His Majesty The Oud und Her Majesty The Oud zählen zu den Neulingen der Oud Collection des vor einigen Jahren wiederbelebten Londoner Parfumhauses Atkinsons. Uli hat vor ein paar Wochen bereits die drei neuen Düfte der Contemporary Collection vorgestellt, die auf die wohlklingenden Namen The Big Bad Cedar, My Fair Lilly und Scilly Neroli hören. Das Parfumhaus Atkinsons 1799 blickt nicht nur auf eine mehr als 200-jährige Geschichte zurück, die unterhaltsamer kaum sein kann und von der wir hoffen, dass sie uns damit keinen Bären aufbinden wollen. Im Hier und Jetzt angekommen präsentiert sich Atkinsons modern, jung und sympathisch, mit einer gehörigen Portion (Selbst)Ironie, einem gewissen Wortwitz sowie mit ganz viel Esprit, Charme und Nonchalance.
In ihrer Oud Collection befassen sich die Londoner nicht nur mit der namensgebenden Kostbarkeit Oud, sondern auch mit internationalen Royals, ihren Mätressen und wichtigen Persönlichkeiten des beginnenden 20. Jahrhunderts. So waren die beiden Vorgängerdüfte Oud Save The King und Oud Save The Queen dem ägyptischen Prinzen Mohammed Ali Ibrahim, einem Dandy und Schwerenöter der Roaring Twenties, sowie seiner von der royalen Verwandtschaft ungeliebten Geliebten Mabel Normand gewidmet. Im Gegensatz zum real verbandelten Liebespaar der Vorgängerdüfte treten Her Majesty The Oud und His Majesty The Oud nur duftenderweise als Paar auf, denn die britische Abenteurerin Gertrude Bell und den syrisch-irakischen König Faisal I. verband ausschließlich die Liebe zum Nahen Osten, genauer Arabien.
Her Majesty The Oud
Ladies first! Betrachten wir zuerst den Gertrude-Bell-Duft Her Majesty The Oud von Francis Deleamont, der folgende Duftnoten besitzt: Osmanthus, Rote Beeren, Türkische Rose, Safran, Iris, Adlerholz (Oud), Leder, Vanille. Oho, ein Duft mit Safran! Das wird Harmen aufhorchen lassen, der ja bekanntermaßen ein ausgesprochener Safran-Fan ist. 🙂 Auf meiner Haut kommt dieser Zutat auch gleich zu Beginn eine tragende Rolle zu. Eine ledrig-cremige Safraniris, ganz weich und geschmeidig, macht es sich auf meiner Haut gemütlich bis sich ganz allmählich fruchtig-rote Beeren und hell-süßliche Vanille hinzugesellen. Zart-florale Noten von Türkischer Rose und Osmanthus und schließlich auch der eigentliche Protagonist Oud stoßen ganz vorsichtig zu der illustren Runde und lassen den Abend, äh Duft gemeinsam ausklingen. Bei mir ist Her Majesty The Oud ein zarter, weicher und cremiger Duft, ein fruchtig-floraler Leder-Oud-Duft, der ganz bedächtig und behaglich auftritt und das Gegenteil des gewaltigen Oud-Leder-Krachers darstellt, den ich mir in Verbindung mit der abenteuerlustigen Grande Dame des Nahen Ostens vorgestellt habe. Der Teststreifen zeigt sich da schon wilder und Oud-betonter als meine Haut, dafür treten hier die lecker-vanilligen Beeren- und cremigen Safranlederirisnoten eher in den Hintergrund.
His Majesty The Oud
Nun zu den Herren der Schöpfung! Zu His Majesty The Oud schreibt Atkinsons 1799:
Der kraftvoll-imposante Duft eines legendären Königs …
Die rauchige Aura von His Majesty The Oud ist das duftgewordene Ebenbild seines königlichen Protagonisten: König Faisal I., Vertrauter von Gertude Bell und treuer Verbündeter von Lawrence von Arabien, war eine geborene Führungspersönlichkeit und gilt als eine Legende der arabischen Geschichte.
Nachdem dies geklärt ist, erwarte ich wieder Großartiges, wenn ich mir die Duftnoten so zu Gemüte führe: Lapsang Souchong, Gewürznelke, Leder, Zedernholz, Sandelholz, Adlerholz (Oud), Styraxharz, Vanille. Mmmmh, ein Tee im Duft. Und nicht irgendeiner, sondern richtig schön rauchiger Schwarztee. Lecker! 😀 Frisch aufgesprüht zeigen sich auf meiner Haut zuerst Lakritznoten, in die langsam die Rauchteenote einfließt. Einen kurzen Moment gewinnt der Lapsang die Oberhand und steigert sich in deutliche und kräftige trockene Rauchnoten bis ihn die lakritzige Gewürznelke und softes Lederoud wieder auf den hell-holzigen Boden der Tatsachen zurückholen. Vanille und Styraxharz sorgen im Hintergrund für kuschelig-balsamische Wohlfühlatmosphäre. His Majesty The Oud ist ein wunderschöner Duft, fein ausbalanciert und harmonisch, kontemplativ und auch ein bisschen melancholisch. Ich bin begeistert und hab ihn auch schon dem Göttergatten als nächstes Must-try zugeschoben. 🙂
Ein tolles Orientalen-Paar, das sich nicht nur optisch edel und anmutig zeigt, sondern auch olfaktorisch wirklich überzeugen kann.
Liebe Grüße,
Steffi
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