L’Eau de Merzhin und Bois Lumière von Anatole Lebreton …

… widmen wir uns heute: Ein weiterer Tag mit dieser wundervollen kleinen Kollektion, die mich gestern schon so sehr zum Schwelgen und Schwärmen gebracht hat. Das geht nun genauso weiter, denn die beiden Düfte sind nicht minder schön wie ihr Vorgänger, die Kracher-Tuberose L’Eau Scandaleuse.

Beginnen wir mit L’Eau Merzhin:

„L’Eau de Merzhin bedeutet auf Bretonisch „Merlins Wasser“ und ist ein Gedicht aus Pflanzen auf einem trockenen Bett aus Heu. Ein Parfum der Kindheit, umhertollend auf Wiesen, die dunklen moosigen Wälder und geheimnisvollen Moore der bretonischen Natur erkundend.

Ein nostalgischer Spaziergang auf die andere Seite des Spiegels, in eine verzauberte Landschaft, wo Hagedornhaine zu den ersten Frühlingstagen blühen, wenn die Erde feucht und das Gras saftig ist, wenn die fließenden Wasser singen und die ersten Blumen blühen und sanft ihren Duft in allen Wiesen verströmen.“

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Wie wir ja wissen, ist Lebreton in der Bretagne geboren, welche alleine durch die Bretonen, die sich dort ansiedelten, einen reichhaltigen Sagen- und Fabelschatz vorweisen kann. Daran fühlt man sich erinnert, wenn man L’Eau Merzhin testet – und nicht nur, weil bereits der Text zum Parfum darauf hinweist. Überhaupt mag ich nochmals feststellen, was gestern bereits angeklungen ist: Selten sind Texte zu Firmen und deren Parfums so wahr wie im Falle von Lebreton. Keine falschen Versprechungen, keine Superlative, die der Mann mit seinen Düften nicht einhalten kann. Ihr könnt Euch vermutlich gar nicht vorstellen, wie sehr mich das freut 🙂

L’Eau Merzhin macht schon neugierig, wenn man einen ersten Blick auf die Zutaten wagt: Kopfnote: Galbanum, Angelika (Engelwurz), Veilchenblätter; Herznote: Kassie (Cassia), Weißdorn, Gras; Basisnote: Heu, Tonkabohne, Iris, Moos.

Angelika, viel Grün und Heu sowie Iris – das lässt mein Herz schon „trocken“ höherschlagen … Und dann ist er endlich auf der Haut …

JWW Ophelia 1889

L’Eau Merzhin ist bildschön, nostalgisch und hinterlässt mich schon wieder mit dem Bedürfnis, ein paar Tränchen zu vergießen, so wundervoll ist dieses Parfum. Heu, würzig, aromatisch, trocken und voller getrockneter Blüten, die Sonnenwärme transportierend, die es genossen hat. So plastisch, so authentisch, so herrlich! Da ich in Stuttgart selten zu dem Erlebnis frischen Heus komme, erinnert mich der Duft daran, dass ich jedes, wirklich jedes Mal, wenn meine Freundin für ihre Meerschweinchenbande Kräuterheu vom Biobauern auf dem Land kaufen war, mit der Nase in den riesigen Ballen versinken muss. Und mir lange, lange, wie viele andere auch, einen Duft gewünscht habe, der exakt diesen Geruch einfängt. Es gibt einige Düfte mit tollen Heunoten, meine Lieblingslindenblüte Tilleul gehört definitiv dazu und der von mir und, wie ich jetzt aus den Kommentaren weiß, auch von unserer Leserin Margot – liebe Grüße! – lange ersehnte Nouveau-né von Humiecki & Graef (wobei dieser in der Tat eher ein Honig-Kräuterblumenwiesen-Duft ist und nur am Rande Heunoten aufweist). L’Eau Merzhin setzt hier aber einen Standard, der sicherlich schwer zu erreichen ist. Sanfte Nektarnoten, nicht Honig, umschwirren meine Nase, diese feine trockene Süße von einst üppigen Blüten, die nun getrocknet von ihrem einstmaligen Glanz künden. Das ist so wunderbar, so weich und so himmlisch auf der Haut, dass sich meine Nase kaum mehr von dem Duft trennen kann und mag.

L’Eau Merzhin ist schlicht wundervoll – und erinnert mich daran, dass ich so gerne einmal ein Ferienhaus über diese Seite hier buchen möchte – The Landmark Trust. Hier kann man alte Denkmäler, historische Gebäude und ähnliches als Ferienwohnungen/-häuser buchen und unterstützt damit die Instandsetzung und -haltung derselben. Zwar nicht Frankreich, aber dennoch toll – und es gibt ganz bestimmt im Umkreis einiger dieser Häuser ebensolche Wiesen, die ähnliche Impressionen bieten wie L’Eau Merzhin sie evoziert.

Der nächste und leider schon (bisher) letzte Duft aus Anatole Lebretons Kollektion ist Bois Lumière:

„Irgendwo unter der brennenden Sonne, in einem Buschland so trocken, dass es beinah in Flammen aufgeht, sonnt sich träge ein Verliebter und wärmt seine Haut unter der Sonne des Mittelmeers. Die Geschichte gebräunter Körper und eine lichtdurchfluteten Landschaft so hell, dass man die Augen zusammenkneifen muss. Bois Lumière verteilt sich über Ihre Haut wie dickflüssiger Honig auf ein wohligen Holzunterlage. Fern vom Meer erhebt sich eine trockene, heiße Brise, ein Wüstenwind aus Immortellen streicht stundenlang über Ihre träumerische Haut.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Wacholder, Muskatellersalbei, Mandarine; Herznote: Tannenbalsam, Honig, Rose, Nelke; Basisnote: Immortelle (Italienische Strohblume), Bienenwachs, Atlas-Zedernholz, Benzoeharz.

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Bois Lumière beginnt … unglaublich: Eine sonnengetränkte Trockenheit, der man den Wüstenwind ohne Zögern abnimmt, durchdringt den Duft, staubig auf eine Art und holzig. Knarzige, alte Bäume sind es, von denen das Holz stammt. Bäume, die in einer Umgebung stehen, in der es viel Licht, aber wenig Regen gibt, eine Trockensavanne vielleicht. Dazu gesellt sich die fruchtige Herbheit von Wacholderbeeren sowie Honig, dunkler, würziger und sämiger Honig von unwiderstehlicher Köstlichkeit. Bienenwachsnoten untermalen dessen feine Gourmandanleihen, die einen herrlichen Kontrast durch ein herb-fruchtig-frisches Röslein erhalten.

Bois, das Holz. Und Lumière, das Licht oder auch der Schein. Ein strahlendes Holz also? Ja, das ist Bois Lumière, und zwar eines, das von Sonnenstrahlen und Wärme kündet. Eines, das köstlichen dunklen Honig atmet und von einer warmen Würzigkeit ist, harzgetränkt. Das ist einmal mehr ein kleines Wunder. Und Immortelle-Zögerer müssen hier auch keine Angst haben – dieses prägnante Blümelein sorgt hier für Trockenheit und aromatische Anklänge, für Würze, aber ist nicht omnipräsent oder extrem dominant.

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Bois Lumière ist farbenprächtig und charaktervoll, wie alle Düfte Lebretons. Der Duft ist komplex und innovativ, eigen und „outstanding“, genauso wie seine Parfumkollegen. Wer Andy Tauers L’Air du Désert liebt und die Geschichten, die Serge Lutens früher einmal erzählt hat – der ist hier ganz bestimmt an der richtigen Adresse!

Zusammenfassend lässt sich nur sagen: Wer die Düfte von Anatole Lebreton nicht lieben wird, der hat kein Herz.

Meine, eine dringende Testempfehlung! Ich bin so gespannt auf Euer Feedback!

Alles Liebe und viele Grüße,

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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