… haben mich die ersten beiden Tage in Italien umgetrieben. Gestern habe ich bereits erste Eindrücke aus der Farmacia gepostet, nun möchte ich heute noch etwas dezidierter auf deren Angebot eingehen. Kennt Ihr die Düfte? Oder einen Teil derselben? Ich habe über die Jahre immer mal wieder einige Düfte getestet, kenne also einen guten Teil der Kollektion. Nostalgia habe ich einmal besessen und damals auch auf Parfumo bewertet mit folgendem Textchen:
„Nostalgia oder – 1000 olfaktorische Meilen
Die Mille Miglia gilt als die bekannteste Oldtimer-Rallye der Welt – und Nostalgia dürfte die perfekte Begleitung dafür sein: Ein Duft, der einem Autorennen gewidmet ist.
Doch, hier ist alles mit drin: Das Gummi der Reifen mitsamt seinen Abnutzungserscheinungen, ein Klecks Motorenöl, lederbezogene Sitze. Und nicht zuletzt auch die schöne mediterrane Landschaft Italiens, durch die sich die Strecke schlängelt. Ein paar zitrische Spritzer und knarzige Hesperidenbäume, unter denen sich hervorragend ein Zigarettenpäuschen einlegen lässt in der Wärme der frühsommerlichen Sonne.
Sehr nett und sehr besonders. Maskulin und im Besitz einer gewissen Ähnlichkeit mit Annick Menardos Meisterwerk Bulgari Black. Allerdings ist Black hier wohl eher der trendige Bling-Bling-Bruder während dieser Kandidat hier der kantige Mann-Mann ist. Und dann auch noch Understatement pflegt. Beeindruckend.“
Kommentiert hat das ein anderer Parfumo-Nutzer, der wohl autoaffiner ist als ich mit der Bemerkung, dass der Holzdeckel (des alten Flakons – den gibt es wohl nicht mehr) dem Schaltknauf eines Alfas nachempfunden ist – gefällt mir.
Duftendes aus der altehrwürdigen Apotheke
Dieses Mal hatte ich folgende Düfte im Blick, die ich noch testen wollte: Porcellana, Tabacco Toscano, Città di Kyoto, Peau d’Espagne, Cala Rossa und Ginestra. Gekauft habe ich schlussendlich keinen, wobei ich vielleicht erwähnen sollte, dass ich gerade auch etwas auf dem Spartrip bin 😉 Peau d’Espagne und Ginestra reichen aber recht nahe an Kaufkandidaten heran. Soweit ich das verstanden habe, sind alle Düfte in 100ml Flakons für 90 Euro zu haben.
Porcellana wird seinem Namen gerecht in der Form, dass es sich hierbei um einen zarten Blütenduft handelt, der dank Iris schöne Pudernoten entwickelt und sachte Vanillesüße enthält. Feminin, aber keine Femme Fatale, sondern sich in elegantem Understatement übend. Könnte man als langweilig erachten, wie es ein Parfumonutzer kommentiert hat, sehe ich absolut nicht so. Tabacco Toscano ist für Freunde süß-rauchiger Tabakdüfte ein Must-Have, wer also beispielsweise Tom Fords Tobacco Vanille im Schrank hat, wird diesen Duft ebenfalls lieben. Città di Kyoto ist mitnichten ein Weihrauchschwergewicht, da hat uns Comme des Garçons zu sehr geprägt, wir haben es hier mit einer federleicht-ätherischen Komposition aus wässrigen Blüten wie Lotus, ein paar zitrischen Früchtchen samt deren Blumen, Ylang und Iris zu tun. Wie Porcellana eher ein Leisetreter, aber ein sehr hübscher. Cala Rossa hatte für mich interessante Noten – Lavendel, Minze, Eukalyptus, Strohblume, Fenchel, Labdanum -, entwickelte aber fruchtig-nervige und dennoch auf eine Art belanglose Störnoten auf meiner Haut, weswegen er leider für nicht in Frage kam. Dafür hat mich Ginestra sehr positiv überrascht: Ginster hatte ich erwartet, Ginestra bildet aber viel eher den Duft der blühenden Ginsterbüsche ab, die sich in der Toskana finden. Ein wirklich schöner, luftig-leichter, aber dennoch opulenter Blumenduft, der mich wirklich beeindruckt hat in seiner sommerlichen Heiterkeit und Lebensfreude. Peau d’Espagne ist natürlich ein Lederduft, und zwar ein würzig-warmes, subtil-süßes Lederchen für Damen und Herren, das für meine Nase eine sehr schöne Vintage-Aura ausstrahlt. Wer Caron und Konsorten liebt, ist hier mehr als richtig. Das Leder ist meine Nummer Eins bei Santa Maria Novella.
Tee … und noch mehr Tee
Darüber hinaus konnte ich nicht umhin und habe mir dann doch ein paar Sächelchen mitgenommen, genauer gesagt – Tees. Aufmerksame Leser werden wissen, dass ich eine alte Teetante bin. Ich mag viele Teesorten, bin aber eher nicht für den Hüttenzauber mit Karamell-Sahne zu gewinne, sprich: „Pur“ sehr gerne, aromatisiert auch, aber dann bitte natürliche Aromen und nichts, was zu „fancy“ ist. Ich hatte es gestern bereits angesprochen – Santa Maria Novella beziehen so gut wie alle ihre Pflanzen aus eigenem Anbau. Die Tees bauen sie selbstverständlich nicht selbst an, die Aromen stammen aber aus eigener Fertigung und eigenem Anbau. Deshalb durften gleich drei Tees mit: Ein Schwarztee mit Rosen, ein Schwarztee mit verschiedenen Zitrusfrüchten und ein Kräutertee, der auf den schönen Namen Miscela Mediterranea di Macchia hört und mit grünem Anis, Rosenblüten, Sternanis, Myrte, Rosenblättern, Zimt, Heidelbeeren, Kräutern, Malve und Süßholz lockte. Ich bin sehr gespannt, der Duft der Tees war himmlisch, hoffentlich munden sie genauso gut!
Wenn wir schon gerade bei Santa Maria Novella sind: Die Apotheke ist auch bei Italienern sehr beliebt, vor allem auch bei Taxifahrern. Taxifahren war in Florenz für mich wesentlich geschickter hinsichtlich der Lage meines Hotels und der Messe, darüber hinaus ist es viel günstiger als bei uns. In vier Autos habe ich Duftsäckchen von Santa Maria Novella vorgefunden und die jeweiligen Fahrer als auch Fahrerinnen (es gibt in Florenz überdurchschnittlich viele weibliche Taxifahrer!) schwärmten in den höchsten Tönen von der Farmacia. Selbst jener Fahrer, der mich vom Flughafen abgeholt hat und ein echter italienischer Mann-Mann war, erzählte mir, wie schön er die Farmacia findet und wie er die Gerüche dort geniest, das er häufig, wenn er frei hat, dort einen Tee trinken geht, weil er die (duftende) Atmosphäre dort so sehr mag. Sehr sympathisch, da könnten sich unsere Taxen hier mal eine Scheibe abschneiden, die ewigen Wunderbäume, wenn überhaupt, sind wirklich nichts, da werdet Ihr mir beipflichten …
Pitti Fragranze – die ersten Eindrücke
Am Freitag war es dann soweit – die Pitti öffnete ihre Pforten. Wie auch die Mailänder Esxence ist sie nur an einem Tag für „normales“ Publikum geöffnet, ansonsten ist es eine reine „Business“-Veranstaltung. Sprich: Marken stellen aus (und sich vor), Distributoren und Inhaber sowie andere, in der Branche Arbeitende bilden das Publikum. Mittlerweile finden sich unter den Besuchern auch einige Blogger, und nicht nur die üblichen Verdächtigen (beispielsweise aus den Staaten). Fragrantica war natürlich wieder sehr zahlreich vertreten, Barbara Herman ist mir auch über den Weg gelaufen (ich kenne sie von dem Daimler-Blogger-Event, vielleicht erinnert Ihr Euch?) – sie schreibt das Blog Yesterday’s Perfume, ist die Autorin von Scent and Subversion und als Liebhaberin von Vintagedüften hat sie mit Eris Parfums jetzt ihre eigene Marke lanciert, die ich endlich einmal testen durfte. Animalische Düfte in modernem Gewand – ich bin absolut überzeugt und begeistert davon! Hier ein Interview mit ihr auf Fragrantica zu Eris Parfums. Beizeiten werde ich die Kollektion auch im Blog rezensieren, Ihr dürft gespannt sein!
Ansonsten fällt es dem informierten Besucher recht schnell auf, dass in Florenz diverse Firmen mit ihren italienischen Vertrieben vor Ort waren. So bündelten sich unterschiedliche Marken oftmals an größeren „Ständen“ oder vielmehr Flächen, bei ihren italienischen Vertrieben eben. Nach einigen Gesprächen mit Inhabern bestätigte sich, was ich mir ohnehin schon gedacht hatte – es ist oftmals für die Labels eine Erleichterung, weil auch Personal vom Vertrieb vor Ort ist, das die Marken kennt. So kann man auch mal auf einen Kaffee oder eine Kleinigkeit zu Essen den Stand verlassen. Ansonsten ist es für die Inhaber und deren Truppe, das könnt Ihr Euch sicherlich vorstellen, ziemlich anstrengend. Trotzdem sind selbstverständlich auch viele Marken „solo“ vor Ort gewesen, einige davon sicherlich auch auf der Suche nach (neuen) Vertrieben für alle möglichen Länder.
Die Messe selbst war überaus schön gestaltet, was selbstredend auch an der Location liegt: Die Stazione Leopolda ist ein alter Bahnhof, die Halle ist deshalb „retro“ und wirklich schön anzusehen. Allerdings … hätte die Klimaanlage doch etwas besser sein können. Ihr werdet in Deutschland vermutlich auch keine anderen Temperaturen gehabt haben, in Florenz hatte es um die 33 Grad, dazu eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit wegen der Flussnähe, in der Halle hat die Klimaanlage eigentlich nur am dritten Tag halbwegs funktioniert (was aber vielleicht auch daran lag, dass es der leerste Messetag war), die Beleuchtung hat alles schön erhitzt und es war bisweilen wirklich unerträglich. Ich habe mich immer wieder gefragt, wie es viele der Männer in Anzügen aushalten, ich fand schon meine wirklich sehr sommerlichen Kleidchen zuviel. Draußen wurde man dann von Mücken aufgefressen, wirklich – das nächste Mal muss ich vorsorgen. Man munkelt, es sei der asiatische Tigermoskito, ich habe keine Ahnung, ob das korrekt ist, in jedem Fall habe ich, die ich ohnehin sehr empfindlich auf Stiche reagiere und sehr gerne angeknabbert und ausgesaugt werde, wirklich gelitten. Ich hatte, mal abgesehen von Pferdebremsen, noch nie solch bösartige Stiche, die nicht nur entsetzlich juckten, sondern auch derartig angeschwollen sind, dass ich meine Beine und Füße nicht mehr erkannt habe.
Ich konnte nicht anders – aber Ihr müsst schon auch wissen, wie ich mich trotz fiesester Attacken auf Leib und Leben (die Mücken …) für Euch ins Feld geworfen habe 😉 —> Suchbild: Wer findet den Knöchel?
Morgen stürzen wir uns zusammen in die duftenden Details der Pitti – bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Ulrike, mittlerweile wieder mit zwei Knöcheln gesegnet.
Hallo Uli,
kannst den Lesern ruhig sagen, dass Dein Spar-Gen beim Anblick diverser Handtaschen im wahrsten Sinne des Wortes den Geist aufgegeben hat ;D
LG, Margot
Spar-Gen? So was gibt’s tatsächlich? ;D
Oh ja, da hätte ich auch alle guten Spar-Vorsätze über den Haufen geworfen….
Sowohl was die Düfte angeht, als auch die Tees und die Kerzen.
Ich kann die Sachen bis hierher riechen.
Von Acqua di Colonia stammt ja einer meiner Lieblingsdüfte – Melograno, der Granatapfelduft. Zwar habe ich in Jo Malones „Pomegranate Noir“ einen mindestens ebenso schönen Duft gefunden. Aber den ursprünglichen Düften bleibt man halt doch irgendwie treu, nein?
Jedenfalls ein sehr schöner Reisebericht. Bis auf die Begegnung mit den Giftmücken war das bestimmt ein tolles Erlebnis. Danke für die tollen Einblicke.
Gruß Katharina
Jaja, das Spar-Gen … nein, es funktioniert bei mir nicht besonders gut, das ist schon richtig. Aber es hätte noch viel schlimmer kommen können, ich war vergleichsweise wirklich brav 😉
Stimmt Kathi, bei Dir war es dieser Granatapfel! Ich mag ihn ja auch, aber mir hat Jo Malones Pomegranate Noir das Herz gestohlen, bis irgendwann mal einer kommt, der mir noch einen schöneren Granatapfel macht 😉
Danke für die „Blumen“, es gibt noch mehr Messe dieser Tage, ich hoffe, Ihr habt Spaß daran!
Viele liebe Grüße,
Ulrike
Ja, wenn du mal einen noch schöneren Granatapfel findest, sag bescheid!
Wobei ich sagen muß, daß ich bei diesen beiden Granatäpfeln nicht Granatapfel rieche, sondern… Rindenmulch. Ein wenig süßlich-stechend-beißend, aber doch sehr gut.
Genau wie ich bei den meisten Rosendüften eher Pferdeäpfel rieche. ????
Mag ich aber auch sehr gern…