Der Göttervater ist oftmals schneller …

… als man denkt: Soeben hatte ich von der Esxence berichtet, dass ich dort auf die White Line von Odin New York aufmerksam geworden bin, die bisher noch nicht bei uns erhältlich war:

Efflora, Milieu Rosa und Vert Reseda sind schon seit Ende 2014 auf dem Markt, aber, aus welchen Gründen auch immer, noch nicht in Europa gelandet – ich hoffe, das ändert sich jetzt. Ich zitiere Fragrantica zu den Düften:

„Top notes of Efflora include neroli, tangerine and Turkish rose oil, followed by geranium, lavender, grapefruit blossom and sambac jasmine absolute, while the base features oak absolute, vetiver, patchouli, white moss and sandalwood.

Milieu Rosa is a fragrance that provides feminine shades of Moroccan rose absolute, mimosa, currant leaves sweetened with raspberry. The heart encompasses May rose, geranium, jasmine and litsea cubeba oil, while the base is created of Turkish Otto rose, amber wood, oak leaves and vetiver.

The name of the third fragrance of the white collection is Vert Reseda and its composition opens with mountain galbanum and reseda flowers followed by fresh and feminine scents of wild peony and aquatic gardenia. The base closes with incense and creamy sandalwood.“

Das hat sich dieser Tage erfreulicherweise geändert – soeben im Shop angekommen, nehme ich sie mir umgehend zur Brust beziehungsweise klemme sie mir unter die Nase.

Beginnen wir doch gleich mit Milieu Rosa:

„Milieu Rosa is characterized through overlapping layers of petals from top to bottom. Equally bright, soft, sweet and woodsy, this luminous floral composition blends spicy Moroccan Rose, delicate Rose de Mai and honeyed Turkish Rose Otto with an everlasting sheerness that portrays a hidden rosarium in the distance.

Top: Moroccan Rose, Rasberry, Cassis, Mimosa

Middle: Rose de Mai, Geranium, Jasmine, Litsea Cubeba Oil

Bottom: Turkish Rose Otto, Amber Woods, Oak Leaves, Vetiver“

odinmilieurosa

Auf der Haut angekommen erinnert mich Milieu Rosa sogleich an eine meiner Lieblingsrosen für den Frühling und Sommer, die schöne Rose Alexandrie aus der Armani Privé-Kollektion: Eine frische, fruchtige und junge Rose, die von einer zauberhaften Mimose begleitet wird. Milieu Rosa ist – zumindest was den Auftakt angeht, später trennen sich die olfaktorischen Wege deutlich – eine Schwester im Geiste, entpuppt sich aber als komplexer: Wo die Armani-Rose lediglich mit Hesperidenfrüchtchen brilliert, offeriert uns Milieu Rosa einen Hauch saftiger Himbeere und herrliche, säuerlich-herbe Johannisbeeren, prickelnd wie in einem leichten Champagnercocktail. Minzig-grünes Geranium rahmt die durchaus opulenten Rosen ein (die, nebenbei bemerkt, sehr viel prägnanter sind als in dem aquarell-artig dahingehauchten Rose Alexandrie), die sich im Laufe des Duftes von all jenen Seiten zeigen, für die wir Rosen in Düften lieben: Samtigkeit, flaumige, in allen Rottönen schillernd, viel Strahlkraft, Würze, honiggleiche Nektarsüße und ein Leuchten, das diesem schönen Bouquet erst einmal jemand nachmachen muss. Die Basis untermalt lediglich und veredelt, und das mit einer schönen, subtilen Wärme, einer holzigen, von Blattwerk verziert und von Vetiver sacht grün-salzig dekoriert.

Rose

Aldo Cauchi Savona „Rose“ via Flickr – CC BY 2.0

Ganz klar – wer Rosen liebt, muss diesen Duft testen, der einen postwendend in einen Blütenblättertraum entführt. Wer keine mag, wird sich mit Milieu Rosa auch nicht anfreunden können.

Weiter geht es mit Efflora:

„Fresh and effervescent, Efflora reveals its floralcy through sparkling top notes of Algerian tangerine and Neroli blossom. As the heart builds a bouquet of geranium, lavender, grapefruit flower and Sambac absolute blooms capturing a radiant sunny afternoon. Efflora brings springtime to life with a vibrant blossoming citrus landscape.

Top: Algerian Tangerine, Neroli Blossom, Rose Oil

Middle:Geranium, Lavender, Grapefruit Flower, Sambac Absolute

Bottom:Oakwood, Vetiver, Patchouli, White Moss, Sandalwood“

OdinEfflora

Efflora ist das, was ich unter Frühling verstehe – und zwar später Frühling/beginnender Sommer an irgendeinem herrlichen Ort im Urlaub, im Mediterranen: Sonne, die meine Haut wärmt, aber nicht verbrutzelt. Eine leise Brise, die davon kündet, dass die Natur längst erwacht ist, die Lust macht, die Umgebung zu erkunden und die blühenden Landschaften zu genießen. Zart-wässrige Rosen, nektarsüße Neroliblüten, zurückhaltende. Saftiges Hesperidenobst, kleine Schnitze von Mandarinen und Grapefruit und ein Jasmin, der gerade knospt und dessen erste Blütchen sanft sich öffnen, ihre spätere Pracht erahnen lassend.

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Gerry Labrjin „Garden terrace behind the Villa Le Rondini, overlooking Firenze“ via Flickr – CC BY-SA 2.0

Ein leichter Duft, dem es nichtsdestotrotz nicht an Präsenz und Sillage mangelt. Einer, der malen kann, der Bilder evoziert. Einer mit einer anmutigen Frische, die niemals künstlich duftet, nicht direkt ozonisch, aquatisch oder maritim ist, sondern vielmehr … genauso wie die leichte Brise einfach nur von nahem Wasser erzählt und der Natur, die sich ihr feinstes Kleid übergeworfen hat. Efflora macht Freude und stimmt einen heiter, entspannt und macht Lust auf Auszeit(en), auf La Dolce Vita und Laissez-Faire.
Unser letzer Kandidat ist Vert Reseda:
„Vert Reseda unveils its disguise through a bold herbaceous bloom. Its Reseda flower leaves and mountain galbanum instill a vivid green impression while wild peony and watery gardenia remind us of pure early morning dew. Soft sandalwood balances the sharpness with a smooth earthy background.

Top: Mountain Galbanum, Reseda Flower Leaves

Middle: Wild Peony, Watery Gardenia

Bottom: White Incense, True Sandalwood“

odinvertreseda

Gardenie und Pfingstrose, das liest sich seeehr interessant – und Reseda, ja, Reseda ist ein durchaus seltenes Gewächs in Düften: Auch Resede oder Wau (ja, genau so!) genannt, steht die Reseda für eine Pflanzengattung innerhalb der Resedagewächse, die gemäß ihres Namens (aus dem Lateinischen: resedare = lindern, stillen) früher oft als Heilkräuter eingesetzt wurden.

Reseda alba

Miltos Gikas „Reseda Alba“ via Flickr – CC BY 2.0

Voller krautig-grüner Frische präsentiert sich Vert Reseda, seinem Namen alle Ehre machend: Mein Näschen entdeckt hier minzige Anklänge genauso wie Noten, die mich Schafgarbe erinnern, Gräser, die sich sacht im Wind wiegen, und Blühendes, genauso seidig angedeutet wie auf dem obigen Bild. Wässrig-florale Töne schmeicheln meiner Nase – ich mag das, diese zurückhaltende Art von Duftmalerei, die gleichermaßen nahe Gewässer erahnen lässt. Und darüber hinaus gefällt mir jene frisch-grüne, krautige Würzigkeit, die Vert Reseda innewohnt. Leicht, fast schon schwebend flirrt er auf meiner Haut, und überzeugt mich durch seine vollkommene Natürlichkeit.
Wer schon immer nach einem Begleiter für die wärmeren, gerne auch heißen Tage gesucht hat und schon zuviele Hesperidenfrüchtchen für diese Anlässe besitzt, wer eben jene nicht unbedingt schätzt und etwas anderes sucht oder wer einfach nur einmal mehr auf der Suche nach einem modernen und ausgewogenen Grünling sucht – der ist bei Vert Reseda richtig.

Und, welcher „macht“ Euch spontan an?
Ich bin gespannt!

Viele liebe Grüße und einen schönen Tag,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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