Ligne St Barth locken uns mit dem „Spirit of Nature“ …

und nachdem soeben die komplette Kollektion im Sortiment gelandet ist, lasse ich mich doch gerne darauf ein und schaue mir diese für Euch näher an. Ligne St Barth – hier bei uns im Shop – ist eine der Marken, die ich schon ewig kenne – ich glaube, es müsste mit eine der ersten gewesen sein, die mir zu Beginn meiner „Nischenduftkarriere“ über den Weg gelaufen ist. Wie Ihr vielleicht wisst, bin ich, was Kosmetik angeht, ein kleiner „Muffel“, man könnte auch sagen – ein Minimalist. Ich kann kaum glauben, dass es tatsächlich einen Lebensbereich gibt, in dem ich das von mir behaupten kann, obgleich mir das Prinzip sehr sympathisch ist: Ich verwende relativ wenige Produkte, eine überschaubare Anzahl, und wenn ich ein „System“ gefunden habe, das für mich funktioniert, bin ich diesem auch relativ treu. Diesbezüglich konnten Ligne St Barth bei mir demnach nicht landen, und die Düfte, ja … habe ich als schön abgespeichert, aber mir zu sonnig, zum Teil auch zu süß. Wie sollten sie auch anders, lehnen sie sich doch an die kleinen Antillen an, auf denen sich die Franzosen irgendwann breit gemacht haben. Als ich Hals über Kopf in die Nischenduftwelt gestürzt bin und Blut geleckt habe, präferierte ich urlaubstechnisch ganz klar die kühleren Gefilde – Skandinavien, Irland, Schottland und Co. wären da auf der Urlaubsliste gelandet, Länder, in denen Bäume, keine Palmen wachsen.

Ligne St Barth

Aber, meine Lieben, der Geschmack verändert sich oft: Mittlerweile hätte ich so gar nichts dagegen einzuwenden, mich in einem Schnappschusspanorama wiederzufinden mit weißem Sandstrand, türkisblauem Meer, Sonne und Palmen, wohin das Auge blickt. Vielleicht können mich, können uns die Düfte von Ligne St. Barth dahin entführen? Ich hätte gar nichts dagegen, denn meinen Urlaub habe ich hier verbracht und war schon die halbe Urlaubszeit krank, insofern … darüber hinaus herrschen hier auch noch Temperaturen, bei denen man durchaus Lust auf Sand zwischen den Zehen hätte, am besten mit angenehm temperierten Wasser drumherum 😉

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Bevor wir uns den Düften widmen, noch ein paar Worte zur Marke: Hinter dieser steckt Hervé Brin mit seiner Frau Birgit, die das Label 1983 ins Leben gerufen haben. Brins Familie lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen, als sich seine französischen Urahnen auf Saint-Barthélemy niederließen. Begonnen hat alles mit einer Creme – oder noch vorher, eigentlich, und zwar mit dem Bedürfnis danach, eine Pflege herzustellen, die natürlich ist und Ähnlichkeit mit der Konsistenz des „Hautfettes“ besitzt. Brin lief Chemiker Bernd Kuhs über den Weg, zwei hatten sich gefunden, die Deep Sea Cream mit ihrer innovativen Membranstruktur war das Resultat dieser Zusammenarbeit, die sich zu einer Freundschaft entwickelte, ein Bestseller, vermutlich der Bestseller des Hauses. Düfte durften selbstredend nicht fehlen in dem Portfolio, brilliert die Heimat der Brins doch mit einer Vielzahl derselben.

lignestbarthhervebrin „Mit der Leidenschaft, die ich für meinen Beruf habe, kann sich nur die Leidenschaft messen, die ich für die Insel meiner Geburt empfinde. Meine tiefe Bindung an dieses sonnenbeschienene Eiland und meine Begeisterung für seine Natur voller würziger Düfte in Gestalt von Ligne St Barth zu verbinden, war noch ein unerreichbarer Traum, als ich in meiner Kindheit durch die Gärten meiner Großmutter streifte. Ich kann mich noch gut an sie erinnern – meine Großmutter führte mich schon sehr früh in die Wirkungen der Heil- und Duftpflanzen ein. Dieses stets mündlich überlieferte Wissen reicht viele Generationen zurück, bis zu meinen bretonischen und karibischen Ahnen, die 1648 die ersten Zeilen der Inselgeschichte schrieben.“ Hervé Brin

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Neun Düfte gibt es momentan – mir scheint, dass einige dazugekommen sind, seit ich mich das letzte Mal mit Ligne St Barth beschäftigt habe. Das passt perfekt, so können wir heute und morgen mit diesen Grüßen aus tropischen Gefilden in ein warmes Wochenende gleiten 😉

Vanille West Indies von Ligne St Barth

Mir ist heute nach „süß“, deshalb beginne ich mit zwei Klassikern des Hauses, nämlich mit Vanille West Indies und mit Fleur de Canne à Sucre.

vanille_west_indies_box „Das Parfum Vanille West Indies erinnert mit seinen blumigen und lieblichen Duftnoten an die charakteristische Duftkulisse eines karibischen Sonnenuntergangs. Die unglaublich raffinierte Komposition präsentiert ein breites Spektrum an Sinneseindrücken: von Vanilleblüten über Orchidee bis zu Vanillesamen, umhüllt von einer süßen Karamellnote.“

Vanille West Indies ist – eine Vanille, ganz klar, und greift, den Ingredienzen nach zu urteilen, ganz tief in die Vanilleschublade: Kopfnote: Vanille, Orchidee; Herznote: Vanilleblüte; Basisnote: Vanilleschote, Karamell. Was nun genau eine Vanilleblüte ist, wenn doch die Orchidee schon in der Kopfnote gelistet wurde, erschließt sich mir nicht ganz, aber sei es drum, ab auf die Haut … Vanille, cremige, umhüllt mich und kitzelt mein Näschen, vielmehr: cremt es. Zuallererst denke ich an Vanillepudding, selbstgemachten, und zwar an den Duft, der einem entgegenströmt, wenn der Pudding frisch gekocht und noch warm in der Küche steht und man es sich verkneifen muss, zu naschen, bevor er abgekühlt ist. Zwischendurch erscheint mir unsere süße Vanille darüber hinaus pudrig und würzig, was mich nun an Gebäck denken lässt – Vanillekipferl? Nein, eher Madeleines mit ordentlich Puderzucker bestäubt, Prousts Protagonist aus der Suche nach der verlorenen Zeit hätte seine Freude daran. Und irgendwann im weiteren Duftverlauf hat es jemand sehr gut gemeint mit den Madeleines, denn der Puderzucker darauf entwickelt sich zu einer köstlichen Karamellschicht, die mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt.

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Vanille ist ein Gruppenzusammenschweißer, keine Frage, sie ist fast immer der kleinste gemeinsame Nenner, auf den man sich einigen kann – wer mag Vanille nicht? Ich kenne keinen. Auf der Haut getragen mag sie nicht jeder, aber ich würde sagen, eine Mehrheit dürfte ihr auch hier etwas abgewinnen können. Vanille West Indies ist deshalb sicherlich ein „Crowdpleaser“, wie man so schön neudeutsch sagt: Der Duft ist ein Seelenschmeichler, ein ganz und gar kalorienfreier Leckerbissen, der relativ monothematisch auf diese Ingredienz fokussiert ist und zu so gut wie jeder Gelegenheit passt, darüber hinaus von neun bis neunundneunzig Jahren tragbar ist. Eine Einschränkung – weiblich sollte die Trägerin sein, an einem Mann kann ich mir dieses deliziöse Duftdessert nur schwerlich vorstellen.

Fleur de Canne à Sucre

Fleur de Canne à Sucre ist unsere heutige Nummer Zwei:

fleur_de_canne_sucre_box „Eine duftende Ode an das kreolische, süße Flair der Zuckerrohrplantagen mit fruchtig-blumigem und gleichzeitig holzigem Duftcharakter. Der temperamentvolle Duft des Eau de Toilette Fleur de Canne à Sucre kombiniert grüne Blätter, eine Portion karibischer Rose, Jasmin und Veilchen mit Rohrzucker, goldfarbener Ananas und Vanille.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Blattgrün, Rote Beeren, Zuckerrohr; Herznote: Rose, Jasmin, Veilchen; Basisnote: Ananas, Sandelholz, Zucker, Vanille.

… oooh – entfährt es mir umgehend beim Testen, der ist aber schön! Ich glaube, unser Zuckerrohr hier könnte eine späte Entdeckung von mir werden, und zwar für den Sommer (den wir ja noch haben, noch): Mehr Bild, Impression, als Abbild ist er – wir haben es hier nicht mit einem Tütchen rieselndem Zucker zu tun oder einem Zuckerrohr, sondern mit einer sonnig-süßen, aber keinesfalls pappigen Blaupause für so ziemlich jede Urlaubssehnsucht. Ich nehme hier ein warmes Lüftchen wahr, eine leise Brise, die mir in die Nase weht, während ich irgendwo „chille“, wie mein jugendlicher Nachbar das sagen würde. Wärme transportiert diese, Sonnenwärme, Anklänge des nahen Meeres, ein Quentchen Grün sowie Blüten, prägnant, aber nicht überladen oder ausladend dominant. Zuckrig-karamellig zeigt sich der Duft, aber gleichermaßen von pudrigen, leicht herben, balsamischen Hölzern (ein Sandelholz-Klon?) unterlegt, die mich bisweilen an warme, sonnenmilchgeküsste Haut erinnern (mit einem Hauch Kokos, einem winzigen), darüber hinaus bekomme ich von meiner Haut eine deutlich wahrnehmbare Ananas präsentiert. Schlicht, aber genial – Fleur de Canne Sucré ist ein Wohlfühlduft für alle Tage – im Sommer getragen passt er perfekt, im Winter weckt er Urlaubsgefühle. Volltreffer würde ich sagen.

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Tijuca

Tijuca ist die nächste Überraschung für mich:

tijuca_box „Tijuca ist einer der letzten tropischen Nationalparks Südamerikas. Die belebend frische Kopfnote aus Zitrone und Mandarine, mit einem zarten Bouquet karibischer Rosen und goldener Cashew-Äpfel als Herznote, wird getragen von dem anregenden Aroma weißen Sandelholzes.“

Wie konnte ich den nur übersehen? Auch hier – definitiv ein Anwärter für einen ganz besonderen Sommerduft, eine Gattung, die bei mir oft gesucht wird, möchte ich bei heißen Temperaturen eben nicht immer zu den üblichen Verdächtigen greifen, meinen All-Time-Favoriten, und nicht noch mehr Colognes bei mir sammeln. Zugegeben, Tijuca duftet ein wenig wie die Weibsen-Variante von Creeds Aventus – vermutlich aber nur, weil dieser mit seiner einprägsamen Apfelnote in den letzten Jahren so wegweisend war. Nebenbei bemerkt – es gibt sie tatsächlich, die Damenversion namens Aventus for Her. Demnächst auch im Blog, versprochen.

Auch hier – less is more: Authentischer grüner Apfel, der gleichermaßen aquatische Noten mit sich bringt – und zwar welche, die mich als mittlerweile erklärten „Feind“ (ich kann sie einfach nicht mehr riechen, sie sind so Neunziger …) aquatischer Düfte dennoch in, dick unterstrichen: Entzücken versetzen. Ein Rosenbouquet, ein junges, frisches, das hervorragend mit den dynamischen zitrischen Sprenklern im Kopf harmoniert. Und Sandelholz, warm-würzig und pudrig-süß, den Duft abrundend, einmal mehr wie sonnenwarme und gecremte Haut duftend.

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Gar wundervoll finde ich Ligne St Barth Tijuca – und habe das Bild einer hübschen Surferin im Kopf, was vielleicht auch dem geschuldet ist, dass ich mittlerweile bei einem weiteren Don Winslow gelandet bin (Ihr erinnert Euch? Ich hatte ihn neulich empfohlen, er hat mir mein Kranksein „versüßt“, vielmehr erträglicher gemacht, siehe hier), der perfekte Sommerunterhaltung bietet – und zwar bei seiner Serie um den surfenden Privatdetektiv Boone Daniels, eine ganz klare Empfehlung, genauso wie Tijuca!

Morgen geht es weiter mit Ligne St Barth, habt einen schönen Tag!

Viele liebe Grüße,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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