Sie lesen sich wie ein tolles entspanntes Wochenende, die drei Düfte der Replica-Kollektion von Maison Martin Margiela, denen wir uns heute widmen: Beach Walk, Funfair Evening und Lazy Sunday Morning. Passt demnach gut zum … Wochenende, dem anstehenden – vielleicht haben wir sogar Glück mit dem Wetter? Das wäre zumindest schon einmal ein Anfang, auch wenn mir hier in Stuttgart kein Strand zum Flanieren zur Verfügung steht.
Beach Walk macht den Anfang, kreiert vom Team Cavallier-Belletrud/Salamagne:
„Nostalgisch, authentisch, antik.
Calvi, 1972 – ein Spaziergang am Meer. Die Füße versinken im Sand, Wellen klatschen an die Beine. Der Strand flimmert unter der gleißenden Sonne. „Beach Walk“ erinnert an einen Sommertag. Frisch wie die Gischt – und ohne Umschweife verschmelzen Bergamotte, Zitrone und rosa Pfeffer. Ein strahlender, sinnlicher Ylang-Ylang erhellt die süchtig machenden Düfte von Kokosmilch, Moschus und Heliotrop.
„Einmal vereint, bilden diese drei Noten einen runden, fast schon mütterlich anmutenden Akkord“, sagt Jacques Cavallier-Belletrud. Cremige Aromen, die eine jodartige Note gerade noch erahnen lassen.
„Beach Walk“ erinnert an einen Tag am Strand: Sonnenstrahlen, Sonnenwärme, Sand auf der Haut, der Geruch von Salz und Sonnencreme am Ende des Tages. Und eine wundervoll belebende Brise.“
Die Ingredienzen des Strandspaziergangs: Kopfnote: Bergamotte, Rosa Pfeffer, Zitrone; Herznote: Ylang-Ylang, Kokosnuss, Heliotrop, Aquatische Noten; Basisnote: Moschus, Zedernholz, Benzoeharz.
Ich ahne schon … der wird vielen gefallen, wäre mein Tipp. Sonne, Sonnencreme und Meerwasser mit einer Ahnung von Salz auf der Haut – danach suchen etliche Duftliebhaber immer und immer wieder und hoffen, diese Impression in einen Flakon gebannt wiederzufinden. Ob Beach Walk das Versprechen einhält?
Ja, tut er. Auf eine sehr junge Art und Weise, den wir haben es hier nicht mit einer parfumigen Sonnencreme zu tun oder mit einem öligen Bronzergruß aus den Achtzigern, sondern mit einer hellweißen Sonnenmilch, die mit der sonnengewärmten Haut verschmilzt. Kokos- und Ylang-geküsst zeigt sie sich, kein Meersalz, dafür eine Ahnung von Jod, das dann doch wieder an Wasser erinnert, an die See, in der man irgendwann mal vor einigen Stunden schwimmen war – oder erst noch geht. Für mich ist es Nachmittag oder später Morgen, die Sonne steht nicht voll am Himmel, es weht eine laue Brise und die Luft ist warm, aber nicht heiß. Entspannt und entspannend zeigt sich Beach Walk, ein relaxter Begleiter femininer Ausprägung (sorry Jungs, den kann ich mir an Euch nicht wirklich vorstellen). Hätte jemand Jil Sander Sun heute entworfen und eben nicht in den Achtzigern – ich denke, das wäre er gewesen, würde er sein. Unbekümmert, feminin, jung und modern, sinnlich, aber auf eine sportliche Art und Weise. Betörend, aber niemals „too much“. Ich fühle mich bestätigt: der gefällt – und das sicher ziemlich vielen von Euch, meine Damen!
Abends geht es dann auf den Rummel – und zwar mit Funfair Evening:
„Santa Monica, 1994 – eine laue Sommernacht, erfüllt von Lachen und mitreißenden Melodien. Die Dunkelheit wird von leuchtend bunten Neonlichtern durchbrochen. Lebendige und leuchtende Farben bestimmen das Bild. Die Luft ist getränkt vom Geruch süßer Leckereien. Gleich beim ersten Einatmen entsteht im Kopf das Bild eines Abends auf der Kirmes. Überall der Geruch von Süßigkeiten, weich und überwältigend … Noten von Apfel und Sternanis vermischen sich mit einem Marshmallow-Akkord auf der Grundlage von Karamell und Orangenblüten.
„Um nicht fade sondern lebendig zu wirken, müssen die köstlichen Gerüche kontrastreich sein“, sagt Jacques Cavallier-Belletrud. „Hier haben wir moschusartige und ambrierte Noten verwendet, kombiniert mit dem zartbitteren Aroma von Petitgrain, das ihnen Profil verleiht.“
„Funfair Evening“ erinnert an einen Abend auf dem Rummelplatz. Schreie und Gelächter. Schlendern durch Marktstände, eine Explosion von Farben und Gerüchen, überwältigende Süße von Zuckerwatte in der Luft.“
Ein Jahrmarktduft – auch hier bietet die Inspiration jede Menge Potential: Kindheitserinnerungen sind es oftmals, Paradiesapfel und Zuckerwatte, gebrannte Mandeln, Popcorn vielleicht oder Schokofrüchte sowie Kandiertes, der seltsam synthetische Rauch, der viele Fahrgeschäfte umgibt, bunte Lichter, Luftballons und Musik. Das zaubert vielen schon ein Lächeln auf das Gesicht – und ist deshalb auch als Duft nachgefragt. Zwei Parfums kommen mir sofort in den Sinn, die diese Inspiration bereits umgesetzt haben – Profumum Romas Acqua e Zucchero und pc02 von Biehl Parfumkunstwerke. Ersterer war und ist ein großer Erfolg, Patricia Chouxs Duft zu Unrecht etwas in Vergessenheit geraten. Leider habe ich beide nicht hier, kann ergo keinen direkten Vergleich machen und muss gestehen, dass mein letzter Test schon einige Zeit her ist, dennoch sind beide eine dicke Testempfehlung, weil sie das Thema ziemlich perfekt umgesetzt haben, wenn auch auf unterschiedliche Weise. pc02 ist die erwachsenere Variante, wohingegen der Profumum-Duft schon sehr sehr süß ist – eine Rezension von pc02 hat Steffi bereits geschrieben, Ihr findet sie hier.
Nun aber zu Funfair Evening – die Ingredienzen: Kopfnote: Petitgrain, Apfel, Birne, Sternanis, Neroli; Herznote: Marokkanische Rose, Tuberose, Orangenblüte; Basisnote: Ambra, Weißer Moschus, Vanille, Karamell.
[Fortsetzung folgt …]
… und zwar jetzt, zum zweiten Mal: ein Teil meiner Rezension ist im digitalen Nirwana verschwunden, leider. Insofern bekommt Ihr sie jetzt einfach nochmals …
Funfair Evening beginnt fruchtig, der erste Gedanke, der mir aufgrund des sehr präsenten grünen Äpfelchens durch den Kopf schießt ist „Ein Jahrmarkt-Aventus?“ … allerdings erübrigt sich diese Vermutung alsbald wieder, denn unser Apfel tritt einen Schritt zurück zugunsten der anderen Eindrücke: Mehlig-süße Birnen, Nektarsüße der weißen Blümchen von Zitrusfruchtgewächsen und eine spritzig-frisch-fruchtige Rose, die immer wieder durchscheint. Keine Angst – die Tuberose ist nicht dominant, sie unterstreicht vielmehr die ohnehin schon vorhandenen Weißblüher in ihrer Strahlkraft. Und dann ist da eben noch der Gourmandanteil: Karamell, vornehmlich als (Pudding)Creme, weniger als Zuckerkruste, Vanillemilch und watteweicher Moschus, von Ambra gewürzt und gewärmt – und mittendrin Orangenblüten, zumindest auf meiner Haut. Das macht auch den Charakter des Duftes aus – fruchtig-nektarsüße Orangenblüten, getunkt in ein deliziöses Dessertbad.
Rummelplätze sehe ich hier nicht so sehr wie bei den oben genannten beiden Kandidaten – nichtsdestoweniger ist Funfair Evening ein hübscher und tragbarer Gourmand, der niemals zuviel wird, weil er nicht pappsüß interpretiert wurde.
Sonntag folgt noch, Nomen est Omen, Lazy Sunday Morning – bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Ulrike
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