Nachdem ich Euch gestern schon neugierig gemacht habe, so hoffe ich doch, folgen heute meine ganz persönlichen Eindrücke zu dem gerade abgelegten Jahr 2016 🙂
Meine Lieblingsdüfte:
- Accendis – Aclus: Meine olfaktorische Erleuchtung – zitrisches Strahlen mit Birne, Nagarmotha, Hölzern und Oud. Unterbewertet, absolut.
- Atelier Cologne – Mimosa Indigo & Philtre Ceylon: Sinnlich-elegantes Mimosenleder & neuer Tee-Holy Grail.
- Beaufort London – Fathom V: Der himmlische Lilienfougère in dunkelgrünem Moos
- Dear Rose – Mentha Religiosa: Eine herrliche Minze, die den Spagat zwischen Hell und Dunkel schafft mit ihrer krautigen Frische und den Lakritzespuren, in kühlen Weihrauch gehüllt; ich muss sie unbedingt noch rezensieren!
- Les Liquides Imaginaires Eau de Peau Belle Bête & Peau de Bête: Zwei wunderschöne Biester, die ich noch für Euch rezensiere!
- Piguet – Oud Divin: Der göttliche Kaffee-Oud, für immer in meiner (Oud)Bestenliste!
- Santi Burgas – ÔIKB & MISS BETTY VAIR: Irisgottheit und neuer Vetiver-Liebling.
- UÈRMÌ – OH±DENIM: Oh, diese Tuberose, diese gar nicht typische, diese Schönheit!
- Ulrich Lang – Apsu: Allgemein herrscht hier Einigkeit – dieses grüne Wunder gehört in die Topliste des Jahres!
Sonderstellung:
- Baruti – Dama Koupa: Die Iris-Herzdame, die tolle, die … lediglich meiner Meinung nach zu mir nicht wirklich passt.
- Nomenclature – Efflor_esce: Ein einziges Molekül, angestrahlt durch ein paar andere Ingredienzen, das ein ganzes Blütenmeer verursacht, in dem man einfach nur versinken möchte. Paradisone ist das paradisische Captive (= patentiertes Molekül) von Firmenich, das dem Duft seine Anziehung und unglaubliche Strahlkraft verleiht.
- Eriks Abrakabarber, Barbershop vom Feinsten – möchte ich gerne am richtigen Mann riechen, wenn er denn mal kommt 😉
Feines für Kleines – auch hier gibt es ein paar Düfte, die man sich einmal ansehen sollte, meine Favoriten:
- Harry Lehmann Berlin – Oud, Vanille, Esterel und Jubiläum 90 sind die Neulinge, die sich meines Erachtens nach wirklich lohnen und habenswert sind; überhaupt, wer noch nie bei Harry Lehmann war und/oder bestellt hat, sollte das einmal tun 🙂
- Yves Rocher – Rose Oud: Leider bisher nur in Frankreich erhältlich, wie ich meine – ich hatte ein kleines Pröbli und … hey, gar nicht mal so übel, wirklich nicht. Wenn wundert es – Annick Menardo war einmal mehr an den Phiolen.
Meine Lieblinge hinsichtlich neuer Marken:
- Hervé Gambs – nicht neu, aber neu in Deutschland und schon seit Jahren ein Liebling von mir
- Les Potions Fatales – dazu später mehr … 😉
- Mirko Buffini – die Entdeckung aus Florenz: Mehr als zehn Düfte und jeder einzelne ein Knaller, mehr muss man dazu nicht sagen, außer vielleicht … ich stelle sie Euch noch vor, versprochen 😉
- Sammarco – Feines aus der Schweiz vom gleichnamigen Autodidakten, das Konzept kennen wir von irgendwoher … und hat Potential, nicht zuletzt wegen der erlesenen Qualität der Rohstoffe
- UÈRMÌ – olfaktorische Haute Couture („Wear Me“) aus Italien, die mich durchweg für sich eingenommen hat
Der beste Clip ist natürlich, wir erinnern uns – Kenzo World mit Sarah Margaret Qualley:
Der Duft dazu hat mich leider nicht wirklich vom Hocker gehauen, dafür aber die Parodie von Pro Sieben-Joko, Circus HalliGalli 😉
… bin ich die einzige, die hier ständig mit einer gerissenen Anzughose rechnet? 😀
Das beste Konzept – darüber muss ich gar nicht lange nachdenken, hier gewinnt mit ellenlangem Vorsprung Joseph Quartana mit Les Potions Fatales. Ich habe selten ein solch rundes, vollkommen durchdachtes und perfektes Konzept erlebt! Hier stimmt wirklich alles: Die Idee – giftige Blumen, je nach genossener Quantität aphrodisierend, narkotisierend oder auch … tödlich. Die Dosis macht das Gift, altbekannt. Jeder einzelne Duft ist hinsichtlich seines Verlaufs durchkomponiert, die Verpackung in Farbe und Gestaltung wohlweislich ausgewählt – und … die Düfte wissen zu überzeugen, auch als Parfums, nicht nur als Konzept. Für mich der Gewinner des Jahres, Chapeau, lieber Joseph!
Eigentlich schon 2017, aber … Konzept, exzellentes, da muss auch Andreas Wilhelm mit hinein: Seine neue Linie gibt es schon vereinzelt in der Schweiz, vorgestellt werden die Düfte auf der Esxence in ein paar Wochen … Perfume Sucks:
„We do not create perfume – perfume sucks. We create alcoholic solutions. Sprayable. We choose rawmaterials. Sometimes they choose us. We put them together. We let them bound. There is no story. They are the story. Transparent. Written on the bottle. Opensource. We let them speak. To you. To us. Rawmaterials. Synthetics. Naturals. Easy ones. Complicated ones. Freaky ones. Elegant ones. Loud ones. Normal ones. Together. United. 46 grams.“
Wilhelm startet mit einem Kampfpreis – die Flakons sollen so um die 60-65 Euro kosten. Ich durfte schon „spickeln“ und habe vorab getestet: Meine Lieben, … Ihr solltet es auch tun 😉
Erwähnt werden muss hier für 2016 natürlich ebenfalls die neue Duftkollektion des Designers Philippe Starck, die zu testen ich leider noch keine Chance hatte.
Der Einzelduft mit der coolsten Werbe-Ästhetik ist für mich ganz klar Courrèges Hyperbole:
Klassisch, aber nicht minder gut: Penhaligon’s‘ The Tragedy of Lord George aus ihrer Portraits-Serie:
Wunderschön und rundum gelungen finde ich die Flakons der neuen mexikanischen Marke Xinú:
… für deren leere Flakons auch Nicht-Flakonsammler perfekte und stilsichere Verwendung finden dürften, was für eine tolle Idee! –>
Hinsichtlich der „Darreichungsform“ von Moschino Fresh Couture bleibe ich bei meiner Meinung, die ich schon in der Zusammenfassung von 2015 vertreten habe: Der Duft kam Ende ’15 raus, als Vorgriff auf die Frühling/Sommer-Kollektion des Hauses und ich verstehe zwar das Pop-Art-Konzept, finde die Werbung mit Linda Evangelista auch witzig, zolle der Ironie und der Chuzpe größten Respekt, aber … nein, ich möchte ihn nicht hier rumstehen haben.
Wenn wir schon bei Pop-Art sind, muss ich natürlich an meine Krawallo-Pop-Art-Freunde von État Libre d’Orange denken … und an den Duft, den ich für denjenigen halte, den man am meisten missverstanden hat dieses Jahr: Attaquer le Soleil.
Es ist – ein ziemlich guter Labdanum-Duft. Was war/ist das Problem? Er war vielen zu konventionell, zu harmonisch, hatte zu wenig Kante im Stile von „Les Sécrétions Magnifiques“, man hatte einen Aufschrei erwartet, wenn schon ein Duft de Sade gewidmet ist. Was wurde übersehen? Dass der „Aufschrei“, das provokante Element, im Entstehungsprozess „begraben“ liegt: Quentin Bisch, der Parfumeur, hasst Labdanum – und genau das war der Ausgangspunkt, sich mit einer Ingredienz auseinanderzusetzen, die man im wahrsten Sinne des Wortes nicht riechen kann.
Meine persönliche Enttäuschung: Eau de Rhubarbe Ecarlate von Hermès. Ich mag Rhabarber, sehr sogar. Und hatte wahrscheinlich und ganz offensichtlich einfach mehr (davon) erwartet. Nett, aber kein Must-Have. Die Neulancierung der Jacques Fath-Düfte bzw. deren Cologne-Serie von Cécile Zarokian – keine Frage, die Frau kann was, obschon es mir mittlerweile ein bisschen an Vielfalt mangelt, wenn jeder, wirklich jeder neue Duft auf dem Markt von ihr ist. Das ist allerdings weniger ihr zum Vorwurf zu machen als den Marken. Trotzdem – meine Erwartungen an die Colognes waren zu hoch. Ich finde sie hübsch, aber nicht habenswert. Chanel No. 5 L’Eau: Nein, für mich keine No. 5 – und leider auch nicht so gut wie das Eau de Toilette, das, wie ich gelesen habe, wohl dadurch ersetzt werden soll.
Zu spät mitbekommen … habe ich, dass sich einiges bei Miller Harris getan hat: Die Firma gehört zu den ersten Häusern, die ich ganz am Anfang meiner Nischenduftzeit kennengelernt habe, Feuilles de Tabac ist immer noch einer meiner Lieblinge. Mehr oder minder klammheimlich ist Miller Harris vom deutschen Markt verschwunden, nachdem die Marke bereits vor einigen Jahren verkauft wurde. Lyn Harris ist schon länger nicht mehr Hausparfumeurin, sie hat ein eigenes neues Projekt, lest hier. Was mich aber mehr als beunruhigt ist, dass ein Großteil ihrer Düfte von der Miller Harris-Webseite verschwunden sind – will sagen: Bis auf Citron Citron, Fleur du Matin, Feuilles de Tabac, L’Air de Rien, Le Petit Grain sowie die Fumée-Kollektion findet sich dort nichts „Altes“ mehr. Ein Teil dieser Düfte steht auch schon als „out of stock“ drin. Ich befürchte hier, dass man somit so gut wie alle Düfte der Firmengründerin aus dem Programm genommen hat. Ich werde dieser Tage einmal diesbezüglich anfragen, ich würde Euch aber jetzt schon empfehlen, falls Ihr einen Lieblingsduft habt, den Ihr nicht (mehr) missen wollt: Kaufen … Bunkern …
Versäumnisse, fiese: Ich muss endlich mal noch die Linie von Pierre Bourdon testen. Er hat einige meiner absoluten Lieblinge gemacht, so unter anderem die Iris für Malle (Iris Poudre) und ich bin immer noch nicht dazu gekommen. La Curie – Incendo hat den Art and Olfaction Award gewonnen und die Marke sorgt schon seit einiger Zeit für Furore, leider hatte ich sie noch nicht unter der Nase, das muss ich ändern.
Gute Vorsätze in der Perfume Posse: Fragrant New Years Resolutions 2016/7 – habe ich auch welche? Nun ja, getrennt habe ich mich schon im letzten Jahr von einigen Düften und ja, das ist ein ganz genereller, nicht nur duftbezogener Vorsatz für das neue Jahr: Ich möchte gerne weniger sammeln und anhäufen, mich mehr auf Wesentliches konzentrieren. Natürlich – es wird immer noch mehr sein als bei anderen, ein Minimalist bin ich zwar schon immer – aber eben nur im Herzen 😀 Allerdings könnte ich mich dem vielleicht ein bisschen mehr annähern, dachte ich … Fakt ist: Ich werde es dieses Jahr weiter so betreiben.
Was ich mir dieses Jahr bereits gekauft habe? Etwas, was ich wirklich wollte und was meinem neuen alten Konzept folgt: Einen Duft, den ich wirklich wollte – UÈRMÌs oben beschriebene Jeans-Tuberose sowie einen großen Bunkerflakon von Miller Harris‘ La Pluie, meinen liebsten Leisetreter. Und Rubinis Fundamental, um den ich schon viel zu lange herumgeschlichen bin – ein echtes Meisterwerk.
Harmen hat selbstverständlich, nachdem ich ihn darum gebeten habe, auch noch seine „two cents“ zu 2016 beigesteuert – hier seine Lieblinge, in der Kürze liegt die Würze:
- Must-have für Männer: Erik Kormanns Abrakabarber
- UNUM – Ennui Noir & LAVS ? Ennui Noir ist auf faszinierende Weise merkwürdig, LAVS ein großartiger Weihrauch
- Nasengold – /L ? floral und rauchig, das geht!
- BeauFort London – 1805 Tonnere ? Eine Kanonenkugel direkt auf die Nase, heftig!
- Creed – Royal Mayfair ? eine erfrischend neue Richtung, Herrenduft, mit einem Schuss britischer Kauzigkeit, super!
- Mendittorosa – Nettuno ? Schönster Damenduft für Eisprinzessinnen, unterkühlt elegant!
Ob Harmen wieder Prodigy hört, nachdem er ebenfalls von den Briten sozialisiert wurde und genauso ein Fan von Beaufort ist wie ich, und seit wann er auf Eisprinzessinnen steht (Steffi!?!) werde ich demnächst mal unter uns klären 😉
Jetzt seid Ihr dran, meine Lieben: Butter bei die Fische, wie sieht es aus mit 2016?
Gespannte Grüße,
Eure Ulrike
Na dann habe ich ja alles richtig gemacht mit Fanthom V und Apsu :-))
Liebe Grüße
Bernd
Liebe Uli,
es freut mich, dass einige meiner Lieblinge es in auch in Deine highlights 2016 geschaft haben. Meine glücklichen Entdeckungen sind:
– Santi Burgas – ÔIKB – hier harre ich der Lancierung von Eau Dadette in diesem Jahr
– Baruti – Dama Koupa – (auch von Chai bin ich sehr angetan)
– Sammarco – Ariel (bin gespannt auf weiteres von ihm)
– Masque Milano – L’Atessa
– Puredistance – Sheiduna
Ich bedaure es immer noch, dass ich „Les Potions fatale“ in Florenz nicht testen konnte. Und in diesem Jahr werd ich wohl überwiegend nur über Neues lesen können, da mir in 2017 Messebesuche wohl nicht vergönnt sind. Doch ich bin zuversichtlich: Es werden wieder bessere Zeiten kommen!
Schönes Wochenende und liebe Grüße,
Margot
Huhuu liebe Margot,
natürlich kommen bessere Zeiten, ich bin mir sicher! Was die Messen angeht dieses Jahr – ich helfe ein bisschen beim Entdecken, versprochen 😉
Viele liebe Grüße,
Uli