Kilian L’Œuvre Noire – Im Dufthimmel

L’Œuvre Noire – au revoir. Heute ist der letzte Tag meiner Kilian-Serie. Vielleicht atmet der eine oder andere auf, ich weiß es nicht. 🙂 „Straight to Heaven“ und „A Taste of Heaven“ sind aus der Reihe noch geblieben, der dritte im Bunde „Moonlight in Heaven“ scheint kein Bestandteil dieser Serie zu sein, passt aber himmlisch gut in den heutigen Artikel, zumindest namentlich.

Straight to Heaven – Himmelfahrt

Straight to Heaven_Visual Ein Rumduft soll „Straight to Heaven“ sein – da bin ich aber gespannt. Nichts wie rauf auf die Haut! Oooohhh, Rum, in der Tat, und einer, der ordentlich mit Muskatnuss gewürzt wurde. Patschuli soll laut Pressetext die schwüle Hitze der Karibik einfangen. Patschuli ist in seiner dunkelgrünen, erdigen Art durchaus vorhanden, erzeugt bzw. unterstreicht meines Erachtens aber die Holzfassnoten des Rums vortrefflich und wirkt keineswegs feuchtwarm. Die gerade erwähnten Fassnoten werden durch die Basis wieder aufgegriffen, Zedernholz und Rosenholz lassen den Duft holzig ausklingen.

„Straight to Heaven“ ist ein herrliches nasales Himmelfahrtskommando, das den Geruchssinn mithilfe eines zünftigen Schlucks Rum in einen angenehmen Rausch verfallen lässt. „Der köstliche und berauschende Alkohol macht widerstandslos und führt uns in Versuchung, von verbotenen Früchten zu kosten.“ Denn wie heißt es so schön: „Alkohol, denn keine gute Geschichte fing jemals mit einem Salat an.“ In diesem Sinne, Prösterchen, meine Lieben. Ein aufregender Duft, den Sidonie Lancesseur hier für uns destilliert hat! 🙂

Duftkomposition
Kopfnote: Muskatnuss
Herznote: Rum, Patchouli
Basisnote: Zedernholz, Rosenholz

A Taste of Heaven

taste-of-heaven

Nicht direkt in den Himmel schickt uns Calice Becker, lässt uns aber doch ein Schlückchen von den himmlischen Gefilden kosten. Absinth ist das Thema des Dufts; da fällt mir doch gleich meine kleine Absinth-Serie ein, die ich einmal hier geschrieben habe. Fou d’Absinthe von L’Artisan Parfumeur habe ich mir da angesehen in meinem Artikel „Gibt es die Grüne Fee wirklich?“, Mark Buxtons „Wood & Absinth“ in „Wenn der Absinth spricht: Rotkäppchen geht auf Büffeljagd“ sowie „Die Beschwörung der grünen Fee“ über Nasomattos Absinth – das war alle 2012, wie die Zeit vergeht.

„A Taste of Heaven“ widmet sich ebenfalls der Spirituose, „dem bittersüßen Nektar der Poeten“. Auf dem Teststreifen kommt mir zuerst eine unverkennbare Lavendelnote entgegen, die auf der Haut etwas milder erscheint. Doch die Orangenblüten und auch Rosennoten werden durchaus von dieser Krautigkeit gezügelt und gehen relativ schnell in eine Basis aus Patschuli und Eichenmoos über. Doch bleibt der Lavendel doch das bestimmende Moment. Wie bei anderen Absinthdüften auch wurde hier nicht versucht, den Geschmack von Absinth eins zu eins wiederzugeben. Der kräftige, krautige Lavendel steht in Kontrast zu der warmen Basis. So entsteht ein Spannungsfeld, das tatsächlich an einen hochprozentigen Alkohol mit Wermut, Anis und Fenchel denken lässt, aber dennoch auch den warmen wohligen Rausch abbildet.

Duftkomposition
Kopfnote: Absinth, Orangenblüte, Lavendel
Herznote: Türkische Rose
Basisnote: Patchouli, Eichenmoos, Ambra, Bourbon-Vanille

Moonlight in Heaven

moonlight-in-heaven-kilian Wie gesagt gehört „Moonlight in Heaven“ nicht zu „L’Œuvre Noire“. Der dritte Duft heute hat auch nichts mit leckeren Hochprozentigen zu tun, sondern widmet sich thematisch dem Mond und möchte dem Zauber des erleuchteten Nachthimmels huldigen.

Dass Calice Becker den Nachthimmel mithilfe einer Mango darstellen würde, darauf wäre ich im Traum nicht gekommen, aber so ist es. Nach einem zitrisch-pfeffrigen Start ist die Frucht präsent, wobei ich auch noch etwas Pfirsich vermutet hätte, was jedoch nicht angegeben wurde. Ohne ins Süß-Gourmandige zu drehen wurde der Komposition noch Kokos, Tonka sowie etwas Vetiver beigegeben. Aber auch diese Noten beugen sich der Fruchtigkeit von „Moonlight in Heaven“, um in der Langzeitwirkung etwas pudrig zu werden (Reis, Reis, Baby?).

„Ein ganz bewusst direkt inszenierter Duft, der wie eine sanfte Verlockung dazu verführt, die Tür zu verbotenen Paradiesen zu öffnen …“ Ich denke, dass der olfaktorisch besungene Nachthimmel mitsamt Mond irgendwo in den Tropen zu suchen ist, wo des Nachts die Düfte köstlicher Früchte im silbernen Mondlicht noch intensiver wirken und sich entfalten können.

Duftkomposition
Kopfnote: Zitrone, Grapefruit, Rosa Pfeffer
Herznote: Mango, Kokosnuss, Reis
Basisnote: Tonkabohne, Vetiver

Eine neue Referenz für Freunde der Mango und exotisch-tropischer Düfte. Genial, gerade jetzt im Sommer!

L’Œuvre Noire

Fazit zu L’Œuvre Noire und Kilian generell

Aus dieser Reihe bleibt mir vermutlich „Back to Black“ am besten in Erinnerung bleiben mit seiner wunderbaren Honignote. Mir hat es großen Spaß gemacht, einmal eine ganze Kollektion am Stück anzuschauen. Ich hoffe, ich konnte ein wenig über Ulis Abwesenheit hinwegtrösten und sende ihr beste Genesungswünsche. By Kilian hat mir Höhen und Tiefen beschert, nicht alles hat mich begeistert, aber es waren wirklich ein paar echte Glanzstücke dabei, gerade in der Reihe „Addictive State of Mind“ und „L’Œuvre Noire“.

Die meisten Düfte sind nicht neu. Ihr habt Euch bisher vornehm zurückgehalten mit Kommentaren. Vielleicht verratet Ihr mir doch einmal, welche Eure Lieblinge von Kilian sind. 🙂

Viele Grüße
Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

2 Kommentare

  1. Margot
    5. August 2016
    Antworten

    Hallo Harmen,
    tja, by Kilian ist so ne Sache.
    The one and only: Straight to heaven! Dein Chef kann meine Geschichte bestätigen.
    Hatte ich vor langer, langer Zeit (2008?) bei euch bestellt. Flakon kam hier an: War komplett zerbrochen, nur noch Scherben. War aber definitiv ein Transportschaden, wahrscheinlich schon von einem früheren Transport da der Flakon ja in der Box und eingeschweißt war. Aber: Dein Chef hat mir Ersatz besorgt und ich finde auch heute Straight to heaven einfach grandios!
    Habe mir im letzten Jahr auch den „Splash of Lemon“ zugelegt, der bei heißen 30 Grad für mich tragbarer ist als das Original. Doch über zu hohe Temperaturen braucht man sich jetzt hier ja keinen Kopf zu machen.
    LG,
    Margot

  2. 9. August 2016
    Antworten

    Hallo Margot,
    „Straight to Heaven“ gehört auch für mich zu den Top-Düften von Kilian. „Smoke for the Soul“ ist jedenfalls auch vorne mit dabei. 🙂
    Liebe Grüße
    Harmen

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