Fueguia 1833 zum Geburtstag …

… gibt es heute für mich: Wie versprochen setze ich meine Rezensionen von Fueguia 1833 fort und hoffe, dass ich vielleichtt auch einen neuen Kandidaten für den Winter finde. Denn – es ist Winter. Ich sitze hier eingemummelt im heimischen Arbeitszimmer, trinke Tee und friere alleine schon bei dem Gedanken daran, das Haus verlassen zu müssen. Ich will Euch nicht mein Leid klagen, aber … vor zwei, drei Jahren habe ich, auf den Tag genau, meinen Geburtstag noch in der Außen-Gastro feiern können, und zwar ganz ohne Heizpilze. Ok, ich bin nun nicht ganz so zartbesaitet was Kälte angeht, und ja, es wurde gegen später irgendwann etwas kühl, aber … heute wundert es mich wirklich, dass ich nicht schon einen Schneemann vor der Türe bauen kann. Und das, meine Lieben, brauche ich nun wirklich nicht zum Geburtstag – ein feiner neuer Duft wäre schon was ganz anderes 😉 Deshalb – husch husch ans Werk.

fueguiamisiones

Zuallererst ist die Kirche dran – Misiones. Von einer Jesuitenkirche aus dem 16. Jahrhundert inmitten der lebendigen Landschaft des Regenwalds der Provinz Misiones ist da die Rede, des weiteren wird erzählt von der Ambra aus Jerusalem, die, „von fließendem Wasser gespeist, in den unbändigen Kräften der Iguazú-Wasserfälle“ versinkt. Harmen attestiert es in unserem Shoptext ganz richtig: „Was wäre ein Kirchenduft ohne Weihrauch?“ Insofern ist es klar, dass Misiones in allererster Linie ein Weihrauch ist, und zwar einer, der mit Zitrone und Muskat im Schlepptau kommt. Weihrauch und zitrische Früchtchen funktionieren ganz hervorragend, das kennen wir ja schon: Byredos Encens Chembur (früher nur Chembur) ist ein Beispiel dafür, darüber hinaus muss ich an A quiet morning denken von Miller et Bertaux und an den Apfel-Weihrauch von Parfums d’Empire, Wazamba.

Misiones ist – toll. Und erinnert mich spontan an meine absolute Lieblingskirche, die Church of Light (Ibaraki-Kasugaoka Church) von Tadao Andao, dem wahrhaft göttlichen:

Church of Light

Chun-Hung Eric Cheng „Church of Light“ via Flickr – CC BY 2.0

Where Light Lives In

Mith Huang „Where Light Lives In“ via Flickr – CC BY 2.0

Heller, kühl-würziger Weihrauchnebel mit einem Quentchen Feuchtigkeit und einem Fitzelchen Moos. Zitrische Sternchen, luzide flackernd, Dynamik verleihen sowie eine schöne Herbheit, eine fruchtige, die dem trockenen Weihrauch hervorragend zu Gesicht steht – genauso wie die mehlige Würze, die dumpfe, der Muskatnuss. Modern, zeitgemäß oder vielmehr zeitlos, minimalistisch und kontemplativ. Sehr schön!

Xocoatl hört sich für mich nach, na was wohl an? Nach Axolotl, ganz klar. Aufmerksame Leser wissen, dass bei mir gerade ebensolche eingezogen sind und ich ganz vernarrt in diese kleinen mexikanischen Querzahnmolche bin. Xocoatl entstammt ebenfalls der Sprache der Azteken, Nahuatl genannt, und bezeichnet ein Getränk für die Adligen und Krieger, das aus Kakao hergestellt und mit Vanille verfeinert wurde. Ein Gourmand ist es also, der uns hier erwartet – und zwar einer, der darüber hinaus noch mit edlem Rum und einer Weißblühernote verfeinert wurde, der der Herkunft der Vanilleschoten, der Vanilleorchidee Tribut zollt.

cocoa seedslolay „cocoa seeds“ via Flickr – CC BY 2.0 Oh ja, das ist etwas ganz Feines! Xocoatl überrascht: Er hat nichts mit jenen massenkompatiblen Kleinmädchengourmands gemein, die sich durch pappig-papsige Süße hervortun und wie eine verdichtete Variante einer günstigen Süßigkeit wirken, in Potenz. Fruchtiger, für meine Nase leicht ananasiger Rum, sämig und in dunklen Goldtönen sich präsentierend, flankiert von einer schönen, nicht näher zu identifizierenden floralen Note, definitiv ein Weißblüher und von einer Mischung aus Honig und Tau geküsst, treffen hier auf zart-schmelzende, dunkle Schokolade und feinsten Kakaopuder, von Vanillecreme veredelt. Komplex und deliziös ist Xocoatl ein Duft für wahre Genießer, sinnlich, erwachsen und erotisch. … wenn wir es schon von Axolotln hatten, dann ist jetzt Humboldt an der Reihe – der brachte die kleinen Wassermonster nämlich 1804 erstmalig nach Europa:

humboldt „Hinter dem Nebel – das Geräusch, wie ein Indianer in eine glänzende Passionsfrucht beißt. Alexander von Humboldt ist von diesem frischen Hauch verzaubert. Der frische Hauch des Alexander von Humboldt, der große Reisende und Weltvermesser, der zu den bedeutendsten deutschen Gelehrten gehört und auch in Südamerika bis heute hohes Ansehen genießt. Sein heller Kopf und klarer Geist wird durch frische Noten repräsentiert, welche die Kreation nah an ein Cologne rücken, gepaart mit säuerlich-fruchtigen, tatsächlich nach Passionsfrucht duftenden Noten, die wiederum eine aquatische Impression hervorrufen. „Humboldt“ – ein Duft für Reisende, Entdecker und Menschen, die in globalen Dimensionen denken.“

Tjaja, ein Duft für Abenteurer – das gefällt mir natürlich. Dass Passionsfrucht enthalten ist ebenfalls – und erst recht, dass es eine Art Cologne sein soll. Und – Humboldt enttäuscht nicht, ganz im Gegenteil: Was für eine herrliche Maracuja! Saftig und bereit zum Genuss, aber nicht überreif, ganz im Gegenteil – ein leckeres, gelb-rotes Früchtchen. Kontrastiert wird sie hier mit Bergamotte und Mandarine, was überaus gut harmoniert: Saftige, aber ebenfalls nicht über die Maßen süße Mandarine, leicht-perlend auf der Haut, sowie zitrische Herbheit von Bergamotte. Letztere sorgt, wie ich meine, in dieser Kombination, diesem Zusammenspiel, auch für Anklänge von Minze und Limette, die ich einfach nur herrlich finde. Ohne Titel

Andréia Bohner via Flickr – CC BY 2.0

Alles in allem kommt Fueguias Entdecker Humboldt als Entdeckung für mich und für dieses Jahr etwas zu spät – der hätte so wunderbar in den Sommer gepasst! Aber – er wird vorgemerkt. Denn seine herbe und erfrischende, tropische Fruchtigkeit macht sich exzellent auf meiner Haut.

Nächste Woche geht es weiter mit den restlichen Düftchen aus der Kollektion – bis dahin alles Liebe und viele Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Margot
    17. Oktober 2015
    Antworten

    Hallo Uli,
    DAS wollte ich gestern bereits hier verewigen.
    HAPPY BIRTHDAY (in diesem Fall nun nachträglich)! Freut mich, dass Du Dich dufttechnisch reich beschenk hast.
    So ein, zwei Düfte aus der Fueguia-Reihe haben bereits meine Neugier geweckt.
    Schönes WE und liebe Grüße,
    Margot

  2. Christel
    17. Oktober 2015
    Antworten

    Liebe Ulrike,
    auch von mir noch nachträglich alles Liebe und Gute zum Geburtstag.
    Ja, die hören sich zum Teil wirklich vielversprechend an, die Düfte von Fueguia: Deine Beschreibung von Misiones lässt mich an „The Mission“ denken – Feuchtigkeit und Moos, dazu Muskat. Und ein kühler Weihrauch hat mich erst kürzlich (im zweiten Anlauf) begeistert – November von Erik Kormann. Misiones klingt auf jeden Fall spannend. Und Xocoatl muss ich wohl bei nächster Gelegenheit testen – Schokolade, Rum, Vanille … lecker, wenns nicht doch zu „bäbbig“ riecht. Bin auf die weiteren Düfte gespannt.
    Liebe Grüße, Christel

  3. Barbara
    20. Oktober 2015
    Antworten

    Liebe Ulrike
    Leicht verspätet, aber von ganzem Herzen wünsche ich Dir alles Gute zu Deinem Geburtstag.
    Eine grosse Portion Gesundheit, schnurrende Katzen, die sich nicht an den kleinen Mexikanern vergreifen ;o), wunderbare Düfte und noch viel mehr.
    Liebe Grüsse, Barbara

  4. Ulrike Knöll
    26. Oktober 2015
    Antworten

    Hallo Ihr Zwei,

    vielen lieben Dank für die netten Wünsche, ich habe mich sehr darüber gefreut! Den Lotln geht es exzellent – und die Katzen kommen dank extra angefertigter Plexiglas-Lochscheiben-Abdeckungen (ein Hoch auf den netten Baumarkt-Mann!) auch nicht ran 😉
    Viele liebe Grüße,

    Eure Ulrike 🙂

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