Laboratorio Olfattivo hat in der letzten Zeit ganze drei Düfte lanciert, die ich heute allesamt vorstellen möchte: Nun, MyLO und Nerotic.
MyLO – Laboratorio Olfattivo
Wer oder was ist bitte schön MyLO? Ich kenne nur J.Lo? 😛 Die Lösung des Rätsels verrät der Duftwasserhersteller selbst: My Laboratorio Olfattivo, My LO, MyLO! Eingeweihte denken wie ich vielleicht auch daran: sozusagen der Hodor der Duftwelt. 😉
Parfümeur Luca Maffei kreierte hierbei einen Duft, der so gar nicht zum derzeitig frostigen Wetter passen mag. Vielleicht farblich. Sonnig ist er und von einer herrlichen Zitrusfrische erfüllt. Diese wird von leicht geratenen Blüten abgelöst. Lilie, Jasmin, Iris und Rose heißt das Quartett, das aber gar nicht weißblühend betäubend daherkommt, sondern eine cleane Cremigkeit verströmt. Die Basis hört sich mit Benzoeharz, Vanille, Ambra und Moschus recht gewichtig an, ich würde aber sagen, dass der Schwerpunkt klar auf dem Moschus liegt, der die Cremigkeit weich abpudert.
Eine weiße Lilie soll Inspiration für diesen Duft gewesen sein. Ganz ehrlich, wenn ich Lilie höre, weiß ich immer nicht, was gemeint sein soll, zumal da einige Fallstricke bei den Übersetzungen lauern. Ist es eine Lilie wie die Schwertlilie also eine Iris? Ist es ein Maiglöckchen, englisch: Lily of the Valley? Oder wirklich eine weiße Lilie bzw. Madonnen-Lilie (Lilium candidum)? Wird diese in der Parfümerie überhaupt verwendet? Tatsächlich soll sie seit dem Altertum schon genutzt werden neben der Oster-Lilie (Lilium longiflorum). Wie dem auch sei, wir haben es mit einem hellen, weißen floralen Duft zu tun. Die olfaktorische Exit-Strategie für kältegeplagte Mitteleuropäer. Sehr schöner Duft, oder einfach für die nächste Saison vormerken. Die hohe Konzentration von 15 % ist absolut spürbar!
Und Nun
Nun. Nun was? Der Verdacht liegt nahe, dass nicht das deutsche Wort gemeint ist. Auch dieser Duft floss aus der Feder von Luca Maffei und gehört wie MyLO zur neuen Sublinie Laboratorio in Fiore, die sich intensiv mit einzelnen Blüten befasst. Nach der weißen Lilie kommt nun Nun 😉 an die Reihe und zelebriert die Lotosblüte. Das von hinten wie vorne lesbare Wort (Palindrom) Nun bezieht sich auf den gleichnamigen ägyptischen Gott:
Der Legende nach entstand in diesem Urgewässer die Lotosblume, deren Blüten sich nachts ins Wasser zurückzogen, um beim ersten Licht des Tages aufzutauchen und sich zu entfalten. Eine dieser Lotosblüten gebar beim Aufblühen den Sonnengott Aton. Im Alten Ägypten wurde der Sonnenaufgang daher als immer wiederkehrende Geburt des Sonnengottes Aton angesehen und die Lotosblume als wichtiges Symbol der Auferstehung und Wiedergeburt.
Meine Frau Steffi kennt die schrecklichsten Lieder, Ihr fiel gleich auch das passende Lied zum Duft ein, nicht aber weil dieser schrecklich wäre.
Wir haben es bei der Lotosblüte mit einer aquatisch-fruchtigen Blume zu tun. Zitrische Noten, Birne und Neroli bilden die Vorhut, der die wässrigen Blütennoten folgen. Die Lotosblüte wird hierbei von Jasmin und Ylang-Ylang unterstützt. Ganz zurückhaltend präsentiert sich wie beim Vorgänger auch die Basis, auch hier nehme ich neben den angegebenen Hölzern und Ambra den Moschus am meisten wahr.
Wer sie liebt, die aquatischen Düfte, aber natürlich nur in bester Qualität, der ist hier richtig aufgehoben. Nun – ebenfalls mit 15 % Konzentration – lässt die Wasserpflanze Lotos in ihrer blühenden Pracht vor unserem Auge entstehen.
Der Stadtneroticer
Nerotic ist meines Erachtens ein toller Name. Hier haben wir die Erotik, den größenwahnsinnigen Kaiser Nero, Nero im Sinne von Schwarz und auch neurotisch schwingt mit. Abteilung Fetisch vielleicht? Blaxual wäre auch möglich gewesen, dann aber ohne Kaiser Nero. Der Duft stammt von der offenbar vielbeschäftigten Cécile Zarokian, die momentan hinter gefühlt jedem zweiten Duft steckt. Schön, wenn das Geschäft brummt. Und ich darf es verraten, die Qualität leider darunter nicht.
Nach den Blütenkompositionen liegen wir jahreszeitlich nun ganz richtig. Ja, das ist mal wieder etwas für mich. Ihr wisst es, ich liebe Leder, Gewürze, insbesondere Safran. Der Unisexduft beginnt mit einem hauchdünnen Appetithappen aus Bergamotte, Grapefruit und roten Früchten, die nicht allzu sehr ins Gewicht fallen, denn schon bald werden sie von den Gewürzen geradezu hinweggefegt. Geranium spendet seinen rosigen Duft und hat Koriander und Safran im Gefolge. Eine verrauchte und verruchte Seite kommt erst durch die Basis hinzu. Dunkel tönen hier Hölzer, Ambra, etwas Sandelholz, deutlicher schon Leder und ein Rauchakzent.
Hypnotisch, sinnlich, sexuell, erotisch, nerotisch … Nerotic
Dem kann ich nur zustimmen. Ein unheimlich weicher, runder, enganliegender, hautbetonter Duft, der mit aufregenden Gewürzen die Fantasie auf Touren bringt. Ein leicht animalische Note unterstreicht die nerotische Ausstrahlung des Dufts. Auch hier sorgt die Konzentration von 15 % für ein lang anhaltendes Vergnügen.
Dass ich jetzt mit den Blüten nicht so viel anfangen konnte, war klar. Umso mehr begeistert mich Nerotic von Laboratorio Olfattivo. Unbedingt testen, meine Lieben.
Liebe Grüße
Harmen
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