Wüsten und rauchige Blumen – Odin und Nasengold

Heute geht es um den New Yorker Odin und Nasengold. Der Stapel an Neuigkeiten wird sich wohl nie mehr lichten, aber was solls. So fein duftet Sisyphusarbeit. 🙂

Odins Nullrunde Auriel

Abgesehen von The White Line nummeriert Odin New York die Düfte durch und wir waren schon bei 12 Lacha angelangt, den ich hier bereits vorgestellt habe. Deswegen kommt die Zahl 00 relativ überraschend, verbindet man mit dieser zweistelligen Nichtzahl vielleicht nicht nur erlesenste Gerüche. Um Missverständnisse zu vermeiden wurde noch der Name Auriel beigeben.

00 Auriel erinnert an den Engel Ariel oder den gleichnamigen Luftgeist in Shakespeares „The Tempest“ (dt. Der Sturm). Googelt man „Auriel“ findet man zahlreiche Hinweise zum Computerspiel „Diablo III“, wo sie (!) als Erzengel der Hoffnung genannt wird. Wollen uns die Inhaber von Odin hier eine kleine Spielleidenschaft gestehen?

Auriel verströmt wie ein Prisma aus verschiedenen Duftakkorden das gleißende Flirren der Wüstendünen. Ein intensiver, animalisch wirkender, holziger Duft mit einer ausgewogenen Balance femininer und maskuliner Akzente, erhaben wie majestätische Dünengebilde.

Ein Wüstenduft, da darf das obligatorische Oud natürlich nicht fehlen. Auriel geht aber darüber hinaus. Zu Beginn begegnen uns dunkel-fruchtige Johannisbeeren, die in Gewürznoten von Koriander und Pfeffer übergehen, um genau zu sein, sollen es westindische Tellicherry-Pfefferkörner sein. Die Pfefferfrüchte sind größer, da sie später geerntet werden. Das Aroma soll nussiger, wärmer und auch schärfer sein. Von den floralen Herznoten Rose, Jasmin und Maiglöckchen nehme ich vor allem die Rose wahr, die ja in Ouddüften nicht selten vorkommt. Zwar ist das Oud auf den ersten Riecher vorhanden, doch ist Auriel kein wirklicher Oudduft. Vor allem fasziniert die Basis, wenn sie dann wirklich zum Zuge kommt. Das charakteristische Oud wurde maßvoll eingesetzt, es macht sich eine harzige, trockene Wärme breit, die tatsächlich an trockene Sandwüsten denken lässt. Sandelholz und Labdanum sei Dank.

Der gewürzig-holzige Orientale erfindet das Rad nicht neu, wurde aber in der Odin-typischen Geschmeidigkeit umgesetzt – gehaltvoll, aber nie anstrengend. Super!

Die Duftkomposition
Kopfnote: Schwarze Johannisbeere, Koriander, Schwarzer Pfeffer
Herznote: Rose, Jasmin, Maiglöckchen
Basisnote: Adlerholz (Oud), Sandelholz, Patchouli, Labdanum (Zistrose)

Nasengoldschürfer

Von Nasengold habe ich hier alles besprochen, was nur geht. Das soll auch so bleiben. Der neue Duft /L benötigt wie gewohnt eine kleine Ausspracheanleitung: „Slash L“ möge man mit der Zunge formen. Ende September 2013 habe ich im Artikel „Nasengold – #süffig, #sexy, #seelig, #saufen“ „#S“ (Raute s) vorgestellt, am Tag darauf „Nasengolds „:P“ – Pfefferspray und grüne Lust“ „: P“ und im Februar 2014 gab es „Nasengolds Frischegewitter ‚G.‘“, „G-Punkt“ ausgesprochen.

Ich gehöre wohl zur letzten Generation, die bei Slash – neben dem URL-Bestandteil – noch an den Gitarristen von Guns‘n‘Roses denken muss, der mit Zylinder und dicht gelocktem Augenvorhang wahrscheinlich nur bis zu seinem Pedal sehen konnte. 🙂

Immer der Nase nach!

Du begehrst sie? Die Person deiner Träume? Ob sie Lea heißt oder Leo … und dein Kopf denkt nur noch in Kreisen. Cold Turkey.

Wie gewinnst du dieses göttliche Wesen für dich?

/L ist das vierte Lockmittel aus dem Hamburger Hause Nasengold von Parfümeur Christian Plesch.

Wofür nun genau das L steht, erfahren wir nicht, aber es dürfte The Big L sein, die seinerzeit das Schwedenduo Roxette besang? Ja, die Liebe, der Leo di Caprio oder die Lea di Capria des Herzens, wir wissen es aber nicht so genau.

Die Duftkomposition
Kopfnote: Mandarine, Ingwer, Elemiharz, Kardamom, Thymian, Bergamotte
Herznote: Veilchen, Magnolie, Maiglöckchen, Orangenblüte, Iris
Basisnote: Wildleder, Ambra, Vetiver, Weihrauch, Rauchige Noten, Zedernholz, Sandelholz

Mein erster Gedanke, da ist eigentlich fast alles dabei, dürfte also opulent werden. Weit gefehlt. Nasengold bleiben sich treu. Wenn ich mich recht entsinne, waren auch die anderen Düfte spritzig und fruchtig und habe eine positive Art ausgestrahlt, so auch /L. Die Mandarinen-Fruchtigkeit, die von Gewürzen begleitet wird, geht in einer rauchig-floralen Note auf, die ich extrem spannend finde. Dabei komme ich aber nicht dahinter, welche Blüten es genau sind – zur Wahl stehen Magnolien, Maiglöckchen und Orangenblüten, im Text ist darüber hinaus noch von Jasmin die Rede, aber egal, ein grüner Schuss Veilchen ist dabei. Floral, und dann rauchig, aber nicht zigarettenrauchig und nicht schwarzwälderschinkenrauchig, sondern Rauch von Leder und Vetiver, die mich auch ein bisschen an Staub, Maschinenöl und Benzin erinnern. Aber natürlich nur in Ansätzen. Unbedingt auf der Haut testen, der Teststreifen gibt nur die Kopfnoten her.

/L ist ein Duft, der zu einem der unzähligen Sommer-Zitrusdüfte hätte werden können, aber dann noch rechtzeitig abbiegt. Ach, was sage ich, einen U-Turn hinlegt und mit einer fast schon avantgardistisch-futuristischen Note alles noch einmal umkrempelt.

Das Geheimnis besteht diesmal in luxuriöser Verschwendung! Zieh dich königlich an und besprühe dich mit /L. Dann bestäube den Weg vom Haus der Angebeteten zu deiner Wohnung mit dem Parfum verschwenderisch! Hier an den Baum, dort an eine Mauer und den Hydranten. Vielleicht schaffst du ein Graffiti damit? Pass mit den Passanten auf. Du wirst Lea und Leo umschlingen, sobald sie auf deine Duftspur kommen? Nur mit deinem Zauber und /L! Sie geraten in einen Strudel aus Bergamotte, rauchigem Jasmin und Wildlederduft. Und sinnlicher Amber und Sandelholz sind auch noch mit dabei. Sie folgen hypnotisiert der Duftspur. Ganz Junkie. […]

Da auch der Luxus abhängig macht, gibt es weit mehr Junkies, als wir bisher geglaubt haben. © Erwin Koch (*1932), deutscher Aphoristiker

L wie Luxus? Es muss nicht alles erklärt werden. Jedenfalls ist /L mein Favorit des heutigen Tages. Ihr müsst unbedingt testen!

/Liebe Grüße
Harmen