Erst einmal beste Genesungswünsche an unsere Chefanfixerin Uli, die ich heute noch einmal zu vertreten versuche! Ganz neu und damit brandaktuell im Duft-Tagebuch ist Houbigants neuester Doppelschlag: Man hat sich im altehrwürdigen und ältesten Dufthaus Frankreichs um das Thema Cologne gekümmert. Wer etwas auf sich hält, hat ein solches im Portfolio, oder nicht? 🙂 Diese Bemühungen trugen Früchte, wie erwähnt sogar zwei, das „Cologne Intense – Eau de Parfum“ und das „Cologne Intense Deluxe Edition – Parfum“, bei letzterem handelt es sich um ein Extrait de Parfum in einer luxuriösen Schatulle. Man mag einwenden, dass ein Eau de Cologne gewöhnlich ja nur eine Konzentration von 3–5 % besitzt und es der Grundidee widerspricht, ein solches in so hohen Konzentrationen zu lancieren. Ist die typische Frische und Leichtigkeit auch auf intensivere Versionen übertragbar? Wir werden sehen.
Bei beiden Varianten sind die gleichen Duftnoten angegeben, ich bin gespannt, inwiefern sich dieser Unterschied der Intensitäten in der Praxis bemerkbar macht. Zuerst aber geben und Houbigant einen kleinen geschichtlichen Rückblick und würdigen auch den Erfinder des Colognes.
Das ursprüngliche Eau de Cologne
Man bringt ein Eau de Cologne immer mit einem feinen, frischen und diskreten Duft in Verbindung. Der Name lässt weitere Erinnerungen aufsteigen. Bilder von der Sonne, dem Meer, Lavendelfeldern und Zitrushainen werden hervorgerufen. Genau das hatte Jean-Marie Farina im Sinn, als er mit der Vermarktung seines ersten Flakons von Aqua Mirabilis vor über dreihundert Jahren, 1709, begann. Der Name „Eau de Cologne“ (Wasser aus Köln) wurde durch die Soldaten König Ludwigs XV. bekannt. Sie brachten während des Siebenjährigen Kriegs diesen außergewöhnlichen Duft aus Köln mit und führten ihn am französischen Hof ein.Der Begriff Eau de Cologne etablierte sich daraufhin als allgemein gültiger Begriff. Nur die ursprüngliche Formel war jedoch so einzigartig, dass sie die zahlreichen Persönlichkeiten verschiedenster Epochen begeistern konnte: Karl VI., Ludwig XV. von Frankreich, Friedrich Wilhelm I. von Preußen, Napoleon Bonaparte, Mark Twain, Johann Wolfgang von Goethe, Konrad Adenauer, Indira Gandhi, Romy Schneider, Prinzessin Diana und viele mehr.
By Johann Maria Farina (Johann Maria Farina) [Public domain], via Wikimedia Commons
Die Duftkomposition
Kopfnote: Bergamotte, Limette, Petitgrain, Neroli, Lavendel, Estragon, Rosa Pfeffer
Herznote: Weihrauch, Jasmin, Mate
Basisnote: Patchouli, Labdanum (Zistrose), Ambra, Eichenmoos, Moschus
So differenziert es im Pressetext herausgearbeitet wurde, nehme ich den Duft nicht wahr, da ist meine Nase vielleicht nicht fein genug, aber die Grundzüge in jedem Fall:
Der Duft begeistert am Anfang mit sonnigen Zitrusnoten von Bergamotte aus Kalabrien und Sizilien, Limetten mit grünen Noten von Petitgrain aus Paraguay und hellen Noten von Neroli aus Marokko. Der obere Teil des Dufts wird durch feine, aromatische Noten von Lavendel, Estragon und der würzigen Note von Rosa Pfeffer besonders hervorgehoben. Im Herzen des Duftes blüht außergewöhnlicher, feiner indischer Jasmin. Er wird von der Kostbarkeit des Weihrauchs und von Mate-Essenzen eingehüllt. Die intensive und trockene Note von Patchouli und Eichenmoos erwärmt sich durch Labdanum und Ambra. Edelmoschusnoten runden die Zusammensetzung ab und verleihen eine besondere Intensität, die sonst für ein Cologne nicht üblich ist.
Nun teste ich beide Versionen parallel.
Auf dem Duftstreifen: Beide beginnen erwartungsgemäß mit einem zitrisch-frischen Hauch, das Eau de Parfum besitzt meinem Empfinden nach fruchtigere und weichere Anklänge, das Extrait kommt etwas holziger und grün-krautiger heraus und duftet tatsächlich intensiver.
Auf der Haut: Das Extrait beginnt mir herber Bergamotte, hier nehme ich zurückgenommene, eher herb-bittere Zitrustöne wahr, schnell kommen auch grüne und krautige Noten hinzu, nach hinten raus wird er weich, ein wenig floral. Das Eau de Parfum unterscheidet sich nicht fundamental, auf meiner Haut bekommt es einen holzig-harzig-seifigen Touch. Nicht dass wir uns falsch verstehen, es ist natürlich der gleiche Duft, nur dass meiner Nase nach die Noten ein wenig unterschiedlich herauskommen. Hautchemie, ick hör dir trapsen …
Zum Thema Intensität und Haltbarkeit: man muss bei beiden „Intense Cologne“ die Cologne-Relationen im Auge behalten. Colognes müssen von ihrer Grundkonstitution her leichter aufgestellt sein. So ist ein Cologne-Extrait etwa mit einem Orientalen-Extrait nicht zu vergleichen. So bleibt das Eau de Parfum „Intense Cologne“ meines Erachtens ungefähr bei der Intensität eines Eau de Toilette, die Extrait-Variante erreicht circa die eines Eau de Parfum – so als ungefähre Pi-mal-Daumen-Angabe. 🙂
Mein Gesamteindruck: „Intense Cologne“ zeigt sich als ein modern interpretiertes, zeitloses Cologne, das finde ich ganz wichtig, denn es gibt ja durchaus angestaubte Vertreter dieser Zunft. Ein lebendiger Duft, der sämtliche Geschlechter wie auch Altersklassen anspricht, mit hochwertigen Ingredienzen fein komponiert, harmonisch abgestimmt und doch sein klassisches Erbe nicht verleugnend.
An grauen Tagen wie heute ein Stimmungsaufheller!
Liebe Grüße
Harmen
Schreibe den ersten Kommentar