Aomassaï und sein Nachfolger Bouquet Massaï

Eine extravagante Neuinterpretation der Kreation „Aomassaï” soll der neue „Bouquet Massaï“ von Parfumerie Générale sein. Dieser Sache muss ich auf den Grund gehen.

Über fünf Jahre ist es her, da berichtete eine gewisse Stephanie hier im Duft-Tagebuch über „Aomassaï” in ihrem Artikel „Ein ewig Rätsel will ich bleiben, mir und den anderen.“ Nicht nur sind die Jahre ins Land gezogen und wir haben geheiratet, nein, Pierre Guillaume spann den Faden weiter und veröffentliche vor Kurzem den Nachfolger „Bouquet Massaï“. Die Gelegenheit für mich, beide Düfte ausgiebig zu testen.

Aomassaï No.10

10 AOMASSAI-klein

Wollen wir uns gar nicht erst mit dem Namen aufhalten, denn schon Steffi stellte fest:

Laut Herstellerseite ist der Duft mit dem klangvollen Namen aber dem südlichen Afrika und dem Stamm der Baule gewidmet oder besser: der Kunst der Baule. Über die genauen Wechselbeziehungen zwischen dem PG-Namen, dem Kontinent und dem Volksstamm bin ich mir nicht wirklich im Klaren. Lebt das Volk der Baule (und somit auch ihre Kunst) nicht im südlichen Teil des schwarzen Kontinents, sondern in Westafrika. Warum also der Bezug zu Südafrika? Und warum ein Name, der an das berühmte Halbnomadenvolk aus Ostafrika erinnert? Fragen über Fragen und, wenn ich ganz ehrlich bin, ich habe keine Lösung parat […]

Guillaumes Nr. 10 ist ein herrlicher Gourmand. Köstliche Karamellnoten verbinden sich mit schwarzer Lakritze und nussig-holzigen Noten. Ein Hauch Orange, Gewürze und holzig-harzige Noten von rauchigem Vetiver, Weihrauch und Wengeholz balancieren den Duft raffiniert aus, damit dieser nicht in klebriger Süße versinkt, und das tut er definitiv nicht. Ein echter Unisex-Gourmand, dabei würzig und herb und sogar in einer büro- und sommertauglichen Intensität. So schmeckt mir das! Einer der wenigen Gourmands, mit denen ich definitiv etwas anfangen kann.

Duftkomposition:
Kopfnote: Bitterorange, Heu
Herznote: Karamell, Geröstete Haselnuss, Süßholz (Lakritze), Gewürze
Basisnote: Vetiver, Weihrauch, Harze, Wengeholz

Bouquet Massaï No.10.1

1 Press release - Bouquet Massaï

10.1 lautet die Versionsnummer des neuen „Bouquet Massaï“, der sich damit klar als Abkömmling von „Aomassaï“ identifiziert.

Duftkomposition:
Kopfnote: Pfingstrose, Magnolie, Karo Karounde
Herznote: Kaffee, Cashmeran, Fruchtige Noten
Basisnote: Tolubalsam, Sandelholz

Der erste Eindruck: Huch, das ist ja etwas ganz anderes … so blumig und fruchtig zeigen sich Pfingstrose und Magnolie. Karo Karounde ist ein blühender Busch in Afrika, der nach einer würzigeren Version des Jasmin duften soll und in der Tat vermag man deutlich etwas Cremiges und Weißblüherartiges herauszuriechen. Auf der Haut dann endlich der erhoffte Schuss Kaffee, der an die Stelle des Karamells getreten ist. Ist es Cashmeran oder doch auch Karo Karounde – jedenfalls nehme ich noch eine frische, fast minzige Note wahr. Im Abgang warme balsamische Noten.

Aus dem würzig-holzigen Gourmand wurde ein Blütenduft bzw. ein Florientale. Ich lehne mich einmal so weit aus dem Fenster, dass man die Verwandtschaft beider Kreationen eigentlich nicht mehr blind feststellen würde. Meines Erachtens hat Boquet Massaï einen Hauch zu viel Blüten abbekommen, sodass leider der köstliche Grundcharakter sehr stark überdeckt wird. Trotzdem entstand hierbei ein fein ausbalancierter Blütenduft, der in der Tiefe mit spannenden Nuancen aufwartet, die sich nur der geduldigen und aufmerksamen Nase erschließen.

Müsste ich mich entscheiden, würde ich tatsächlich der Nummer 10 den Vorzug geben. Sie ist vielschichtiger und aufregender. Aber was meint Ihr dazu?

Liebe Grüße
Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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