Venedig unter Wasser! … Duftwasser natürlich nur. Aus der Lagunenstadt gondelten uns drei elegante Neuheiten aus dem Hause Gritti unter die Nase.
Unter dem Titel „Sustinet nec fatiscit – Die Düfte der Familie Gritti“ stellte ich Euch am 22.7.2014 die Düfte „Aqua Incanta“, „Damascus“ und „Doped Tuberose“ vor, um am nächsten Tag mit „Landschaften, Mythen, Szenerien – Die Düfte von Gritti“ „Fanós“, „Noctem Arabs“ und „Preludio“ fortzusetzen.
Nun legt das Haus mit der Kollektion Privée nach, die unter dem unaufgeregten Motto „Eine Begegnung von Tradition und Moderne“ steht. Das neue Trio entstand in Zusammenarbeit mit dem Parfumvertrieb Classic Parfums, der unter anderem Marken wie Lorenzo Villoresi, XerJoff, Parfum d’Empire u. v. m. vertreibt. Aber wer ist dieses Bilderbuchpaar auf der rechten Seite? Bei ihm handelt es sich um die Inhaber Alexandra und Herbert Stricker, an dieser Stelle herzliche Grüße von uns. 🙂
Nach eigener Aussage versucht die Reihe Privée, das Venedig der Renaissance mit der heutigen Zeit zu verknüpfen. Man darf gespannt sein, wie dies umgesetzt wurde.
Alvise – der Brückenbauer
„Alvise“ wurde nach dem berühmten Urahn der Grittis namens Alvise Gritti benannt. Ich zitiere:
Wir bewegen uns im Venedig des 16. Jahrhunderts. Alvise Gritti, eine der interessantesten Persönlichkeiten sowohl in der osmanischen als auch in der europäischen Geschichte, lebte in dieser Zeit in Venedig. Er wurde als Sohn des Dogen von Venedig in Istanbul geboren. Seine Mutter war Türkin. Er galt als ein großer und eloquenter Diplomat und vermittelte zwischen dem türkischen Sultan und den europäischen Ländern in politischen und wirtschaftlichen Fragen. Zu dieser Zeit fand ein reger Warenaustausch zwischen beiden Welten statt, Handelsschiffe legten täglich in Venedig an. Die entladenen Säcke mit Zimtrinden und Kardamom aus Indien konkurrierten mit ihrem Duft mit den lose entladenen Sandelholzstücken aus Mysore. Der Reichtum der Waren aus den exotischen Ländern beflügelte die Alchemisten der Zeit. Es wurde ebenso mit edler Vanille aus Madagaskar wie mit sinnlichem Moschus gehandelt.
„Das muss etwas für mich sein“, dachte ich, als ich die Herznoten Leder und Whisky entdeckte. „Eine Hommage an das Venedig der Renaissance und an den Prunk der Dogen.“ Reichhaltig ist der Duft allemal. Herrliche Gewürze betören die Nase, von denen frischer Kardamom genauso wie scharfer Zimt hervorzuheben sind. Akzentuiert werden diese von etwas Bergamotte und einem ledrigen Labdanum-Hauch. Leder und Whisky scheinen eng verwoben aufzutreten, denn das Herz enthält leicht rauchige, aber auch fruchtige, an Trockenpflaumen erinnernde Noten. Unverkennbar ist Patschuli in der Basis wie auch Vetiver, welche erdige und rauchige Töne beisteuern. Sandelholz, Guajakholz, Styraxharz, Vanille und Moschus haben wir noch in der Basis. Sie stehen für den balsamischen und leicht süßlichen Aspekt von Alvise, der immer mit den vorangegangen Noten korrespondiert. So entsteht ein geschlossenes Ganzes: ein balsamisch-orientalischer Gewürzduft, der trotzdem seine abendländische Herkunft nicht verleugnet. Nach einiger Zeit wird der Ausklang übrigens wieder ledriger und rauchiger. Eine spannende Entwicklung.
By Benh LIEU SONG (Own work) [CC BY-SA 4.0], via Wikimedia Commons
Die Duftkomposition
Kopfnote: Bergamotte, Labdanum (Zistrose), Kardamom, Zimt
Herznote: Leder, Whisky
Basisnote: Patchouli, Vetiver, Sandelholz, Guajakholz, Styraxharz, Vanille, Moschus
Alexandra die Große
„Ein majestätischer Name, der den Glanz der Lagunenstadt widerspiegelt“, aber nicht nur das: „ Einer besonderen Frau gewidmet, die neben strahlender Eleganz auch mit großer Herzlichkeit aufwartet und die eine verspielte Sinnlichkeit mit purer Lebensfreude verbindet.“ Aufmerksame Leser werden nun eine Ahnung haben, welche Alexandra hier ihren Namen verlieh. Ansonsten bitte einfach noch einmal den Blick an den Beginn des Artikels schweifen lassen.
Die Duftkomposition
Kopfnote: Bergamotte, Mandarine, Pampelmuse, Davana, Pfirsich, Birne
Herznote: Jasmin, Orangenblüte, Ylang-Ylang, Damaszener Rose
Basisnote: Patchouli, Safran, Kaschmirholz, Ambra, Vanille, Tonkabohne, Moschus
„Alexandra“ ist jedenfalls – bei allem Respekt – eine Süße, so mein erster Eindruck, da mir liebliche zitrische Mandarinennoten entgegenströmen, aber auch Pfirsich ist deutlich erkennbar ist. Einem solch eindrucksvollen Auftakt darf dann auch das Herz in nichts nachstehen. So finden wir hier weiße Blüten von Jasmin, Orangenblüte, Ylang-Ylang und einen Hauch Rose. Diese leidenschaftliche Frucht-Blüten-Kombination benötigt natürlich eine tragfähige Basis. Hier zeigt sich zurückhaltend eingesetztes Patschuli, würziger Safran, weiches Kaschmirholz, Ambra, eine Vanille-/Tonkanote sowie Moschus.
Der florale Duft ist der passende Umhang zum feinen Abendkleid, in dem Alexandra ihren großen Auftritt absolviert. „Die Tür zum Salon geht auf – Alexandra tritt ein und füllt mit ihrem Charme und ihrer Ausstrahlung jeden Raum.“ Früchte mit Blüten zu kombinieren, ist nun keine Neuerfindung des Rades, aber die cleane Kaschmirholz-Moschus-Komponente macht die Kreation modern – für eine Frau von heute.
Einfach: Lu
Alexandra Stricker gab mir freundlicherweise noch den entscheidenden Hinweis, um wen es sich bei Namensgeberin Lu handelt, nämlich um ihre Tochter, die wir oben sehen – die Dame links übrigens. 😉 Sie verkörpert einen ganz bestimmten Typ Frau:
Lu ist eine junge verspielte Frau, manchmal melancholisch, manchmal voller tagträumender Lebensfreude. Eine, die den Glanz des historischen Venedigs kennt, aber nicht die schwere Tradition tragen will. Eine Frau, die das Licht des Markusplatzes am Tag liebt. Das Flattern der Tauben. Die sanfte Brise, die durch den Dogenpalast weht. Die prächtigen Farben der Gondeln begeistern sie ebenso, wie die charmanten Worte der Gondoliere ihr schmeicheln.
Dieser jungen Frau ist der Duft Lu gewidmet. Eine Komposition, die ganz um die edelste aller Rosen gewoben wurde – die Damaszener Rose.
„Lu“ ist ein ganz zarter Rosenduft mit einer ausgeprägten herben Honignote. Ein bisschen Grün von Geranium, eine leichte Holznote von der Zeder, etwas Jasmin für die Blütenfülle und all dies schwebt auf einer streichelnden Moschus-Ambra-Basis. „Lu“ steht für Transparenz, Leichtigkeit und Unbeschwertheit. Die Rosen-Honignote verleiht ihr aber eine überaus feminine Aura. Eine wunderbar leichte, ätherische Rose, die sich wunderbar im Frühjahr und Sommer tragen lässt.
Die Duftkomposition
Kopfnote: Bulgarische Rose
Herznote: Jasmin, Geranium, Zedernholz, Palisander
Basisnote: Moschus, Ambra
Pretty Gritti
Die Zusammenarbeit von Classic Parfums und Gritti ist meines Erachtens ein voller Erfolg. Herbert Stricker verriet mir am Telefon, dass die Familie auf zahlreiche Erfahrungen im Bereich Duftentwicklung zurückblicken kann. Aber anstatt nun eine eigene Linie auf den Markt zu bringen, wollte man sich lieber an einer eigenen Kollektion innerhalb einer bestehenden Marke versuchen. Ich hoffe, ich darf es verraten: In Zukunft soll es weitere Kooperationen auch mit anderen Häusern geben.
Müsste ich einen Gewinner küren, würde mir der Duft „Lu“ am besten gefallen, ansonsten empfehle ich Euch, einfach alle einmal durchzutesten. Es lohnt sich!
Liebe Grüße
Harmen
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