Gestern war ich schon mit den ersten drei Düften von Berdoues unterwegs, mit „Arz El-Rab“ im Libanon, mit „Assam Of India“ auf indischen Teeplantagen und mitten in der Wüste mit „Oud Al Sahraa“. Heute sind noch die Stationen Sizilien, Japan und Brasilien an der Reihe. Man kommt hier ganz schön herum, „leider“ nur virtuell und olfaktorisch. 🙂
Scorza Di Sicilia
Sizilianische Zitrusfrüchte, wo kann das Cologne-Thema besser umgesetzt werden als auf der größten Insel des Mittelmeers? „Scorza Di Sicilia“ (etwa „Schale von Sizilien“) hat eine schwierige Aufgabe zu bewältigen. Zitrische Düfte bzw. zitrische Colognes sind ein viel beackertes Feld, man denke nur an den Erfinder des Colognes, das Haus Farina, oder aber an bestimmte Kreationen von Acqua di Parma, Acqua di Biella, Atelier Cologne und viele mehr. Auch bei „Scorza di Sicilia“ setzt sich die Einfachheit der vorangegangen Kompositionen fort. Zitrische Noten, ein feines, geschmeidiges Zedernholz und Vetiver, der vollkommen handzahm bleibt. Irgendetwas Weiches ist mit von der Partie, was genau kann ich nicht sagen, vielleicht Moschus. Das wars. Einfach, geradeaus, angenehm und unkompliziert. Diesen Duft kann man ohne Probleme den ganzen Sommer tragen. Überdosieren ist fast unmöglich.
Selva do Brasil
„Selva Do Brasil“ – wer als alter Lateiner aufgepasst hat, wird im portguisischen „Selva“ den lateinischen „silva“, den Wald, entdecken, der auch dunkel und neblig mitten im schauerlichen Wort Transsilvanien steckt. Ganz und gar vampirmäßig unbedenklich geht es meines Wissens nach aber im brasilianischen Regenwald zu, den ich selbst noch nicht besuchen durfte. Ich stelle mir aber eine treibhausartige Atmosphäre vor, mit einer Luftfeuchtigkeit, als ginge man durch einen feinen Sprühnebel, unbekannte Geräusche und Gerüche überall. Vor allem grün ist der Duft, da der Tonkabohne und dem Guajakholz Petitgrain vorangeht. Petitgrain, aus den Blättern und Zweigspitzen des Bitterorangenbaums gewonnen, duftet hier bitter, grün, würzig, aber auch floral mit einem Hauch Zitrusfruchtschale. Dazu ein leicht süßer Touch Tonka und in der Ferne eine erdig-holzige Note. Für Freunde grüner Colognes.
Somei Yoshino
„Somei Yoshino“ bezeichnet die Japanische Maien- oder Yoshino-Kirsche (Prunus × yedoensis), Protagonistin der Kirschblütenschau „Hanami“. Der gleichnamige Duft von Berdoues ist meiner Meinung noch am wenigsten Unisexduft, da er mit seinem Kirschblütentraum tendenziell eher der Damenwelt zugeneigt ist und auch am wenigsten cologneartig ausgefallen ist. Angegeben wurden als Duftnoten: Shiso (Perilla), indonesischer Patchouli und indischer Jasmin. Die Blätter von Shisho sollen minzig bis anisartig schmecken, ein leicht frischer Hauch ist zu Beginn in der Tat wahrnehmbar, dominant sind vor allem aber die weißen Blüten, die doch weich und cremig daherkommen. Ich habe zwar gesagt, dass er nicht wirklich unisex ist, aber trotz Blütenpracht immer noch durchaus zivilisiert ausgefallen und somit auch ein Wässerchen fürs Büro oder den heißen Sommertag.
Nach vielen Nasenflugmeilen rund um die Welt nun meine abschließende Einschätzung. Mit den sechs Düften erhaltet Ihr ausgezeichnete cologneinspirierte Kreationen auf hohem Niveau und das zu einem mehr als fairen Preis. Mir haben „Arz El-Rab“ und „Scorza Di Sicilia“ gut gefallen. Der abgedroschene Satz „Hier ist für jeden etwas dabei“ trifft bei Berdoues zu. 🙂
Liebe Grüße
von Harmen
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