Perdizione und Thé Glacé – zwischen Verdammnis und Eistee

Perdizione und Thé Glacé werden heute im Mittelpunkt stehen. Perdizione ist der neueste Duft von Nobile 1942, der Eistee hingegen stammt von Terry de Gunzburg. Eistee ist doch genau das Richtige für den Sommer, weswegen mich gerade danach dürstet, mit dieser Erfrischung anzufangen.

Thé Glacé – die Erfrischung

Thé Glacé – Aqua Parfum lautet der volle Vor- und Zuname des Gebräus. Eingeleitet wird es mit folgender Anekdote:

Lebendige Frische, jung und belebend – wenn man an Erfrischung denkt, denkt man an Eistee. Das süße Leben an der Riviera: elegant, einzigartig, unwiderstehlich und aquatisch. Terry de Gunzburg schuf diese Kreation in ihrem Kräutergarten und erinnerte sich dabei an einen Tee aus Mauritius, den ein geheimnisvoller Gast einmal mitgebracht hatte …

Nicht lang schnacken … ruff uffe Epidermis! Kein Eistee aus dem Tetrapak mit Pfirsich oder andere Gräuel, das sollte jedem klar sein. Eine wunderbare Schwarzteenote mit zitrischen Noten – Eisenkraut, Grapefruit. Ich würde sagen, die Kopfnoten bleiben lange bestimmend, die weißen Blüten im Herzen setzen sich nie ganz durch und der Lavendel unterstreicht die Tee-Zitrus-Krautigkeit der vorangegangenen Noten. Am Ende kommen noch einmal grün-bittere Matenoten heraus, die von weichen Moschusnoten abgefedert werden.

Die Duftkomposition
Kopfnote: Verbena, Zitrische Noten, Schwarztee, Grapefruit, Mandel
Herznote: Weiße Blüten, Lavendel
Basisnote: Mate, Moos, Moschus

So muss eine olfaktorische Erfrischung riechen! Das Eau fraîche von Karine Vinchon-Spehner besitzt eine gute Haltbarkeit und ich habe meine Zweifel, ob es nicht von der Konzentration her doch mindestens ein Eau de Toilette ist. Eine stilvolle Erfrischung für heiße Sommertage! Hier möchte man wirklich der verschwenderischen Art Parfum aufzutragen nachgehen: in die Luft sprühen und einfach berieseln lassen :). Also los, was kostet die Welt! 😉

Perdizione – Ruinös köstlich

Im Italienisch-Wörterbuch steht, dass Perdizione „Verdammnis“, „Ruin“ oder „Verderben“ bedeutet. Mit seinen 100 € für 75 ml ist zumindest schon einmal nicht der finanzielle Ruin gemeint, zumindest nicht, wenn man als hartgesottener Nischenduftfan ohnehin (fast) schmerzfrei geworden ist. Perdizione – Fragranza Suprema von Nobile 1942 besingt sicher nicht das menschliche Scheitern, ich vermute bei den ganz im Positiven durchtriebenen Italienern eher den übertragenen Sinn: die Verdammnis, in die Fänge einer Femme fatale geraten zu sein, das Verderben, unsterblich verliebt zu sein, oder den kulinarischen Ruin, den Monatslohn für Chianti, Pasta und Espressi durchgebracht zu haben? 🙂

Speisen sind schon einmal die richtige Fährte, denn wir haben es meiner bescheidenen Meinung nach mit einem Nachfolger von „La Danza delle Libellule“ zu tun, der hier von Uli bereits vorgestellt wurde. Nach einem spritzigen Auftakt aus Bergamotte, Grapefruit und Lavendel versinken wir in einer gourmandigen Cremigkeit, aus der vor allem die Weißblüher wie Ylang-Ylang und Orangenblüte hervorstechen. Vanille weist in der Basis die Richtung, ummantelt von watteweichem Moschus.

Die Duftkomposition
Kopfnote: Bergamotte, Grapefruit, Lavendel
Herznote: Ylang-Ylang, Rose, Orangenblüte, Neroli, Petitgrain
Basisnote: Zedernholz, Vanille, Moschus

Perdizione soll an unbeschwerte Kindertage erinnern, an Geborgenheit, an einen Spaziergang am Strand. Wie der Tanz der Libellen, der sich bereits ausdrücklich als rosa Kleinmädchentraum präsentierte, zeigt sich auch Perdizione. Süß, verträumt, romantisch, mehr Weißblüher als Gourmand, mit einer fluffigen Leichtigkeit versehen und dabei immer elegant. Liebe Tagträumerinnen unter den Leserinnen, das könnte genau der richtig Nasen-Gedankenanstoß sein, um in Fantasien zu schwelgen.

Perdizione und Thé Glacé – ich glaube Terry de Gunzburgs Eistee ist eher etwas für mich und bekommt heute von mir den Vorzug.

Liebe Grüße
Harmen