Den letzten beiden Düften aus der La Collection von Armani Privé möchten wir uns heute widmen: Encens Satin und Bois d’Encens. Beide Düfte drehen sich, die Namen lassen es schon vermuten, um den Weihrauch. Das Harz des gleichnamigen Baumes wurde und wird als Räucherwerk und in der Heilkunde verwendet. Bereits in der Antike bekannt, war das Weihrauchharz damals eine kostbare und teure Handelsware. Über die Weihrauchstraße wurde das edle Harz von Südarabien bis die entferntesten Regionen der Alten Welt transportiert. Auch heute noch umgibt den Weihrauch ein Hauch des Besonderen. Wohl auch ein Grund, weshalb ihm in der Armani-Privé-Kollektion gleich zwei Duftkreationen gewidmet sind.
Armani Privé – Encens Satin
Den ersten der zwei möchten wir uns auch gleich unter die Nase halten. Encens Satin, was mit meinen bruchstückhaften Französischkenntnissen soviel wie Weichrauchsatin heißen könnte, soll laut Giorgio Armani folgendes darstellen:
Ein königlicher Duft, umspannt von der unverwechselbar rauchig holzigen Note von Weihrauch.
Giorgio Armani erweckt mit seiner neusten Duftkomposition von Armani Privé La Collection Encens Satin die Vision einer strahlend sinnlichen und legendären rauchigen Note. Encens Satin – ein Duft, bei dem alle Facetten von einem tiefen Leuchten umspannt werden. Ein außergewöhnlicher Zauber, von umschmeichelnden Gewürzen, abgerundet durch raffiniert harzige Akzente. Zwei Weihrauchnoten kamen hier zum Einsatz: ein heller Weihrauch MD (aus Molekulardestillation für besondere Klarheit) und ein eher ambriertes Weihrauchresinoid für einen lebendigen Weihrauch, der von Beginn an bis zum Ende spürbar ist.
Mit den Duftnoten Weihrauch, Ingwer, Kardamom, Patchouli und Zedernholz scheint Encens Satin wahrlich ein gewürzig-holziges Harzbömbchen zu sein. 🙂 Auf meiner Haut beginnt Encens Satin zuerst fröhlich-hell mit einer dezent-zitrischen Ingwernote, um alsbald auf die dunkle Seite der Macht überzugehen. Dunkelgrau bis schwarz und von einer Trockenheit durchdrungen, die ihresgleichen sucht. Kardamom taucht aus den Untiefen auf. Doch kein grüner Kardamom, sondern der schwarze, dessen Aroma von einer herben und eher erdigen Rauchigkeit untermalt wird. Auf wunderbare Weise schmiegt sich das Gewürz in die dunkle und warme Verbindung aus Weihrauch und Zedernholz. Dezente Nadelbaumakzente nehme ich im Hintergrund wahr. Im weiteren Duftverlauf erhält der ohnehin schon warme Duft durch Ambranoten zusätzliche Wärme und Ruhe.
Encens Satin ist auf meiner Haut sehr trocken, sehr transparent und außerordentlich kontemplativ. Wie ein subtiles und wohlriechendes Räucherstäbchen umschwirrt mich der Duft und versetzt mich in eine überaus entspannte und gelassene Stimmung. Von Harzbömbchen kann keine Rede sein. Dieser Weihrauchduft überzeugt mich durch seine unprätentiöse und absolut zurückhaltende Art, die ihn zu einem absolut alltagstauglichen, aber dennoch ungewöhnlichen Begleiter für beiderlei Geschlecht machen.
Auf dem Teststreifen zeigt auch zu allererst hell-zitrischer Ingwer, der mich spontan an ein Eau de Cologne denken lassen würde, wenn ich es denn nicht besser wüsste. Hier verbleibt die Ingwernote weitaus länger als auf meiner Haut. Nach einer geraumen Zeit gesellt sich Kardamom zum botanischen Cousin und auch Weihrauch, Patchouli und Zedernholz tauchen nach langem Bitten endlich aus den Untiefen des Papiers auf. Der Teststreifen bleibt insgesamt kühler, eindimensionaler und Gewürz-Ingwer-lastiger als das kutane Pendant. Mir gefällt meine Hautvariante besser, daher wie immer: Unbedingt auf der Haut testen und sich nicht auf den Teststreifen verlassen! 🙂
Armani Privé – Bois d’Encens
Mit Bois d’ Encens nehmen wir uns nun also den zweiten Weihrauchduft aus der La Collection von Armani-Prive zur Brust, äh Nase. Dieser Duft stammt aus dem Jahre 2004 und vom Parfümeur Michel Almairac, der auch schon für den Armani-Duft Cuir Améthyste verantwortlich war. Von Giorgio Armani erfährt man folgendes zu seiner Inspiration zu Bois d’Encens:
Ich wollte den Duft von Weihrauch aus meiner Kindheit verwenden, er erinnert mich an die Kirchengänge mit meiner Großmutter. Die Tiefe und Wärme des Weihrauchs erinnern mich ebenfalls an den schwarzen Stein von Pantelleria.“ Giorgio Armani
Um den Weihrauch aus seinen Erinnerungen zu kreieren, balancierte er zwei Elemente mit Zauberhand aus: das unberechenbare und flüchtige ätherische Öl und das ernstere und vernünftige, gleichförmige Absolue. Dann suchte er Zeder aus, wegen ihres beigen und milden Dufts, und Vetiver, wegen seiner dunklen, kräftigen und warmen Wurzeln. Der holzige Harzakkord hallt erneut wider – mystisch und feingliedrig. Der intensive und schwarze Kopf stammt aus der vulkanischen Tiefe der Erde, aus der das vulkanische Glas seine Schutzkraft bezieht. Hält man es in der Hand, verbindet es seine wohltuende Stärke mit der magischen Beschwörung des Weihrauchs. Bois d’Encens: ein Duft, der nach Wahrheit und Wissen strebt. Giorgio Armanis persönlicher Duft.
Die Duftnoten zeigen sich in leichter Übereinstimmung mit Encens Satin: Ingwer, Rosa Pfeffer, Vetiver, Zedernholz und Weihrauch bilden die Zutaten des Weihrauchwaldes. Frisch aufgesprüht startet auch diese Duftkreation mit deutlichen Zitrusnoten. Deren fröhlicher Heiterkeit währt aber nicht lange. Das Aroma von rosa Pfefferbeeren gesellt sich zu dem ausgelassenen Ingwer und sorgt für ernstere Akzente, ohne aber die unbeschwerte Stimmung völlig zu zerschlagen. Helle und trockene Holznoten untermalen Ingwer und Pfeffer. Schließlich betritt der Hauptakteur die Bühne: Weihrauch mit seinen charakteristischen Räuchernoten. Im seinem Gefolge schleppt er den Vetiver mit sich, der mit seiner erdigen Wurzeligkeit für eine dezent feuchte und düstere Klosteratmosphäre sorgt.
Bois d’Encens fällt auf meiner Haut deutlich anders aus als Encens Satin. Zum einen ist der Duft viel kräftiger, doch ebenfalls ohne Schwere. Zum anderen ist Bois d’Encens kühler, weniger gewürzig und weniger trocken als das Satinstöffchen. Aber auch der Weihrauchwald ist ungemein kontemplativ und beruhigend. Ein wunderschöner Weihrauchduft, geheimnisvoll und zart zugleich.
Der Teststreifen hält sich an die Devise: Ingwer first! Deutliche Ingwernoten mit einer gewissen kratzigen Schärfe eröffnen den Duft auf dem Papier. Rosa Pfefferbeeren unterstreichen diese durch ihre ganz eigenen aromatischen Noten. Auf dem Papier entwickelt Bois d’Encens mit der Zeit eine trocken-säuerliche Note, die ich nicht richtig zuordnen kann und die ich vom Hauttest so auch nicht kenne. Mit der Zeit verfliegt diese Säuerlichkeit wieder und zurück bleibt ein weicher, holziger, heller und luzider Weihrauchduft – äußerst entspannt, besinnlich und beruhigend. Toll, toll, toll! 🙂
Liebe Grüße,
Steffi
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