… bin ich dieser Tage – ich hoffe, Ihr seht es mir nach! Es kommen sehr bald noch die abschließenden Messeartikel, aber diese ganze Fülle an Informationen, die Flut an Eindrücken haben mich geschafft. Im absolut positiven Sinne zwar, aber nichtsdestotrotz brauche ich heute ein wenig Abwechslung. Deshalb habe ich beschlossen, mir einige der Düfte, die in allernächster Zukunft erhältlich sein dürften und die ich bereits in den Esxence-Artikeln angesprochen habe, postwendend für Euch unter die Nase zu „klemmen“.
Den Anfang macht Murmure des Dieux, das Flüstern/Murmeln der Götter von Une Nuit à Bali:
„Spiritual Bali, an island that slowly awakens each day to the rhythm of offerings. This is the time when every street corner is joyously decorated with Canang Sari. These little baskets, hand woven from banana leaves, offer a generous mix of brightly colored flowers, holy water, spices, rice and incense.
‘Murmure des Dieux’ pays homage to this ritual, considered by the Balinese to be an act of living gratitude. At the heart these offerings lay the ethereal reverence between humanity and the gods.
This fragrance is an expression of the lightness of the soul; an airy perfume taking the form of a reassuring whisper. The scent is like a mantra on the skin.
Its delicate harmony intertwines the sweetness of plumeria with the subtlety of rice, star anise, and the fullness of musk, evoking both the weightlessness of incense spirals and the transparency of holy water.
‘Murmure des Dieux’ – Perfume of the Soul.“
Bildquelle: Une Nuit à Bali – alle Rechte vorbehalten. Dankeschön!
Hach ja – Asien … wie lange träume ich schon davon, es auch einmal dorthin zu schaffen? Bisher ist es immer an einem oder mehreren Faktoren gescheitert: Keine Zeit, kein Geld (während des Studiums), kein Reisepartner. Nicht, dass ich nicht auch alleine umtriebig bin, ich mache viel alleine und oftmals auch gerne. Allerdings – Reisen möchte ich nicht alleine, zumindest keine Fernreisen. Warum? Ganz einfach: Ich möchte meine Eindrücke teilen, sofort. Und da ich Old-School bin, ist das Knipsen von Selfies und das umgehende Posten derselben auf Facebook für mich keine Option. So sind einige Ziele bisher für mich auf der Strecke geblieben. In Asien gehört Bali dazu, dann in jedem Falle Vietnam mit einem Abstecher nach Kambodscha (einmal Angkor Wat sehen …), ferner auch Japan, allerdings eher aus kulturellen Aspekten heraus (fleißige Leser werden es wissen: Ich hege eine große Leidenschaft für japanische Ästhetik inklusive deren künstlerischer Ausprägungen (Bonsai, Keramik usw.), Literatur, Architektur (v.a. Tadao Ando), Design und Filme).
Die hier von Une Nuit à Bali angesprochene Tradition des Canang Sari entstammt dem Hinduismus. Interessant an dem Brauch ist unter anderem die Etymologie: Sari heißt im Balinesischen soviel wie Essenz und Canang bezeichnet das kleine Palmenblätterkörbchen. Der Begriff Canang kommt ursprünglich aus der Kawi-Sprache, einer Urahnin des Javanischen, und wurde zusammengesetzt aus ca, schön, und nang, (Zweck)Bestimmung, Absicht. Und wenn wir schon von ebenjener sprechen, der Absicht: Canang Sari ist eine tägliche „Opfergabe“, wenn man es so möchte, ein Dankeschön für Frieden, Glück und so weiter, das sich durch das Aufwenden persönlicher Zeit bei der Zubereitung ausdrückt.
Antonia „Canang Sari“ via Flickr – CC BY-SA 2.0
Wie wir alle wissen, haben die Hindus ja diverse Gottheiten, deshalb ist dieses kleine Opfer auch ziemlich vielen gewidmet: In seiner Gesamtheit selbstverständlich Sang Hyang Widhi Wasa, der obersten Gottheit. Allerdings stehen viele der verwendeten Materialien auch für andere Götter: Shiva wird durch die Zitrone/Limette symbolisiert, Vishnu findet sich in der Betelnuss wieder, Brahma sieht sich durch Nauclea Gambir dargestellt, um nur einige zu nennen. Ach ja, damit ist es aber dann noch nicht getan, das Stillleben will gut ausgerichtet werden, denn die Blüten, die es zieren, zeigen im Normalfall in unterschiedliche Richtungen, die wiederum auf bestimmte Götter hinweisen: Weiße Blüten nach Osten als Symbol von Isware, rote Blüten nach Süden für Brahma, gelbe Blüten nach Westen für Mahadeva und blaue oder grüne Blüten nach Norden zu Ehren von, einmal mehr, Vishnu. [Ach, ganz vergessen: Ein bisschen Geld als „Essenz“ liegt natürlich auch oft oben auf der Dekoration ;)]
Natesh Ramasamy „Shiva“ via Flickr – CC BY 2.0
Nachdem einem jetzt vor lauter Göttlichem der Kopf vortrefflich schwirrt, wenden wir uns dem Duft zu, der hoffentlich auch ein Geschenk für die Götter ist – oder vielmehr ein göttliches Geschenk!
… ich finde – ja. JA! Ich hatte bereits in meinem Esxence-Artikel erwähnt, dass ich in in sehr guter Erinnerung behalten hatte von der Messe: „Murmure des Dieux hat mich von der Art her ein bisschen an Miller et Bertaux, vor allem an deren A quiet morning: Einerseits Gewürze, die mich sofort nach Asien transportieren, nach Indien vielleicht, Früchte satt, und andererseits auch eine luftige Leichtigkeit, die es schwer macht, den Duft einzusortieren. Ein unbeschwerter Bruder im Geiste hinsichtlich der früheren Lutens-Düfte? Ja, doch, so in etwa. Testen, meine Lieben!“
Was die Früchte angeht – das muss ich revidieren, es finden sich keine darin, wenn überhaupt einige fruchtige Anleihen. Aber Murmure des Dieux überzeugt nichtsdestotrotz auf ganzer Linie. Sicher, er wird nicht für jedermann/-frau etwas sein, dafür ist er zu – eigen. Weshalb? Weil er ein olfaktorisches Gemälde ist, genau so, wie es die früheren Lutens-Düfte wie Arabie oder Ambre Sultan sind.
Bildquelle: Une Nuit à Bali – alle Rechte vorbehalten. Dankeschön!
Ich kann es kaum fassen, dass für Murmure des Dieux nur ein paar spärliche Noten angegeben sind – er duftet nach so viel mehr: Frangipani (= Plumeria), Reis, Sternanis und Moschus, das kann es unmöglich gewesen sein. Im Netz finden sich dazu (bisher) keine Angaben, insofern müsst Ihr Euch wohl oder übel auf mein Näschen verlassen.
Frangipani, eine exotische, gelbe Schwester der Tuberose im Geiste, ist wächsern und opulent blühend – ein schwerer, sinnlich-verführerischer Duft, nektargesüßt und betörend. Sie schwingt sich hier auf und lockt, verlockt. Alsbald bekommt sie einen würzig-herben Gegenpart, von besagtem Reis stammend. Und wirklich – es ist Reis, den ich hier wahrnehme. Ich meine, darüber hinaus eine Prise Curry zu erkennen nebst dem Sternanis, den ich sehr mag, weil er vielfältiger, komplexer und weniger aufdringlich ist als sein „normaler“ Verwandter (der mich meist an Ouzo erinnert, sorry). Was üppig begann, gewinnt nun durch eine fast schon ätherische Komponente an Leichtigkeit – es ist keine Rose drin, aber für mich duftet es wie zartes Rosenwasser, das hin und wieder hindurchschimmert und definitiv der Vielseitigkeit der Frangipaniblüten geschuldet ist. Diese zaubern im weiteren Verlauf auch ein paar zitrische Sprenkler, die sachte den Duft umrahmen. Ein Quentchen Rauchigkeit, woher auch immer, die im Gefolge Anklänge von Hölzern malt.
Murmure des Dieux ist ein herrliches schillerndes Kleinod, ein rares. Ein Feuerwerk an unterschiedlichen Eindrücken, an Düften, genauso bunt wie die schönen Canang Saris und entführt mich wirklich gedanklich nach Bali – auch, wenn ich es nur von Bildern, ob nun bewegt oder still, kenne.
Nicht jeder Duft gleicht einer solchen Impression. Und manchmal sind derlei Düfte auch – zuviel. An Tagen, an denen es ein Crowdpleaser sein muss, der kein Aufsehen erregt und „nur“ gut duftet. Auch für ein Date wäre der Duft nicht meine 1. Wahl. Nichtsdestotrotz: Meiner Meinung nach muss jede mittlere Parfumsammlung ein paar jener Düfte beinhalten, die so wunderbare Geschichten erzählen, Impressionen evozieren.
Außerdem, meine Lieben – nicht vergessen: Frangipani soll wohl die Enkephalin- als auch die Endorphinproduktion anregen können und somit nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch glücklich machen. Na, wenn das kein Argument ist? 😉
Ich für meinen Teil schwelge heute noch ein wenig weiter in meinen balinesischen Träumen und wünsche Euch aus meinem Wolkenkuckucksheim einen tollen Tag –
viele liebe Grüße,
Eure Ulrike.
Liebe Uli, danke für wunderbare Messe-Berichte. Die Erschöpfung kam
mir schon beim Lesen.
Dass der Nischen-Markt jetzt auch anfängt, jedes Jahr unzählige neue
Kreationen zu lancieren und ein Kommerz-Druck auch hier spürbar ist:
ist das gut?
.Und da ich – selbst diagnostiziert – unter Duft-Passion leide: stelle ich schon seit längerer Zeit fest: So wirklich ganz anders, ganz neu, nie da gewesen: gibt es nicht. Die Preise klettern zum Teil ins Astronomische,
Mir fällt dazu heute ein:
„Den Puls des eigenen Herzens fühlen.
Ruhe im Innern, Ruhe im Äußern.
Wieder Atem holen lernen, das ist es.“
Christian Morgenstern
Herzliche Grüsse, carpe diem
Liebe Uli,
Danke für Deine bisherigen Berichte! Ich hab ebenfalls noch nicht alles verarbeitet, was ich erlebt, erduftet und gesammelt habe. Nur eins hab ich ganz dick mitgenommen: Ich bin nicht nur der Iris (wie schon lange klar) sondern auch der Zeder verfallen – und das Zusammenspiel Iris-Zeder empfinde ich geradezu als göttlich.
Ich hoffe, ich kann mich in den nächsten Tagen wieder mal in Ruhe meiner Duftausbeute widmen. Eine Frage hätt ich allerdings: S.Ishira (made in Quatar) hab ich auf der Messe entdeckt, die haben eine umwerfende Birne und einen Super-Safran in ihrer Kollektion, wird bisher wohl nur in den Arabischen Ländern vertrieben, weißt Du, ob er auch in Europa zu haben sein wird? Hast Du diesen Stand besucht?
Liebe Sonntagsgrüße,
Margot
Hallo Ulrike,
nachdem ich deine Artikel schon mehrmals gelesen habe, schreibe ich nun auch endlich einen Kommentar.
Ich bin beim Träumen einfach ins Lesen gekommen -bzw. umgekehrt- 🙂 und wollte dir für die hier evozierten Reiseerinnerungen danken. Asien ist eines meiner Lieblingsreiseziele. China kenne ich gut, habe dort auch eine Zeit lang gelebt, auch Kambodscha kenne ich ein bisschen (Angkor Wat musst du unbedingt sehen!) und in Japan und Vietnam war ich ebenfalls. Da kommen viele Erinnerungen hoch, zumal die Reisen in Vietnam und Kambodscha schon 20 Jahre zurückliegen und ich sie damals mit „Kinderaugen“ wahrgenommen habe.
Bali ist leider eine Insel die ich noch nicht kenne, aber vonwelcher ich schon lange träume. Und die Düfte von Une Nuit à Bali habe ich damals in Paris kennengelernt und aus dieser Reiselust heraus getragen. Wenn auch vor ein paar Jahren nur der erste Duft verfügbar war. Nun schätze ich auch Mr. Vetiver und Suma Oriental ; Nur diesen hier kenne ich noch nicht. Und bin durch deine Beschreibungen ganz gespannt darauf!
So nun gehe ich weiter „traumreisen“.
Liebe Grüsse,
Suleika