… mit den Vanille-Wonneproppen, von denen ich gestern bereits Vanille Cuir und Vanille Gaïac rezensiert hatte. Dem verbleibenden Quartett widmen wir uns heute, allerdings nicht ohne noch einen Blick auf die Inspiration zu der Les Vanilles-Kollektion von Micallef zu werfen:
„In this collection the house Micallef honors an iconic ingredient of perfumery, vanilla. This limited and exclusive collection of six fragrances sublime precious and noble vanilla of Madagascar with rare and majestic essences that will take you directly to the sun. An invitation to travel.“
Erinnert mich ein wenig an Des Filles à la Vanille, die Vanillemädchen, gibt es die überhaupt noch? Ich muss mal recherchieren …
Beginnen wir mit Vanille Patchouli, einer Kombination, die hier ganz ungewöhnlich umgesetzt wurde, nämlich mit Beeren:
„Vanille Patchouli is a fragrance with a voluptuous accord revealing a vibrant start of nutmeg and saffron softened by pink berries and mandarin. The refined notes of Ylang and jasmine affirm the elegance of the vanilla from Madagascar enrolled in the scents of musk, patchouli and precious sandalwood.“
Der Name ist hier … irreführend, denn Vanille Patchouli ist eigentlich kein Patchouliduft und auch kein Grufti, was ja durchaus eine Möglichkeit gewesen wäre … Zu Beginn kann er sich noch nicht so recht entscheiden, in welche Richtung er will, was aber in diesem Falle ziemlich reizvoll ist – alles ist noch offen … Ein kantiger Safrankauz, der um die Ecke lugt, eine gewisse majestätische Strenge vermittelnd, saftige, nicht überreife Mandarinenschnitzchen und Muskatwürze, bisweilen pfeffrig anmutend, von einer subtilen Beerenfrische begleitet, die ich irgendwo in der violett-roten Farbskala verorte. Darunter oder dahinter die beiden Protagonisten, Vanille und Patchouli.
Ich muss sagen, dass mir das recht gut gefällt und ich immer mehr zu der Überzeugung gelange, dass man bei Micallef das mit der Vanille echt drauf hat: Note Vanillée ist dafür ein sehr gutes Beispiel – ein Kundenliebling bei uns, schon immer gewesen, und schmerzlich vermisst, als er eine Zeit einmal nicht mehr verfügbar war. Ich mag ihn auch, diese Rumkugelvanille, und das obgleich ich, regelmäßige Leser/innen werden es wissen, kein allzu großer Vanillefan bin. Trotzdem, vielleicht auch gerade deswegen – die bisherigen Vanilledüfte von Micallef sind zwar süß, weil … na klar, Vanille eben, aber sie sind erwachsen und durchaus facettenreich, keine rein monothematischen Geschichten. Und – es finden sich bisher in allen Düften Ingredienzen, die mir die Vanille „versüßen“, indem sie dieser ein adäquates Gegengewicht spendieren in Form von balsamischen, holzigen oder ähnlichen Anklängen. Mir gefällt’s!
Aber weiter im Text: Vanille Patchouli zeigt auf meiner Haut als auch auf dem Teststreifen eher eine sandelholzige Dominanz, die den Duft zu einem wunderbar hautnahen, warm-würzig-vanille-cremigen Etwas macht. Kontemplativ und sinnlich, sehr sicher nicht nur auf Frauenhaut! Der würde mir sowas von gut auch auf dem passenden Mann gefallen!
Vanille Sambag ist unser zweiter Kandidat:
Vanille Sambag reveals in its bottle a noble and refined fragrance with captivating notes of coconut and star anise supported by the purity of jasmine, iris and Ylang. The powerful note of Sambac is well balanced by the white musk and the vanilla from Madagascar.
Warum sich der Sambac-Jasmin hier mit „g“ schreibt, weiß ich nicht, unabhängig davon haben wir es hier aber mit einem Herzensbrecher zu tun: Ein tropisch anmutender Jasmin, von dem ich hätte schwören können, dass er irgendwo eine Gardenie im Schlepptau hat ob subtil-metallischer als auch latent-pilziger Anklänge. Ylang ist ebenfalls eine Gardeniensorte, kreiert aber im Normalfall besagte Noten nicht – sei es drum, es duftet nach Weißblühern, aus denen zumindest Jasmin deutlich hervorragt, watteweich in seiner Cremigkeit von Moschus untermalt und von ebenso cremiger Vanille zart-würzig geküsst. Iris pudert, lässt sich aber nicht ohne weiteres als solche identifizieren, während der Sternanis sich komplett im Verborgenen hält, eventuell aber für eine gewisse Frische verantwortlich zeichnet. Und dann sind da noch winzige Sprenkler Kokos, die Würze und Süße stiften, gerade so viel, dass man sie entdecken kann, wenn man möchte, aber wenig genug, um Kokoszögerer nicht abzuschrecken.
Vanille Sambag ist einer jener wenigen tropischen Düfte, die auf dem Zusammenspiel von Vanille und Blüten basieren. Es gibt sie, aber in Anbetracht dessen, dass diese Sorte Duft Urlaubserinnerungen weckt und so gut wie jeder Frau vorzüglich zu Gesicht steht, frage ich mich oft, warum es davon nicht noch mehr gibt … hier ist einer, und zwar ein ziemlich guter, meine Damen!
Vanille satt verspricht Vanille Vanille:
Vanille Vanille is an exceptional fragrance for those who love vanilla. It opens with notes of coconut and star anise enrolled in the iris and Ylang. The gourmet note of praline fits perfectly with the warm notes of vanilla from Madagascar and benzoin.
Ist er es oder ist er es nicht? Ist er mir zu süß, ist er mir zu sehr … Vanille, zuviel? Komischerweise nein, denn Vanille Vanille ist eine überaus luxuriös anmutende Vanilleinterpretation und einer der elegantesten Gourmanddüfte, der mir je begegnet ist. Wer hier ein „Brett“ erwartet, ist gänzlich falsch: Vanille Vanille ist sacht, aber sehr präsent – er erinnert mich hier an … eine Vanillefeder, die es nicht gibt. Ok, gut … an ein Vanillesorbet, eines mit echter Vanille, das genauso zartschmelzenden Charakters ist. Ja, da ist ein Hauch Kokos und Sternanis, irgendwo würzig-frisch im Auftakt, das wahre Geheimnis liegt aber in dem Akkord aus Iris, Vanille und Benzoeharz. Iris zeigt sich hier pudrig, und zwar pudrig-samtig, erlesen und überaus kostbar, und wird von dem Duo aus Vanille und Benzoeharz aufgefangen, das wie immer perfekt funktioniert. Vanille und Benzoeharz ist Vanille, wie sie schöner nicht sein könnte – cremig, sinnlich, pudrig, milchig, warm-würzig-harzig und tief, ich kann mir keine schönere Vanillekombination vorstellen. Zusammen mit unserer Iris ist das einfach nur göttlich!
Was fehlt? Natürlich ein Oudduft, Oud Vanille macht demnach heute den Abschluss unserer Rezensionen der Les Vanilles-Kollektion:
„Oud Vanille is an exceptional perfume that perfectly combines aoud and vanilla. It opens with spicy notes of nutmeg, saffron and cinnamon mingling with the sweetness of the rose. The heart notes of patchouli, sandalwood and cashmere awaken the bottom note of musk, amber and caramel sublimating the vanilla from Madagascar.“
Auch wenn das Thema Oud mittlerweile doch ein wenig überstrapaziert ist … Vanille Oud macht Spaß. Warum? Weil der Duft ein weiterer Vertreter jener doch noch sehr rar gesäten Kategorie der Gourmand-Ouds angehört. Er brilliert mit leckerer oudgetränkter Vanille, die fast schon likörig anmutend, so sämig wie Honig. Getränkt in Rosenwasser lässt mich das an eine dunklere Schwester von Mecheris Loukhoum denken – Sandelholz würzt balsamisch und eine Prise Zimt akzentuiert, äußerst lecker, meine Lieben! Die Basis rundet perfekt ab – Ambrawärme, Anmutungen von noch flüssigem Karamell mit kleinen Zuckerkristallen und weicher Moschus.
Ich persönlich habe die Nase von Oud noch lange nicht „voll“ und habe mit Piguets Oud Divin und Oud Délice bereits mein Herz an die neuen Gourmand-Ouds verloren, insofern kann mich auch Vanille Oud für sich einnehmen. Euch auch?
Zum Abschluss bleibt mir die Gretchenfrage: Vanille – ja oder nein? Wie steht Ihr zu der Süßen und welche Vanilledüfte stehen in Euren Regalen?
Viele liebe und gespannte Grüße,
Eure Ulrike
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