J.F. Schwarzloses Selbstlosigkeit

Selbstlos wie ich bin, stelle ich Euch heute „Altruist“ von J.F. Schwarzlose vor – l’art pour l’art. 😉

Vielleicht habt Ihr es schon mitbekommen, die Düfte von J.F. Schwarzlose sind wieder bei uns erhältlich. Um das Wiedersehen zu feiern, waren zwei Düfte neu an Bord: „Leder 6“ (man muss den Namen laut lesen, um ihn zu verstehen) und „Altruist“. Das Leder wird hier sicher noch an anderer Stelle Aufmerksamkeit erhalten, heute soll nur der Uneigennützige im Rampenlicht stehen.

Übrigens hatte Uli bereits 2012 die Marke ausführlich vorgestellt – wer es noch einmal nachlesen möchte, bitte sehr:

J.F. Schwarzlose Berlin – Coming soon…

„Altruist“ ist der erste Duft einer neuen Art Edition von J.F. Schwarzlose Berlin und ist in einer begrenzten Auflage von 1000 Stück erschienen. Die Idee der Marke war es, als Kunstförderer die Themen Kunst und Düfte miteinander zu verbinden. Dabei sollte der ausgewählte Künstler bei allen Komponenten des Dufts beteiligt sein, also nicht nur bei der Gestaltung des Äußeren – was ja nahe liegen würde –, sondern auch bei Duftkomposition selbst. Die Wahl fiel auf Paul DeFlorian, der 1980 in Linz geboren wurde. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien, später in Istanbul und lebt und arbeitet in Wien und Berlin. Wer mehr über ihn erfahren möchte, der sollte z. B. dieses Interview lesen. Jedenfalls arbeitete Paul DeFlorian eng mit der Schwarzlose-Hausparfümeurin Véronique Nyberg zusammen.

Veronique&Paul

Der Pressetext weiß zu berichten:

Das erste Gespräch fand telefonisch statt. Véronique stand vor der Herausforderung, Pauls Vorstellung des Duftes umzusetzen. Es folgte ein besonders inspirierender und erfolgreicher Kreations- und Entstehungsprozess. Die beiden trafen sich in Paris im Studio von MANE, um an der Komposition zu arbeiten. Um die Farbwelt von Paul widerzuspiegeln, besonders die grün-türkisen Pinselstriche, verwendet Véronique leichte Noten wie Zitrone und Bergamotte-Essenzen. Véronique und Paul waren auf der Suche nach klaren, kalten Duftnoten, die sie in „Aqual“, einer aldehydischen Kreation von MANE, und in der „Ginger Pure Jungle Essence“ fanden.

Um die orangen Akzente aufzugreifen, nutzt Véronique warme und einladende Gewürze wie Muskatnuss-Essenzen und die „Black Pepper Pure Jungle Essence“, die exklusiv bei MANE hergestellt wird. Hinzu kommt eine ephemere florale Note, die durch „Rose Superessence“ Assoziationen von Natürlichkeit hervorruft und mit der Sinnlichkeit von Orangenblüten-Absolue kombiniert wurde – zwei unvergängliche Duftnoten, die in der Parfümerie immer wieder neu interpretiert werden und im Bewusstsein tief verankert sind. Der Basis gelingt die Verschmelzung von Hölzern und „Ambramone“ – eine dichte, trockene und zugleich feuchte Duftnote, die an den Duft von Tinte auf frischem Papier erinnert.

Die Duftnoten
Kopfnote: Zitrone, Bergamotte, Aldehyde, Ingwer
Herznote: Rose, Orangenblüte, Muskatnuss, Schwarzer Pfeffer
Basisnote: Zedernholz, Vetiver, Patchouli, Ambra

In der Tat sind von Beginn an zitrische Noten im Spiel, mich überrascht, dass der Duft doch auf den ersten Blick so klassisch cologneartig ausgefallen ist. Neben den zitrischen Noten sind es Ingwer, Pfeffer und Muskat, die ich am stärksten wahrnehme. Rose und Orangenblüte duften meines Erachtens nicht, wie man es erwarten würde, hier ist keine typische Rose im Herzen verbaut worden, eher ein floraler weicher Hauch. Wir haben es hier mit einem Eau de Toilette zu tun, das ist an der Haltbarkeit deutlich zu merken. Bei einer großzügig bemessenen 200-ml-Flasche darf man aber auch schwungvoll aufsprühen. Auf dem Teststreifen bleibt der Duft länger präsent und zeigt noch grasige grün-holzige Noten, der Ausklang ist geschmeidig, weich, in der Basis wurde ebenfalls auf großes Tamtam verzichtet.

Der „Altruist“ ist insofern ein passender Titel, da der Duft selbst keine große Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte. Er ist ein eleganter Begleiter und auch Erfrischer, gerade wenn die Thermometer nun endlich wieder steigen. Ich kann mir „Altruist“ bestes an einem warmen Tag vorstellen, man sprüht sich großzügig ein und genießt die würzige und fein komponierte Frische.

JFS_Altruist_Packshot

Bei der Kartonverpackung wurde auf eine klare, minimalistische Linie gesetzt, auch dies passt bestens zum Duft. Die Flasche steckt in einer Tüte, die mit einem der Werke von Paul DeFlorian bedruckt wurde, namens „My Mobile Is On Vibrate But He Never Calls Me Back“ von 2015 (Ausschnitt). Hier sieht man exemplarisch die Farbwelt des Künstlers, die sich nun auch in dem Duft wiederfindet: helle Grün-, Orange- und Hauttöne.

MyMobileIsOn VibrateButHe NeverCallsMeBack_PDF

Auch wenn er Titel des Bildes eine andere Geschichte andeutet, das leer bleibende Gesicht passt eben auch gut zu dem Titel „Altruist“. Etwas uneigennützig für andere tun: selbst-los sein. Diese Selbst-losigkeit zeigt sich in dem fehlenden Gesicht. Es könnte aber auch auch dazu aufrufen, an seine Stelle zu treten, eine Aufforderung an den Betrachter, etwas Selbstloses zu tun.

Mein Fazit: An zitrischen, grünen und cologneartigen Düften gibt es wahrlich keinen Mangel. „Altruist“ ist aber ein feinsinniger Vertreter seiner Gattung, frisch, unaufgeregt, charmant. Wer nach einem schönen Frühlings- und Sommerduft sucht, da ist er 🙂

Liebe Grüße
Harmen

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Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

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