… war ich Euch noch schuldig geblieben, als mich die Angina ereilte. Diese „Schuld“ will ich selbstredend noch einlösen, erst recht, weil mich der erste Teil der Kollektion so begeistert hat, wie Ihr hier nachlesen könnt, falls Ihr das noch nicht getan habt.
Drei HYLNDS-Kandidaten sind noch „übrig, und zwar Isle Ryder, Pale Grey Mountain, Small Black Lake und Spirit of the Glen. Hübsch ans Werk, würde ich sagen!
Isle Ryder macht den Anfang – und zwar mit einem schönen Video, wovon es heute einige zu sehen gibt:
Isle Ryder | HYLNDS by DS & Durga from NØRTH SEA AIR on Vimeo.
Die Blockflöte würde ich auch noch hinbekommen, den Duft allerdings sehr wahrscheinlich eher weniger – sorry, die Spitze musste sein 😉
„Ein Nachruf an die fabelhaften Inseln der nordischen und keltischen Mythen. Harzige Fichten- und Tannenzapfen aus Norwegen vereinen sich mit narkotisierendem Jasmin, Wildblumen, Honigwein und Schilf.
In einer lauen Sommernacht segeln die Räuber in ihrem Boot aus Eschenholz mit ihren Schätzen zum gelobten Land. Vorüber an der im feurigen Zorn Balors verbrannten Insel Manx, hin zum inneren Loch der stillen Insel im Nebel. Ihre Beute sind nordische Hölzer, Honigwein, Wachs, goldener Ginster und Mädesüß.“
Einmal mehr trinkende Freibeuter – darauf lasse ich mich gerne ein!
Uiuiuii – altes Holz ist es, aus dem diese Schiffe sind: Sonnengetrocknet und ausgewaschen, von der Farbe her schon fast weiß. Und dennoch – feucht, von dem salzigen Wasser, in dem die daraus hergestellten Boote unterwegs sind. Diese Gesellen feiern gerne, und zwar ausufernde Feste. Vermutlich machen sie genauso gerne Beute – und erinnern mich deshalb spontan an eine der TV-Serien, die ich unter anderem, unter vielen anderen, in der letzten Zeit verfolge: Vikings. Produziert von dem kanadischen Sender History Television basiert die Serie lose auf der Geschichte um den legendären Wikinger Ragnar Lodbrok, eine sagenumwobene Figur aus der nordischen Vorzeitsagaliteratur, deren wahre historische Existenz wissenschaftlich umstritten ist. Auch die doch mitunter relativ fortschrittliche, weil durchaus dominante Rolle der Frau(en) wird sich wohl eher nicht so zugetragen haben, das tut dem Seriengenuss aber keinen Abbruch: Viel Gemetzel, viel Feierei, eine Prise Sex und Spannung. Zugegeben, der Hauptdarsteller kann nicht wirklich schauspielern, darüber sehe ich aber in diesem Falle generös hinweg – es ist Travis Fimmel, den manch eine von uns noch aus den frühen 90ern kennen wird, als er sich als als Jüngling in den Werbekampagnen von Calvin Klein neben Kate Moss überaus ansehnlich räkelte. Heute gefällt er mir besser, viel besser. Und darf ob seiner Optik auch mal etwas deppert aus der spärlichen Wäsche schauen (ja, ich weiß, lieber Harmen – Du teilst diese Ansicht nicht, bist aber a) Mann, b) hetero und c) verheiratet) 😉
… falls Euch der Trailer neugierig gemacht hat – testet die Serie ruhig. Sie hat zwar sicherlich bei weitem kein Game of Thrones-Niveau, ist aber durchaus unterhaltsam. [Nebenbei: Der seltsam geschminkte „Narren“-Charakter ist Gustav, der Bruder von Alexander Skarsgård – wie ungerecht manchmal die Anlagen verteilt sind … *wegduck*]
Wo waren wir – wir waren bei Isle Ryder und dessen heftig-holzigem Auftakt: Knarzig-holzig und gleichermaßen feucht, und zwar nicht nur vom Salzwasser, das die Boote umgibt, sondern auch von Harzen, von Baumharz, das würzig und balsamisch herb-fruchtig-sämige Facetten offenbart. Und irgendwie bin ich ein Momentchen später dann doch wieder bei Vikings und dem schönen Ragnar: Der kann zwar kämpfen wie ein Stier, ist aber ein Sensibelchen. Und wenn man sich die Serie ein wenig anschaut, wird einem schnell bewusst, dass eigentlich seine (Spoiler: erste) Frau die Hosen anhat. Will sagen: Sobald der erste Holzsturm verklungen ist, wird es lieblich, und zwar mit Jasmin, weichem, gar nicht indolischem Jasmin, dessen Cremigkeit interessante Akzente erfährt durch blühende Kräuter und Ginster. Eingehüllt sieht sich dieses schöne Etwas durch herrliche Noten von Honigheu, nicht mehr und nicht weniger.
Das gefällt mir ausnehmend gut – und zwar mindestens so gut wie, ja, Mister Fimmel, sorry Harmen 😉
Pale Grey Mountain, Small Black Lake – mal sehen, wie lange ich mir diesen Namen merken kann, der nichtsdestotrotz schon wirklich nett ist, das muss man ihm lassen:
Pale Grey Mountain, Small Black Lake | HYLNDS by DS & Durga from NØRTH SEA AIR on Vimeo.
„Eine kühle Brise mit dem Duft von aromatischen Hölzern, klaren Gewässern, kühlen Felsen und saftig grünen Büschen, die auf einem mystischen Berg in Armagh gedeihen.
Ein hellgrauer Berg, dichter silberner Nebel, Farn, Brombeeren, trockenes Heidekraut. Vorbei an aufgehäuften alten Grabsteinen aus einer längst vergangenen Zeit, den Blick in Richtung Westen in den kalten Wind gerichtet, liegt ein kleiner schwarzer See. Ein Hexenzirkel von wo aus der dem Untergang geweihte König auf das Meer Blickte, das Gras mit dem Blut der Fianna getränkt, die eisige Stille, das Heulen der Hunde.“
Was die Fianna angeht hätte uns Harmen sicherlich weiterhelfen können, Wikipedia tut es aber auch: „Die Fianna (Singular Fian), auch Fianna na hEireann oder Fenier, sind umherziehende Kriegergruppen in der mittelalterlichen irischen Literatur. Das einzelne Mitglied der Fianna wird fénnid genannt. Fianna ist der Plural des irischen Wortes fian, das so viel wie Kriegerschar bedeutet. Im Finn-Zyklus handelt es sich um eine umherziehende Gruppe von Männern ohne festen Wohnsitz, die sich der Jagd und mitunter dem bezahlten Kriegshandwerk widmen. Ihr bedeutendster Anführer und Hauptheld ist Fionn mac Cumhaill (auch Finn mac Cumhail), der den Oberbefehl nach seinem Sieg über den Dämonen Aillén erhält. Der jeweilige Anführer wurde rígfhéinnid (etwa „König der Fianna“) genannt, und diese Gruppe von Kriegern wird in den Brehon-Gesetzestexten (vgl. Brehon Laws) als Männer bezeichnet, „die niemandem untertan, landlos, aber keine Ausländer“ waren. Sie standen somit außerhalb der Gesellschaft, wurden zur Verteidigung der Freiheit Irlands eingesetzt und boten deshalb einen guten Anlass für Geschichten, z.B. über ihre Beherrschung der Magie des fíth-fáth. Diese Rolle als Freiheitsbewahrer geht wohl auf eine Zeit vor der Ankunft der norwegischen Wikinger (8. und 9. Jahrhundert) zurück, aber reicht nicht bis zu den Einfällen der Normannen (12. Jahrhundert). Fianna treten in vielen Erzählungen auf, z.B. Duanaire Finn („Finns Liederbuch“) oder Acallam na Senórach („Die Erzählungen der Alten“) […].“
Ob nun die Geschichte mit dem König und den Hexen auf einer echten Sage beruht? Ich habe im Zusammenhang mit Armagh beim Googeln nur den Hexenkönig von Angmar gefunden, auch Fürst der Nazgûl genannt und bin damit genauso schnell wie erwartet beim Herrn der Ringe gelandet 😉 Allerdings ist in Armagh die dienstälteste irische Folk-Theatre-Gruppe beheimatet, die Armagh Rhymers. Diese sind bekannt für ihr Mumming Play, siehe die Encyclopædia Britannica mit ihrer Erklärung dazu, das durchaus das heidnische Erbe zitiert. Hier ein interessanter wissenschaftlicher Artikel zu der Entstehung desselben.
Genug der Hintergründe sowie deren Beleuchtung, kommen wir zum Duft – die Zutaten: Kopfnote: Mineralische Noten, Pfeffer, Flechte; Herznote: Heidekraut (Erika), Brombeere, Veilchen; Basisnote: Aquatische Noten, Ozonische Noten, Kräuter.
Hefin Owen: „Autumn sunrise on lake Padarn“ via Flickr – CC BY-SA 2.0
Unsere Berge-und-Seen-Impression hier ist genau das, was ich mir erhofft hatte: Ein Immergeher, aber mit Ecken und Kanten, eben typisch D.S. & Durga. Aquatische Noten, wirklich fernstens von denen, wie man sie aus der Mainstream-Hexenküche kennt, nämlich welche, die einen nicht an ein Discounter-Duschgel erinnern, sondern eine Mischung aus einer frischen Brise und einem nahen Wasser, nehme ich wahr – und zwar während ich irgendwo mitten in der Natur stehe. Zerklüftete Felsen, Steine, moosbewachsen (!) und von Kräutern begrünt. Dieser Stein, der sich hier findet, zeigt sich mineralisch, ihm wohnen metallische Akzente inne und gleichzeitig ist er sonnengewärmt – auch, wenn es diese nicht allzu einfach hatte, durch den Himmel voller Schäfchenwolken hindurchzudringen. Ein Quentchen Pfeffer, nie verkehrt, darüber hinaus eine herrliche, erdige und verhalten pudrige Veilchennote, die im Gefolge ein schüchternes Brombeerchen mit sich bringt. Alte Bäume im Hintergrund und sonnigen Herbst in der Luft hat Pale Grey Mountain, Small Black Lake – und ist ein wirklich toller und kontemplativer Duft, der sowohl von Männern als auch von Frauen getragen werden kann.
Morgen folgt der vorerst letzte Streich aus dem Hause D.S. & Durga – bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Ulrike.
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