Kilians asiatische Sagen

Kilian, Kilian über alles“, lautet derzeit meine Dufthymne, denn ich habe mich ganz den Kreationen des LVMH-Erben verschrieben. Die ersten drei Werke „Smoke for the Soul“, „Intoxicated“ und „Light My Fire“ der Reihe „Addictive State of Mind“ haben mich vollständig überzeugt, sodass ich mich auf die nächsten Dufterlebnisse freue. Ich habe mir nun als nächste Serie die „Asian Tales“ vorgenommen. Also auf nach Asien!

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Asien, ein Kontinent der tausend Eindrücke und gleichermaßen namensgebend für die Kollektion: Asian Tales – eine Kollektion, die von asiatischen Sagen inspiriert wurde. Asian Tales wurde als olfaktorische Reise konzipiert, die sich zu einer spirituellen Entdeckungsreise entwickelt und zunehmend symbolische Bedeutung erhält. Als die Kreationen Gestalt annahmen, wurde jedes Detail sorgfältig ausgewählt, um so dieser großartigen Kultur die Ehre zu erweisen. Asian Tales war zunächst als olfaktorische Reise angelegt – entwickelte sich jedoch – als man die Bedeutung und Dimension der Symbole und Worte des Projektes erkannte – zu einem spirituellen Erlebnis. Als der kreative Prozess stand, wurde jedes Detail mit größter Sorgfalt ausgearbeitet, um Respekt vor dieser großartigen Kultur zeigen.

Bamboo Harmony – Ein Tässchen Transparenz

bamboo-harmony Bamboo Harmony“ wird als spiritueller Moment beschrieben und natürlich als Hommage an das asiatische Bambusgewächs, wie man es unten schön als Bambuswald sehen kann. Außerdem galt der Bambus den Kalligraphen als Symbol für menschliche Perfektion.

„Bamboo Harmony“ soll den feinen Geschmack von weißem Tee wiedergeben. Meine letzte Begegnung mit weißem Tee war ein Kusmi-Tee, wenn mich nicht alles täuscht. Ich fand ihn ein bisschen fad, um ehrlich zu sein, da ist mir ein schöner Schwarztee doch lieber. Vielleicht bin ich aber auch den hauchdünnen, heuartigen Noten nicht aufgeschlossen genug? Die Blätter der Teepflanze werden bei weißem Tee nur leicht anfermentiert und besonders gesund soll er sein. Eichenmoos, bitterer Mate und Feigenblätter ergänzen diese frische und grüne Kreation der Parfümeurin Calice Becker.

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Wirklich von den Socken haut mich „Bamboo Harmony“ nicht. Hesperiden, grüne Noten, Tee – das ist nun wirklich eine Kategorie, in der bereits alles durchexerziert wurde. „Bamboo Harmony“ kann dieser jedoch keine neuen Facetten abringen. Die Komplexität und Strahlkraft der zuvor besprochenen drei Düfte erreicht das Parfum leider nicht.

Wer sollte ihn trotzdem testen? Teeliebhaber und Freunde leichter, frischer und transparenter Düfte, die von diesem Thema nicht genug bekommen können, werden hier sicher nicht enttäuscht.

Duftkomposition
Kopfnote: Bergamotte, Neroli
Herznote: Bambus, Weißer Tee, Mimose, Gewürze
Basisnote: Eichenmoos, Mate, Feigenblätter

Water Calligraphy – Mit dem Strom

„Water Calligraphy water-calligraphy “ widmet sich dem Wasser, dem tragenden Element der Kalligrafie. „Wasser lässt Schatten und Nuancen entstehen und macht die Kalligrafie zu dem, was sie ist – eine asiatische Kunstform, eine Darstellung von Kunst und Schönheit.“

Wir befinden uns mit dieser Kreation irgendwo auf einem See. Die Natur erblüht, es duftet frisch nach Grapefruit, die Magnolien blühen und wir nähern uns mit unserem Boot einer Seerose, deren wässrig-floraler Duft uns entgegenströmt. Die kräftigen Blütennoten von Jasmin bewahren und festigen ihn. Hauchdünner Vetiver und Kardamom lassen an die Ufervegetation denken.

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Einfachheit, das In-sich-versunken-Sein, die Stille der Natur … das sind die wohlwollenden Assoziationen, die ich zu „Water Calligraphy“ habe. Es gibt wunderbare leise Düfte, voller Kontemplation und innerer Einkehr. Es gibt transparente, aquarellartige Düfte, die die zurückgenommene asiatische Ausdrucksweise genau wiedergeben. Leider gehört „Water Calligraphy“ nicht dazu. Er kommt über einen aquatisch angehauchten Jasminduft nicht hinaus, von denen es – ich wiederhole mich – auch bereits eine ausreichende Anzahl an Vorgängern gibt. Es tut mir leid, wenn dies etwas hart klingen mag, doch darf man meines Erachtens in dieser Preisklasse auch höhere Maßstäbe ansetzen.

Duftkomposition
Kopfnote: Grapefruit, Magnolie, Nymphaea (Seerose), Reseda
Herznote: Jasmin, Magnolie
Basisnote: Vetiver, Kardamom

Das Design der Kollektion Asian Tales

Bei der Gestaltung der Kollektion machte man sich viele Gedanken und ließ sich von der asiatischen Symbolik inspirieren. Das rote Innenleben der Schatullen bezieht sich auf Rot als Glücksfarbe in China, außerdem die Farbe der Kaiser und Adligen. Man entschied sich für die Nuance „Opera Red“, die in der chinesischen Kultur für Mut, Rechtschaffenheit und Loyalität steht. Am Band der Troddel hängt eine Münze, ein Talisman; diese trägt den Buchstaben K für Kilian acht Mal, da 8 die Glückszahl der Chinesen ist. Mir gefallen solche durchdachten Konzepte, obwohl ich mich für recht resistent gegenüber solchem Aberglauben halte. Leider verhalfen diese ganzen Glückssymbole zu keinen außergewöhnlichen Duftkreationen – oder werde ich meine Meinung bei den verbliebenen drei Düften noch ändern?

Ihr merkt schon, ich bin etwas enttäuscht. Nach der Kollektion „Addictive State of Mind“, die ich für absolut herausragend halte, kommen mir diese beiden recht gewöhnlich und schwachbrüstig daher – aber das ist eben auch nur meine ganz persönliche Meinung.

Nächste Woche werde ich mir noch ganz unvoreingenommen die Düfte „Flower of Immortality“, „Sacred Wood“ und „Imperial Tea“ ansehen.

Liebe Grüße
Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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