… lanciert – und die möchte ich Euch heute kurz und knackig vorstellen. Montale – Starry Nights und Intense Roses Musk stehen auf dem Programm.
Starry Nights möchte uns die Sterne zu Füßen legen – oder auch in die Sterne heben? Egal. Die Sterne des Duftes, die uns den Weg leuchten, sind Bergamotte, Limette und Apfel, des Weiteren sind bulgarische Rose und ägyptischer Jasmin mit von der Partie, genauso wie Patchouli und Moschus.
Starry Nights ist ein sehr schöner Immergeher, finde ich: Hier ist von allem etwas drin und doch ist der Duft kein grober Mischmasch, ganz im Gegenteil: Die Kopfnoten sind erfrischend und vielmehr strahlend, leuchtend, als hin- und her flackernd und dynamisch, wie man es normalerweise vielleicht von Zitrusfrüchtchen erwarten würde – insofern kann ich die Assoziation hinsichtlich der Sterne nachvollziehen. Limette, einer meiner Favoriten aus der Reihe der Hesperidenfrüchtchen, schafft ein verhalten exotisches Flair, Bergamotte zeigt sich gewohnt herb-zitrisch und der Apfel, der grüne, reiht sich perfekt in diese Riege ein. Darunter funkeln fruchtige Rosen, denen eine Anmutung von Tee innewohnt, grünem Tee, sowie eine samtige Süße. Gebettet sieht sich das Ganze auf einer typischen Basis, die immer funktioniert – Patchouli, für Rückgrat und Tiefe sorgend, Moschus, der weich zeichnet, und Jasmin, der Cremigkeit beschert und den Duft trotz seiner üppigen Präsenz hautnah erscheinen lässt.
Mit Starry Nights ist man nirgends fehl am Platz – im Büro, tagsüber, aber auch am Abend. Ob nun beim Date, beim gemütlichen Lümmeln auf dem Sofa oder beim Ausgehen, er funktioniert immer. Und genau solche Düfte braucht man eben auch in seinem Repertoire.
Intense Roses Musk stellt die „besonders intensive Version des berühmten Klassikers“ dar – und verzichtet im Vergleich zu diesem auf Jasmin, die Rose alleinig in den Mittelpunkt stellend. Bulgarische Rose, Ambra und Moschus sind als Duftnoten angegeben – und in manchen Fällen reicht eine solch überschaubare Anzahl an Ingredienzen auch vollkommen aus, wie wir ja wissen. Was soll ich sagen? Intense Roses Musk betört natürlich mit seinem herrlichen Rosenbouquet jener kostbaren Bulgarischen, die als eine der schönste und wohlduftendsten Rosen der Welt gilt. Ich hatte es neulich bereits einmal geschrieben – ein Großteil der weltweiten Rosenproduktion für Duftstoffe stammt aus Bulgarien, wo es ganze Regionen gibt, wo nichts anderes als Rosen zu sehen sind. Wie gerne würde ich das einmal live sehen, diese riesigen Felder voller Rosen!
Jene bulgarische Rose in Montales Intense Roses Musk zeigt sich fruchtig und gleichzeitig samtig, strahlt und leuchtet, wobei sie eine, wie ich finde, jugendliche Ausstrahlung besitzt, eine junge. Sie ist frisch und kühl, was einen interessanten Kontrast zu den pudrigen Anklängen bietet, die wohl ein Resultat der Kombination von Ambra und Moschus darstellen. Moschus sorgt, wie immer, für Weichheit, stiftet leichte Anklänge von Graphit und zaubert eine papierartige Süße, während Ambra darüber hinaus würzt und wärmt.
Der Fall ist, denke ich, bei diesem Duft recht klar: Wer mit dem Duft von Rosen nichts anfangen kann, wird mit Intense Roses Musk auch nicht glücklich – genauso wenig wie mit jedem anderen monothematischen Rosenduft. Wer Rosen liebt, vor allem auch deren klaren Duft ohne viele Schnörkel – für den sollte dieser Montale in jedem Fall auf der Testliste landen.
Etros Io Myself ist der Männerwelt gewidmet, wie man aus der Duftbeschreibung erfährt:
„Ich, nur ich. Sonst nichts. „Io Myself“ ein starker Name für einen starken Duft: direkt, maskulin.
Ein Duft für Freigeister, für all jene, die sich nichts aus Äußerlichkeiten und Konventionen machen. Ein Duft in erster Linie für ihn, jedoch mit vielen Facetten, die auch ihr gefallen. Ein Duft, der die Magie ätherischer Öle in sich birgt, denen man eine mythologische Bedeutung nach sagt. Die Legende des römischen Dichters Ovid erzählt von „Io“, einer Priesterin von anmutiger Schönheit, welche von Zeus begehrt wurde. Zeus stieg auf einer goldenen Wolke vom Olymp zu ihr hinab, um sie zu verführen. Diese Duftwolke verbreitete die Aromen von Zitrusfrüchten und Kräutern aus dem „Magna Graecia“.“
Der Text von der Webseite:
„I sense myself, accept myself, tend to myself, pursue myself, and I escape. I rise up to the moon as my ultimate destination, onto a guiding star, at the very limits of my destiny. Exhausted, I keep my distance: a smoky silhouette, flower in hand.“
Die Duftnoten: Kopfnote: Zitrische Noten, Papyrus, Bergamotte, Mandarine; Herznote: Türkische Rose, Safran, Zedernholz; Basisnote: Moschus, Ambra, Labdanum (Zistrose), Styraxharz, Adlerholz (Oud).
Io Myself ist in der Tat ein starker Charakter – und ein spezieller noch dazu! Markant und kantig finde ich ihn – und er ist sicherlich etwas für einen Mann, der über viele Facetten verfügt und an dem einige Ambivalenzen zu entdecken sind. Genau so zeigt sich nämlich auch der Duft: Im Kopf ganz viel Dynamik, dieser Herr schlägt geistige Purzelbäume – und sicherlich nicht nur solche, der Duft ist so prägnant, dass ich an einen sportlichen, gerne auch besixpackten Mann denke, was allerdings kein Muss ist. 😉 Zitrisch herb, prickelnd, flackernd – und sogleich untermalt von einer fetten, ledrigen, rauchigen und mich irgendwie auch an Motoröl erinnernden Oudnote, die in diesem Eindruck sicherlich auch von den restlichen Harzen unterstützt wird. Ein Schrauber vielleicht, der einen schönen Old- oder auch Youngtimer fährt? Oder ein altes Motorrad? Papyrus betont, dass unser Kerl hier ein maskuliner ist – so bitter-herb grün zeigt er sich, von der Eigentümlichkeit des kostbaren Safrans unterstützt. Und doch – der harte Kerl hat einen weichen Kern: Irgendwo drunter liegt Wärme, würzige Wärme, die Sanftheit suggeriert und sogar ein paar samtig-pudrige Anklänge durchscheinen lässt. Und ein Röschen findet sich dort, ebenfalls samten und gleichermaßen fruchtig sich zeigend.
Manchem oder manchen mag Io Myself zu … voll sein. Zu viel sein. Zu flirrend in seinen ganz unterschiedlichen Aussagen. Er packt Vieles in einen Duft, was Ambivalenzen zutage bringt. Das ist seine Stärke – und auch seine Schwäche. Und somit Geschmackssache. Ich steh auf diesen Kerl.
Auch Marquetry, der letzte Kandidat von heute und ebenfalls aus dem Hause Etro, zelebriert diese Ambivalenz, soviel sei schon verraten.
„Mit Stolz präsentiert Etro dieses exklusive Parfum: ein Duft, so strahlend und facettenreich wie ein von Hand geschliffenes Juwel. Ein Parfum, das im perfekten Einklang mit dem kosmopolitischen Geist steht, den alle Kreationen des Modehauses versprühen.
Marquetry ist ein orientalischer Duft und doch so vieles mehr. Kreiert für Frauen und Männer, die dem Leben mit einer bestimmten Lebenseinstellung entgegentreten, nämlich voller Neugier. Gewidmet allen Pionieren dieser Welt. Das Parfum versprüht eine nicht ganz greifbare Aura, raffiniert unterlegt mit einem Hauch Fernostromantik.
Marquetry eröffnet mit einer Ouvertüre aus Bergamotte, Lavendel und Pfirsich: schimmernd wie frisch gefärbte Seide, die im Freien ausgelegt wurde, damit der Wind sie trocknet. In der Herznote des Duftes, vergleichbar mit dem kostbar geschliffenen Schmucksteins, dem Mittelpunkt der prächtig verzierten Spange eines traditionsreichen Turbans, offenbaren Rosen als aromatisch-exquisites Gegenstück ihre so facettenreiche Sinnlichkeit. Es entfaltet sich eine Aura, umwoben von feinsten Tabaknuancen, mandelartiger Tonkabohne und prächtig grünem Galbanum aus Persien. Perubalsam rundet mit seinen feinen Kakao-Aromen die prächtige Herznote raffiniert ab. Das Fundament der nach den Regeln der Marketerie angelegten Duftkreation erinnert an die prunkvollen Paläste von Jaipur mit ihren detailreichen Intarsien, welche die Flure und königlichen Gemächer zieren. Ein reichhaltiger Duft von Harzen durchweht den Palast, erfüllt von Amber, der mit Labdanum-Nuancen unterlegt ist, und mit Moschus, das mit süßlichen Vanille-Aromen verfeinert wurde.
Ein sinnlicher Duft, der gleichermaßen Herz und Geist beflügelt. Wie der Talisman der Seele, der den Weg zu den zarten Horizonten der Glückseligkeit öffnet.“
Der Text von der Webseite:
„I pirouette atop a golden carpet: rose petals shaped like diamonds, waves of amber defining its edges, with subtle swirls here and there, shimmering sweetly. Scents and memories inlaid, captured in the last rays of summer.“
Recht haben Sie – das ist der erste Orientale, den ich mir wirklich auch an jedem Mann vorstellen kann. Denn Marquetry betont vielmehr seine grün-herbe Note, ist kein eigentlich hitziger, sandiger, gewürziger Vertreter seiner Gattung, sondern ein ziemlich besonderes Exemplar. Die Kopfnote ist zitrisch, zitronig-herb, eine typische Eigenheit der Bergamotte, die hier im Zusammenspiel mit Lavendel auf meine Nase einstürmt. Letzterer ist krautig, dunkelgrün und herb, von einer Trockenheit, die durch den Tabak aus dem Herzen noch unterstrichen wird. Galbanum ist diesbezüglich ein perfekter Begleiter: Waldige, grasige, grüne, an Laub und bisweilen auch an Tannennadeln erinnernde Anmutungen malend, würzend und aromatisch, verstärkt er die grüne Ausstrahlung des Duftes, alsbald von einer hellen, fruchtigen Rose erleuchtend und gleichzeitig von dunklen Harzen veredelt. Den Pfirsich kann ich auf meiner Haut als auch auf dem Teststreifen nicht erkennen. Die Basis wärmt und würzt, darüber hinaus wohnt ihr auch eine gewisse Süße inne dank Vanille und Tonka sowie Moschus, die allerdings nur sehr selten durchschimmert. Für mich ist Marquetry im Gegensatz zur Beschreibung kein Duft, der auf Vanille fokussiert, obgleich ich diese im späteren Duftverlauf sehr wohl wahrnehme – er ist für mich grün-krautig-waldig, mit trockenen Anklängen und Harzen. Wie seht Ihr das?
Marquetry ist für mich ein mindestens ebenso interessanter Duft wie sein Vorgänger Io Myself – markant und kantig, und überhaupt nicht das, was man sich unter einem „Orientalen“ gemeinhin vorstellt. Das ist nicht schlimm, ganz im Gegenteil – es bereichert diese Gattung. Allerdings wird man, vor allem aber: Frau enttäuscht sein, wenn sie einen warmen, dichten, Orientalen erwartet, dem jede Menge Süße, wenn auch trockene, oder zumindest Wärme innewohnt. Diesem Pfad folgt Marquetry nicht – und ist damit vor allem auch für Männer einen Test wert, die sich an gängige Orientalen bisher nicht rangetraut haben.
Und, meine Lieben, ist was für Euch dabei?
Viele herzliche Grüße und bis morgen
Eure Ulrike
Hallo Uli,
den Marquetry hab ich bereits mal angeschnuppert. Also MICH enttäuscht er nicht!
Ich war angenehm überrascht und hab ihn mir für einen ausführlicheren Test notiert.
Schönes Wochenende und LG,
Margot