… muss ich mir selbstverständlich gleich unter die Nase klemmen – schön, dass Harmen mir die zwei übrig gelassen hat, um sie für Euch zu rezensieren!
BeauFort London ist ein relativ neues Label am Markt – Harmen hat bereits die ersten drei Düfte der Kollektion „Come Hell or High Water“ vorgestellt, lest hier. Genauso wie er wurde auch ich von und durch Prodigy sozialisiert als Jugendliche der Neunziger, insofern finde ich es ganz entzückend, dass mir diese Band oder vielmehr deren Drummer Leo Crabtree nun in ganz anderem Zusammenhang wieder über den Weg läuft. Zumal die ersten drei Düfte der Marke einen Eindruck bei mir hinterlassen haben, einen wirklich guten. Erinnert Ihr Euch noch an Prodigy?
Wow, das ist irgendwie immer noch gut … aber schon wirklich echt alt 😀 Ein weiteres Video kann ich mir nicht verkneifen:
Nun aber zu BeauFort London, deren Inspiration ich nochmals in Erinnerung rufen möchte:
BeauFort London offers uniquely British perfumery driven by curiosity and inspired by the sea.
The creation of musician and writer Leo Crabtree (whose life-long love of fragrance and preoccupation with the darker elements of British history are the collection’s impetus) BeauFort London’s brand identity recalls a very British obsession. Born into a family of artists, psychologists and sailors, Crabtree’s first home was a boat on the River Thames. “The sea, its traditions, superstitions and way of life are ingrained in me. The name ‘BeauFort London’ (derived from the 1805 wind force scale*) represents a kind of framework within which we can understand ourselves: The wind is constant, enduring, but ultimately changeable and potentially destructive”
Die Beaufortskala, Harmen hat es schon erwähnt, klassifiziert die Windstärke – und Harmen attestierte BeauFort London eine „steife Brise“, sogar „Windstärke Orkan“. Ich zitiere ihn an dieser Stelle aus seinem Artikel, sein Resumee: „BeauFort London macht keine Gefangenen und zieht die Duftkonzepte eisenhart durch. So werden aus Duftkonzepten Konzeptdüfte, die hart an der Grenze zur Tragbarkeit liegen. So finden wir uns in einem olfaktorischen Kuriositätenkabinett wieder, das ja auch gewollt eines ist, denn die Düfte sollen explizit kurios und bizarr sein. Dies ist gelungen. Ich bewundere BeauFort London für den Mut und die Konsequenz, diese Ideen so durchgezogen zu haben. Ich bin gespannt auf die noch kommenden Duftkapitel aus der Geschichte Großbritanniens und der Seefahrt.“
Ich war und bin auch gespannt – zumal ich die bisherigen Düfte, die bereits bekannten, eigentlich nicht als soo schwierig zu tragen empfinde wie Harmen. Mal sehen, wie es weitergeht – und was Harmen nach seinem Urlaub zu meiner Rezension zu sagen hat 😉
Lignum Vitae und Fathom V heißen sie, die beiden Neulinge.
Lignum Vitae, das Holz des Lebens, steht normalerweise für Guajakholz, das hier selbstverständlich auch Verwendung gefunden hat – mal sehen, ob es eine Hauptrolle erhalten hat! Inspirationsquelle für Lignum Vitae waren die Materialien der Uhrmacher des 18. Jahrhunderts, die die ersten exakten Schiffsuhren konstruierten. Lignum Vitae vereint somit nach Bekunden von BeauFort London als Elemente Holz, Metall und Salz, um einen „wahrhaft einzigartigen und transzendenten Duft zu erschaffen“, eine Hommage an den Erfindergeist der damaligen Zeit, der „das Ende der Suche nach der verlorenen Zeit“ hervorbrachte – ein kleiner Proust-Verweis inklusive.
Die Ingredienzen: Kopfnote: Schwarzer Pfeffer, Rote Beeren, Gourmand-Noten, Maritime Noten, Mandarine, Zitrone, Bergamotte, Wacholder, Ingwer, Limette, Weihrauch, Karamell; Herznote: Guajakholz, Vetiver, Adlerholz (Oud); Basisnote: Sand, Maritime Noten, Ambra, Weihrauch, Moos, Moschus, Vanille.
Alte Uhren … sehr schön. Bei uns hier haben selbstverständlich auch Uhren Tradition, ein paar Kilometer südlich, nämlich im Schwarzwald – aber ich glaube kaum, dass Crabtree Kuckucksuhren gemeint hat 😉 Nichtsdestotrotz führt mich meine Fantasie etwas weiter, und zwar zu einem Film, den ich Euch nur ans Herz legen kann, in dem es um einen kleinen Jungen geht, der Bahnhofsuhren wartet, seine erste Liebe, einen rätselhaften „Roboter“ und die Anfänge des Films … Scorceses Hugo Cabret ist ein wundervoller Film für den kommenden Herbst, am besten für einen verregneten Sonntagnachmittag/-abend auf dem Sofa:
Aber zurück zu Lignum Vitae: Oh, wow … auf der Haut angekommen steigt mir eine Aromenachterbahn in die Nase, ungestüm, ungezügelt und wild … alles Mögliche lässt sich hier ausmachen, es gleicht einem Feuerwerk, ständig zünden neue Noten, ich weiß gar nicht, wohin ich zuerst „schauen“ soll! Ok … Pfeffer, Keksaromen, metallische Anklänge … dann ein Regenschauer, nein … Meer, Maritimes, Gischt, petrolblau, darüber weht ein zitrischer Wind, prickelnd, dynamisch und herb. Die Welle zieht vorüber und lässt nassen Sand zurück, Sand, der seltsam warm erscheint und würzig. Der Keks ist immer noch da, erinnert mich an Amarettinis … und bekommt Gesellschaft von Noten, feinen und komplexen, die mich an jene Gräser und kleinen Sträucher erinnern, die man in Meernähe findet. Manchmal mit Beeren ausgestattet, manchmal auch nicht, grün-grau-silbrig schimmernd, herb und filigran, dennoch widerstandsfähig, den Gezeiten trotzend. Dazu gesellt sich Moos, dunkelgrün strahlend und wuchernd, feucht und majestätisch, durchwirkt von der eigen- und einzigartigen herb-fruchtig-holzigen Ingwerschärfe und von Salzkristallen verziert.
Lignum Vitae ist – besonders. Und sicherlich nicht für jedermann gemacht, aber – tragbar, absolut. Ein feinsinniger, feingeistiger Dandy, der ein wenig mehr ins Maskuline tendiert, aber keinesfalls kampflos alleinig der Männerwelt überlassen werden wird, das verspreche ich 😉
Morgen geht es weiter mit Fathom V – bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Ulrike
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