Wie riecht ein Planet? Und welchen Einfluss hat der Neptun auf unsere Nase? Ich prophezeie Euch eine wunderbare Kreation.
„Als ich noch ein junger Mann war, war die Astrologie nur das Vorrecht einiger verrückter komischer Käuze. Heutzutage ist diese Krankheit derart übermächtig geworden, daß die Massenpresse dazu verleitet wird, für das, was in den Sternen steht, Spalten zur Verfügung zu stellen.“
Dies ließ der Mathematiker, Philosoph und Schriftsteller Bertrand Russell (1872–1970) verlauten (Zitat aus: Denker des Abendlandes – Eine Geschichte der Philosophie, dtv 1991, S. 144). Mehr als einen potenziellen Unterhaltungswert kann ich der Astrologie auch nicht abgewinnen, mir will nicht einleuchten, warum die Planetenkonstellation zum Zeitpunkt meiner Geburt oder auch später irgendeinen Einfluss auf irgendetwas haben sollte. Außerdem haben zahlreiche empirische Studien gezeigt, dass die Behauptungen der Astrologie nicht bestätigt werden können. Wen es interessiert, hier der Abschnitt dazu aus der Wikipedia, ein Beitrag der Skeptiker-Organisation GWUP und hier noch 16 Gründe gegen die Astrologie. Ich bin einfach der Meinung, dass wir viel mehr bewirken können, wenn wir unser Leben aktiv in die Hand nehmen und gestalten, als uns auf nebulöse Spekulationen zweifelhafter Gestalten zu verlassen, die uns nebenbei noch das Geld aus der Tasche ziehen. Das ist immerhin Geld, das man auch für Düfte ausgeben könnte. 😉
Entsprechend verhalten war meine Begeisterung, als ich zum ersten Mal von Mendittorosas neuer Kreation „Nettuno“ erfuhr. Ein waschechter Astrologieduft sollte er sein, dem Planeten Neptun gewidmet. Stefanie Squeglia entwickelte ihn zusammen mit dem italienischen Dichter und Astrologen Marco Pesatori sowie mit der Parfümeurin Amélie Bourgeois. Inspirieren ließ sich Squeglia von einem ganz bestimmten Gedicht des oben genannten Pesatori, das in englischer Übersetzung wie folgt lautet:
The Neptune’s flight (Il Volo di Nettuno)
Millions of years ago
Pulverizing my own identity
And now I fly
On the sunny side of the plan
That has no plan
But only the look of freedom
I fly
In an intergalactic space
Where gods are dancing
And children smiling
And things surprising
And thoughts vanishing
Trough age-old planets
And stars
I fly
With an Idea
That has no more ideas
With Sunday morning dress
Watercoloured by dreams
And so I see
The ghost of sadness
Makes room for the spirit
Makes room for the soul
That doesn’t belong to m
Anymore
And then I fly
And say goodbye
I’m the model
I am the mind
I am the selfless guy
That in an infinite mirror
flies
Nettuno – Der Duft
Das Konzept ist das eine, der Duft das andere, von daher lasse ich mich nicht beirren und werde mich nun ganz vorurteilsfrei dieser Kreation widmen. Der zu den Eisplaneten zählende Neptun zeigt sich auch auf Duftebene kühl. Grüne, leicht pfeffrig-würzige Noten bilden den Auftakt, wobei auch sehr schnell eine trockene wunderbare Ledernote wahrnehmbar ist. Hinzu kommt ein pudrig-staubiger Iriston, der in diesem Fall aber gar nicht floral-weiblich anmutet. Auf der Haut kommt dieser deutlicher und endlich auch feminin heraus, so auch die im Herzen befindliche Rose, die ihren unterkühlten Charme in einer typischen herben, stets metallisch bleibenden Tee- und Honignote verströmt. Das Leder darf man sich als unheimlich weich und geschmeidig vorstellen, die Iris wandelt sich zunehmend zu Puder- und Lippenstiftnuancen, die von weiteren weichen Tönen unterstrichen werden.
Kopfnote: Alpenveilchen, Rosa Pfeffer, Ingwer, Muskatnuss
Herznote: Rose
Basisnote: Leder, Vetiver, Karottensamen, Iris, Benzoeharz, Rum, Weißer Moschus
Es war nicht zu überlesen, mit dem Konzept kann ich nicht viel anfangen und auch die Optik der Verpackung wurde zwar sehr aufwendig hergestellt und gestaltet, entspricht aber nicht wirklich meinem persönlichen Geschmack. Demgegenüber steht der Duft, den ich als einen der elegantesten und schönsten Damendüfte bezeichnen würde, den ich seit Langem unter der Nase hatte. Vornehme, leicht unterkühlte florale Noten von Rose und Iris mit einem edlen Lederton – voller Harmonie und Finesse komponiert. Ganz großes Kompliment und Hut ab!
Liebe Grüße
Harmen
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