um eine alte Schulbank. Laut Beschreibung geht es hier um den Kunstunterricht, es werden Radierungen hergestellt. Tatsächlich kann ich der Assoziation folgen, es riecht medizinisch nach Holzpolitur, nach Patschuli, der Duft ist ungewöhnlich heftig für MiN-Verhältnisse. Für mich ist dieser Duft schwer zu greifen. Zwar ist die Idee interessant umgesetzt, die Intensität und Wildheit der scharfen und dunklen Noten passen dann doch nicht mehr in eine sepiafarbene Kindheitserinnerung. Vielleicht sollte man sich mehr an dem Bild oben orientieren. Ein Künstleratelier, in dem Farben und Lösungsmittel stehen. Obwohl oder gerade weil der Duft nicht einfach ist, ist er besonders spannend. Ich schätze mutige Kreationen sehr, so auch Old School Bench.
Die Duftkomposition
Kopfnote: Zitrone, Bergamotte, Angelika (Engelwurz)
Herznote: Geranium, Rum, Kakao, Bienenwachs
Basisnote: Sandelholz, Vanille, Patchouli, Vetiver
Nach den Feiertagen kommen die letzten drei Düfte noch an die Reihe mit Namen: Dahab, Onsen und Moon Dust.
Liebe Grüße
Harmen
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