Der Sommer lässt auf sich warten …

… und das ist noch ein wenig euphemistisch ausgedrückt: Ich war wirklich völlig erschüttert, als ich die schrecklichen Hochwasserbilder der letzten Wochen gesehen habe, zumal einige davon nicht allzu weit weg von mir aufgenommen wurden (Schwäbisch Gmünd). Was aussah wie die Auswirkungen eines Tsunamis irgendwo am anderen Ende der Welt in der Ferne ist quasi direkt vor meiner (und auch Harmens) Tür passiert. Und auch wenn ich hier in Stuttgart keinen Neckar im Keller stehen hatte, Petrus sei Dank, gab es ansonsten wenig Erfreuliches zu berichten hinsichtlich des Wetters: Hagel im Juni, Dauerregen, mal mehr, mal weniger stark und ausgeprägtes Grau in all seinen Facetten, viel zu selten unterbrochen von ein paar wenigen Sonnenstrahlen. Trübe war es und ist es dieser Tage auch noch, ich hoffe, nicht mehr allzu lange. Bis der Sommer endlich Einzug hält, habe ich allerdings das Beste daraus gemacht und die Zeit genutzt, noch einige Düfte zu tragen, für die es bald, sehr bald, zu warm sein wird. Ich spreche von dem neuen Oud-Duo von Robert Piguet, das dieser Tage bei uns verfügbar sein wird – Oud Délice und Oud Divin.

In einem meiner Esxence-Artikel hatte ich bereits geschwärmt, ich habe Euch meine diesbezüglichen Zeilen hervorgekramt:

„Hier [auf der Esxence, am ersten Tag] hatte ich das Vergnügen, deren [Piguets] Eigentümerin persönlich kennenzulernen – vielleicht erinnert Ihr Euch, ich habe ja die deutschen Texte zu Piguet stark überarbeitet und ergänzt für den deutschen Vertrieb. Sie hat zwei neue Düfte für uns, eine Seltenheit auf der Messe: Zwei Gourmanddüfte. Genauer – zwei Gourmand-Ouddüfte. Bevor jemand jammert hinsichtlich des Ouds: Piguet hat mit seinen zwei neuen Düften etwas sehr Innovatives geschaffen – zuallererst gibt es nun wirklich nicht allzu viele Gourmandouds, darüber hinaus gibt es eben genau diese Kombinationen noch nicht. Und sie haben es in sich. Oud Délice und Oud Divin heißen die beiden, und ich habe mich spontan und wild in letzteren verliebt, was im Nachgang noch für großes Gelächter sorgte: Ich hatte mich noch mit Susanne Stoll, der Chefredakteurin der InsideBeauty zum Kaffee Prosecco verabredet, der es Oud Délice angetan hat. Sie hatte es im Nachgang noch mit dem netten von mir sehr geschätzten Vertriebler von Piguet davon, der sie darüber aufklärte, dass die Markeninhaberin von Piguet die beiden Düfte als „one for the good girl and one for the bad girl“ klassifizierte – dreimal dürft Ihr raten, welcher welcher ist ????

Oud Délice hat folgende Ingredienzen: Karamellisierte Ambra, Honig, Oud, Patchouli, Vetiver. Oud Divin brilliert mit folgenden Noten: Kaffee, Tonkabohne, Oud, Patchouli, Vetiver.“

Oud Delice visual

Ich fange heute mal mit dem Good Girl an, nämlich mit Oud Délice, über den ich in obigem Artikel bereits ein paar Worte verlauten ließ:

„Oud Délice ist unwiderstehlich, und zwar aufgrund der herrlichen Verschmelzung von Oud mit Honig, die ich in dieser Form eigentlich nur von Mamluk aus der Oud Stars-Kollektion von Xerjoff kenne. Wer diese Kollektion kennt, weiß, dass sie für die meisten europäischen Geschmäcker zu arabisch anmutet, sprich – es sind heftige Kracher, die all jene Noten zitieren, die manchen den Zugang zu Oud erschweren, die ich aber liebe, sprich – körperliche Anmutungen, wenn Ihr wisst, was ich meine … Oud Délice ist absolut tauglich und tragbar für uns Mitteleuropäer – eine deliziös-sinnliche und erwachsene Oudvariante!“

Honig ist, genau wie Oud, Geschmackssache – wer beides mag, wird Oud Délice lieben, das kann ich garantieren! Ich bin ja für gewöhnlich nicht unbedingt als Süßmaul bekannt was Düfte angeht – Honig bildet da eine Ausnahme: Hin und wieder liebe ich sie einfach, die wenigen Honigdüfte, die der Markt mir, uns bietet. Und Honig ist, wie wir von dem Nahrungsmittel kennen, nicht gleich Honig: Dieser himmelweite Unterschied zwischen einem Supermarktexemplar und dem eines örtlichen Imkers. Den besten Honig auf’s Brot habe ich einmal bekommen, als ich eine Tierschutzvorkontrolle gemacht habe – und zwar mitten in Stuttgart: Eine Familie, die sich im Garten nicht nur Hühner, sondern auch einen Bienenstock hielt. Stadthonig? Ja, genau – hätte ich einmal darüber nachgedacht, hätte sich mir umgehend erschlossen, dass das göttlich sein kann: Ein Feuerwerk an Aromen bot sich meiner Zunge, an Komplexität nicht zu überbieten. Ganz klar – die Bienchen der Familie haben fleißig gesammelt in den umliegenden Gärten, die Hunderte verschiedene Blumen zu bieten haben. Und genau das hat man geschmeckt, diese unfassbare Vielfalt, das Blütenmeer.

Sting like a bee

Rachel Samanyi „Sting like a bee“ via Flickr CC BY 2.0

Oud Délice betört mit einem Provence-Honig, einer würzigen, sämig-kristallinen Köstlichkeit, harzig und satt-süß. Und, ich finde, dass man es ganz deutlich erschnuppern kann: Lavendelblütennektar, der mit Sicherheit in so gut wie jedem Provence-Honig vertreten ist. Diese dichte, fast schon orientalisch anmutende Süße harmoniert perfekt mit dem zart-rauchigen, herb-holzigen Oud, das durch kakaopudrigen Patchouli noch an Tiefe gewinnt.

Unfassbar lecker, unglaublich sinnlich – dieses gute Mädchen hat es echt drauf!

Oud Divine visual

Oud Divin toppt für mich das Ganze aber noch – ich schrieb zu diesem Wunderwerk bereits Folgendes:

„Oud Divin ist – einfach nur herrlich: Sexy und erhaben, geheimnisvoll und ein echtes Statement, ich liebe ihn! Oud, rauchiges, balsamisches, herb-bitter und gleichermaßen süß-pudrig in Kombination mit einer ausgewachsenen, ebenfalls bitter-herben Kaffee sowie gerösteten Bohnen (!), von pudrigem Kakao bestäubt und zart-salzigem Vetiver untermalt. Sicherlich nichts für jeden Tag, aaaber … ich muss ihn haben!“

… was soll ich sagen? Ich habe ihn schon, es ging schnell, sehr schnell. Und ich habe bereits diverse Komplimente für diesen Duft eingeheimst, etwas, das nicht selbstverständlich ist, Ihr werdet es sicher kennen. Für mich ist er für beide Geschlechter gleichermaßen tragbar, darüber hinaus kann ich Euch nur den Tipp geben: Testet ihn auf der Haut. Er muss wirklich auf die Haut. Einige Male ist es bereits vorgekommen, dass er dem einen oder der anderen „too much“ war direkt aus dem Flakon heraus oder auf dem Teststreifen. Er benötigt Haut, um sich wirklich zu entfalten, wie bei vielen anderen Düften auch der Fall ist.

Coffee Beans

Joe King „Coffee Beans“ via Flickr – CC BY 2.0

Die Kaffeenote ist schlichtweg göttlich, der Name verspricht hier nicht zuviel: Ein dunkler, fein-herber Kaffee, bitter-grün-natürliche und geröstete Bohnenauf die Haut zaubernd, von Patchouli abermals kakaopudrig bestäubt auf einer Basis aus zarter Vanillecreme. Das Oud ist auf meiner Haut keinesfalls dominant, eher subtil im Hintergrund wirkend, in allererster Linie balsamisch-würzig und Wärme spendend, einhüllend und sacht-rauchige Anklänge stiftend. Wer es nicht weiß, wird im ersten Blick nicht auf einen Oudduft tippen, denn der Kaffee, dieser herrliche, ist der eigentliche Protagonist des Duftes. Aurélien Guichard hat es mal in einem Interview gesagt, dass er Kaffee liebe … mit Oud Divin hat er diesbezüglich quasi aus dem Nichts heraus einen Meilenstein geschaffen hinsichtlich der ohnehin (leider) sehr überschaubaren Gattung der Kaffeeedüfte. Die Messlatte liegt hoch, meine Lieben – ich sehe Oud Divin als leuchtenden zweiten Stern an meinem persönlichen (und ansonsten leeren) Kaffeedufthimmel neben dem wunderschönen (komplett unterschiedlichen) Café Noir von Dawn Spencer Hurwitz. [Ok, da ist noch Interlude Woman von Amouage, allerdings ist das kein Kaffeeduft im eigentlichen Sinne, auch wenn sich der Kaffee darin hervorragend mit der Kiwi, den Anklängen von Nüssen und den vielen anderen Köstlichkeiten versteht …]

Und, neugierig geworden? Gretchenfrage: Wie haltet Ihr es mit den Wachmacherbohnen in Düften, ja oder nein? Und, falls Ihr sie ebenfalls liebt – Eure Favoriten?

Begeisterte Grüße,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. Christiane
    16. Juni 2016
    Antworten

    Oh, ich liebe Kaffee – flüssig und in Düften.
    Schade nur, dass der von Dir hier so angepriesene Duft gar nicht bei Euch zu haben ist. 🙁

  2. Petra D.
    16. Juni 2016
    Antworten

    das hört sich aber yummie an!

  3. Ulrike Knöll
    23. Juni 2016
    Antworten

    Huhuu Ihr Lieben,

    die beiden neuen Piguet-Ouds sind sehr bald bei uns erhältlich – sie kommen erst gerade auf den deutschen Markt und dann bekommen wir sie natürlich ebenfalls umgehend 🙂

    Ich hatte nur Glück und bekam sie auf der Esxence schon unter die Nase und MUSSTE den Oud Divin dann einfach haben … 😉

    Viele liebe Grüße,

    Ulrike

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