Lucrethia, Cicuta, Mandragola von V Canto – Im Hexenkessel der Macht

Manchmal merkt man erst bei Neuerscheinungen, wie bei den drei neuen Düften von  V CantoLucrethia, Cicuta und Mandragola –, dass man eine Marke hier bisher sträflich vernachlässigt hat. Natürlich holen wir die schon bestehenden Düfte von V Canto noch nach! Brandneu sind die drei! Der freundliche Vertrieb der Marke – c.l.u.b UNIQUE BRANDS – hat uns freundlicherweise schon vorab Pröbchen zukommen lassen. Herzlichen Dank!

Die Terenzis und die Borgias

Mit den drei Neulingen entführt uns das Geschwisterpaar Paolo und Tiziana Terenzi in die von Machtgier, Korruption und fehlender Moral geprägte Welt der wohlbekannten Renaissance-Familie Borgia. Als Oberhaupt der Familie zog der aus Spanien stammende Kardinal und spätere Papst Alexander die Strippen der Macht. Mit seiner italienischen Geliebten Vanozza de‘ Cattanei hatte er die für einen Papst doch recht offiziellen Kinder Cesare, Juan, Lucrezia und Jofré. Sie waren wichtige Schachfiguren in Papst Alexanders politischen Spiel um Macht und Herrschaft. So wurde seine Tochter Lucrezia aus strategischen Gründen diverse Male verheiratet, den Söhnen schusterte er hochgradige Stellen im Vatikan und Adelstitel samt zugehörigen Ländereien zu. So wundert es kaum, dass die Familie Borgia samt Papst Alexander nicht unbedingt überall sonderlich beliebt war. Die Gerüchteküche brodelte. Inzest, Ehebruch und Giftmischerei wurden insbesondere der schönen Lucrezia nachgesagt. Dieser schlechte Ruf haftete ihr auch über ihren Tod hinaus noch mehrere Jahrhunderte an. So wurde ihr vermeintlich ausschweifender und skrupelloser Lebenstil im 19. Jahrhundert Grundlage für ein Theaterstück von Victor Hugo sowie für einen Roman von Alexandre Dumas.

V Canto widmet Lucrezia Borgia nun die drei Düfte Lucrethia, Cicuta und Mandragola, die das Thema der Giftmischerei aufnehmen. Paolo und Tiziana Terenzi schreiben hierzu dies:

Die neuen Kunstparfums werden die Kollektion von V Canto bereichern und verkörpern zugleich den wahren italienischen Luxus, der mit überragendem künstlerischem Geschick hergestellt wird. Sie erzählen dabei Geschichten von Liebestränken und Giftbechern, von Figuren der Vergangenheit, von Leidenschaften und der Liebe.

Lucrethia – Die Hexe im Negligé

V Canto Lucrethia Betrachten wir zuerst den Duft der Protagonistin im borgiaschen Dufthexenkessel: Lucrethia. Ausschweifend wie ihr angeblicher Ruf muten auch die zahlreichen Duftnoten an: Birne, Rosa Pfeffer, Petitgrain, Limettenblüte, Lorbeer, Jasmin, Kaffee, Gewürznelke, Kakao, Ambra, Zedernholz, Patchouli, Vanille, Benzoeharz, Geißblatt. 😮 Hier wird in der Tat nicht gekleckert, sondern geklotzt. Ich freue mich persönlich sehr auf die Birne, denn die mag ich sehr. Und ich werde nicht enttäuscht, denn auf meiner Haut zeigt sich sofort eine zarte Birnennote, die aber schnell von einem wahren Blumenbouquet sanft, aber bestimmt zur Seite geschoben wird. Petitgrain und Jasmin zeigen sich recht zahm, aber deutlich und werden dabei von zitrisch-grüner Limettenblüte und Pfeffer umgarnt. Im weiteren Verlauf übernehmen Vanille, Benzoeharz und Kakao das Ruder, der Duft wird dezent gourmandiger, doch die floralen Noten bleiben trotzdem erhalten. Auf meiner Haut verbleibt Lucrethia in diesem Zustand: watteweich und transparent, zart und sanft, pudrig und skinnig. Bei weitem kein lasterhaftes Düftchen, sondern ein bezaubernder und unprätentiöser Frühlings- oder Sommerduft, der gute Laune und Unbeschwertheit ausstrahlt.

Cicuta – Der duftende Schierlingsbecher

V Canto Cicuta Dem Gefleckten Schierling ist der zweite Duft aus dem Hause V Canto gewidmet. Dieser soll eine der Zutaten für Lucrezia Borgias Giftmischungen gewesen sein, mit dem sie andere Menschen verzauberte und beherrschte. Der hochgiftige Doldenblütler ist in der Tat nicht ohne. Bereits kleinste Mengen sind für den Menschen tödlich. Ganz anders verhält es sich da mit Cicuta. Dieser verzaubert nicht durch Giftigkeit, sondern durch folgende Duftnoten: Orange, Clementine, Bergamotte, Koriander, Bulgarische Rose, Rose, Vanille, Vanilleblüte, Gewöhnlicher Natternkopf, Ambra, Birkenholz, Moschus. Frisch aufgesprüht zeigen sich sofort Zitrusfrüchte und Rose, zu denen sich alsbald grün-kräuteriger Koriander gesellt. Vanille und helle Hölzer tauchen im Hintergrund auf und vereinen sich mit den zitrisch-grünen Rosennoten. Moschus und zarte Ambratupfer untermalen das duftende Konglomerat und geben ihm eine warme und weiche Basis. Cicuta ist auf meiner Haut ein spritzig-grünlicher Florale mit tollen Rosennoten und einem ruhigen und entspannten Finish. Ein absolut bekömmlicher Schierlingsbecher vor dem man wahrlich keine Angst haben muss. 😉

Mandragola – Die allgegenwärtige Alraune

V Canto Mandragola Die Gemeine Alraune erscheint mir beinahe wie ein It-Piece der Hexen, Zauberer und Mystiker, denn immer wenn es dunkeldüster und magisch wird, taucht auch dieses giftige Gewächs in abstrakter Menschengestalt auf. Nicht verwunderlich also, dass die Alraune auch mit der Pseudohexe Lucrezia in Verbindung gebracht wird. Das duftende Pendant zur giftigen Wurzel besitzt folgende Duftnoten: Limette, Bergamotte, Absinth, Safran, Moschus-Rose, Bulgarische Rose, Jasmin, Petitgrain, Guajakholz, Ambra, Sandelholz, Oud, Vetiver, Vanille. Bei der Duftnote Safran höre ich innerlich schon den Göttergatten aufjuchzen. 😀 Mal schauen, ob das kostbare Gewürz auch eine tragende Rolle im Duft erhält oder eher der olfaktorische Adjutant bleibt. Oh ja! Frisch aufgesprüht kommen auf meiner Haut sogleich gewürziger Safran und Zitrusfrüchte zur Geltung. Auch eine kühle anisartige Absinthnote meine ich im Hintergrund zu erschnuppern. Rose, Jasmin und Petitgrain bilden ein dezentes Blumensträußlein, das von rauchigem Guajakholz umgarnt wird. Ledriges Oud und Vetiver unterstreichen das kühl-florale Raucharoma und verleihen ihm Kraft und Tiefe. Im Ausklang wird Mandragola etwas weicher und wärmer durch Ambra, Sandelholz und Vanille, die sich zum Vetiver-Oud-Duo gesellen. Auf meiner Haut zeigt sich Mandragola als gewürzig-floraler Oud-Duft mit deutlichen Rauchnoten. Von den drei neuen V Canto-Düften ist Mandragola der dunkelste und kräftigste. Giftig ist aber auch er nicht. Keine Sorge! 😉

V Canto – Mein Resümee

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich das schlechte Image der Lucrezia Borgia nicht auf die drei neuen V-Canto-Düfte Lucrethia, Cicuta und Mandragola übertragen hat. Diese Düfte haben nichts von Lasterhaftigkeit, Skrupellosigkeit, Habgier oder Machtgelüsten, sondern sind vielmehr drei wunderschöne Düfte. Lucrethia und Cicuta sind beide bezaubernd und feminin, strahlen Positivität und Lebensfreude aus und verzaubern durch ihre unaufdringliche Transparenz und Luftigkeit. Mandragola würde ich dagegen eher als Unisex-Duft sehen, der durch Ruhe und Kühle, Kraft und Körper besticht. Mein Favorit der drei ist eindeutig die holde Lucrethia. An einer Birne komme ich halt nur selten vorbei. 😉

Seid Ihr auf die V Cantos schon gespannt? Habt ihr die bestehenden Düfte schon getestet?

Liebe Grüße
Steffi

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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