Auf Weltreise mit Berdoues

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Nicht mehr ganz soo frisch im Sortiment sind Düfte von Berdoues, die nun als Abfüllungen vor mir stehen. Berdoues ist eine Traditionsmarke, die seit 1902 existiert und die zu einem Parfum- und Kosmetik-Markenverbund mit dem Namen Groupe Berdoues gehört. Zu diesem zählt übrigens auch die dreiteilige Kinderparfum-Kollektion von ELLE, die Uli kürzlich schon vorgestellt hat. Eau de Colognes, das scheint man bei Berdoues zu beherrschen, so finden sich auf der Homepage des Labels einige davon, bis jetzt aber noch nicht die aktuelle Riege. Drei der sechs Kreationen möchte ich Euch heute zeigen: „Arz El-Rab“, „Assam Of India“, „Oud Al Sahraa“, morgen folgen dann noch „Scorza Di Sicilia“, „Selva Do Brasil“ und „Somei Yoshino“.

„Nicht jeder Wein ist ein Grand Cru. Das Gleiche gilt für Parfums.“ – das ist doch mal eine Ansage! Begründet wird die Toplage unter den Duftwassern mit der über hundert Jahre währenden Tradition des Hauses, die natürlich zu einem besonderen, selbst auferlegten Standard verpflichtet. Die Cologne Grand Crus, wie sie tatsächlich genannt werden, zeichnen sich durch folgende, oft beschworene Eigenschaften aus: „Ausgangspunkt für die Kreation ist die Suche nach wertvollen Rohstoffen, die die Natur der Parfümerie schenkt. Diese gilt es in außerordentlicher und charaktervoller Weise miteinander zu verbinden. Unsere Parfümeure sind um die Welt gereist, um die kostbaren Ingredienzen unserer Grands Crus zu entdecken.“

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Aufgestellt sind die Cologne Crus ganz international und genauso auch unisex. Auf dem Bild oben sind die olfaktorischen Stationen der Reise abgebildet. Ich bin gespannt, was die Kreationen zu bieten haben. Mit 79 € für 100 ml Eau de Cologne eine echte Alternative zur in letzter Zeit schwindelerregenden Preispolitik mancher Hersteller.

Arz El-Rab

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arz-el-rab Horsh Arz el-Rab ist Arabisch für „Die Zedern Gottes“ und bezeichnet ein Gebiet im Libanon-Gebirge, in dem noch die letzten wirklich alten Libanon-Zedern stehen. Es ist UNESCO-Weltkulturerbe und wird selbstverständlich geschützt. Im Altertum war das gesamte Gebirge von den beeindruckenden Bäumen bedeckt, dann bauten die Assyrer, Babylonier, Perser, Phönizier, … Schiffe im großen Stil. Übrig geblieben sind nur noch wenige Waldgebiete.

Iris, Ingwer, Virginia-Zedernholz wurden als Duftnoten angegeben – als Ingwer gemeint sind die deutlich vorhandenen zitrischen Noten, verbunden mit einer cremigen Iris. Natürlich ist auch Zedernholz im Einsatz mit seinem pinienartigen Einschlag, wie er für Texas- und Virginia-Zedernholz typisch ist. Warum wurde kein Libanon-Zedernholz für dieses Duft verwendet? Seit über 100 Jahren gibt es angeblich kein Libanon-Zedernholzöl mehr, dies wird hier und da behauptet, wobei die Libanon-Zeder außerhalb des Libanons gar nicht so selten ist, in der Türkei etwa erfreut sie sich bester Gesundheit. Vielleicht weiß jemand von Euch mehr dazu? Zurück zum Duft: ein angenehmer frischer Geselle mit einer weichen Note und dezenten Holznoten. Der Duft ist und bleibt ein leichtes Cologne, orientalische Komplexität oder gar Intensität – wie der Produkttext suggeriert – erreicht er aber nicht.

Assam of India

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Noch ein ganzes Stück weiter nach Osten entführt uns „Assam Of India“. Das gleichnamige Anbaugebiet des Tees befindet sich im Nordosten Indiens. Na, da freue ich mich aber auf einen schönen Schwarzteeduft! Los geht es mit einer sehr natürlich duftenden Zitrone mit grünen Anteilen. Auf den ersten Riecher kann ich keinen Tee erkennen und überlege, ob hier etwa einfach eine Teeplantage dargestellt werden soll mit frischen, grünen Noten und gar nicht der fermentierte Schwarztee. Nach Grüntee riecht er übrigens auch nicht. In der Basis entwickeln sich leicht krautige und holzige Noten, Grün wird zu Dunkelgrün. Die Duftnoten: Zitrone, Sandelholz, Tee. Sicher hat man schon authentischere Teenoten gerochen, aber die Idee ist klasse, ein Tee-Cologne und ohne, dass dabei ein Earl Grey herauskommt.

Oud Al Sahraa

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Wenn ich mir das richtig zusammengereimt habe, bedeutet „Oud Al Sahraa“ so viel wie „Oud der Wüste“. Ein Oudduft pro Kollektion ist ja mittlerweile Standard. Italienische Mandarine, namibische Myrrhe und malaysisches Oud wurden als Ingredienzen angegeben. „Die Wärme des Orients, in eine Flasche gefüllt“ – dies trifft es gut. Warme Myrrhe und Oudnoten werden von saftigen Mandarinen begleitet. Das ist auch schon die ganze Geschichte. Ein klarer, geradliniger Duft ohne orientalischen Pomp in der Klarheit eines Cologne. Vielleicht eine Alternative zu Acqua di ParmasColonia Oud“?

Die erste Hälfte der Kollektion finde ich schon einmal klasse. Mein Eindruck: klare, einfache, aber elegante Düfte von hoher Qualität zu einem mehr als vernünftigen Preis.

Morgen geht es mit unserer kleinen Weltreise weiter, dann besuchen wir Sizilien, Brasilien und Japan.

Liebe Grüße
von Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

3 Kommentare

  1. 1. September 2015
    Antworten

    Hallo lieber Harmen,
    hast du schon den ‚Infusion Assam‘ von Cloon Keen geschnuppert? DAS ist Schwarztee. Als wenn du eine Dose Assamtee öffnest und deine NAe reinhängst. Mit wunderschönen dunklen Hölzern drunter wird er ganz warm und sinnlich 😉
    LG
    Angi

  2. Ulrike Knöll
    7. September 2015
    Antworten

    Harmen hat gerade Urlaub, deshalb antworte ich an seiner Stelle: JA, ich kann Deinen Eindruck nur unterschreiben 🙂 Und werde Harmen nochmals befragen, und ihm die Probe, falls er es nicht schon auf Dein Posting hin getan hat, wärmestens empfehlen 🙂

  3. Harmen Biró
    22. September 2015
    Antworten

    Hallo Angi,
    vielen Dank für den Tipp, den muss ich dann dringend mal testen 🙂
    Liebe Grüße
    Harmen

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