Schon vor einiger Zeit wurde ein neuer Herrenduft von Parfums de Marly angekündigt (siehe auch hier) und dieser wird uns auch bald erreichen. Heute ein kleiner Vorgeschmack auf das neue Werk. Eingefleischte Duftfans ahnen es bereits, es handelt sich thematisch bei dem neuen Duft um keine Kuh, kein Schaf und auch keinen Esel, nein, man nahm sich ein weiteres historisches Prachtpferd zur Brust, um ihm ein duftendes Denkmal zu setzen. Dieses Mal haben wir es mit einem echten Ross-Promi zu tun, einer wirklichen Berühmtheit auf vier Hufen: „Byerley“. Dieses berühmte Pferd ist das älteste der drei Stammväter des englischen Vollbluts. Godolphin Barb und Darley Arabian sind die beiden anderen, die natürlich auch schon ihre Duftebenbilder erhielten. Byerley Turk (~1679–1714) war ein dunkelbrauner Hengst, welcher der Legende nach in einer Gewitternacht geboren wurde, weswegen er Kanonen- und Gewehrfeuer nicht gefürchtet haben soll, optimale Bedingungen für ein Kriegsross. Bei der Schlacht bei Buda im Jahr 1686 soll der Hengst zur Beute gehört haben und wurde nach seinem neuen Besitzer Colonel Robert Byerley benannt. Manche verweisen aber auch diese Herkunftsgeschichte ins Reich der Mythen. Die genauen Umstände überlassen wir den pferdevernarrten Historikern und wenden uns dem Duft zu.
By John Wootton (1686-1765) (from English?en:Image:Byerly_Turk.jpg?) [Public domain], via Wikimedia Commons
Um Byerley Turk angemessen zu repräsentieren, entschied sich Parfümeur Yann Vasnier für folgende Duftnoten:
Kopfnote: Bergamotte, Kardamom
Herznote: Zedernholz, Guajakholz
Basisnote: Vetiver, Balsamische Noten
Von der ersten Sekunde an, weiß man, was die Stunde bei „Byerley“ geschlagen hat. Trocken, wurzelig, krautig und auch etwas rauchig zeigt sich Vetiver aus Java in seiner vollen Pracht und Herrlichkeit, tatkräftig von holzigen Noten wie Zedernholz und erdig-rauchigem Guajakholz unterstützt. Die Eingangsnoten Bergamotte und Kardamom darf man sich als feine Abrundung „nach oben“ vorstellen, wirklich ins Gewicht fallen sie meiner Meinung nach nicht. Balsamische Noten federn diese gewichtigen Akteure ein wenig ab und harmonisieren sie miteinander.
Meines Erachtens ist Yann Vasnier die gar nicht so einfache Aufgabe gelungen, ein echtes Kriegsross samt seinem Status als Urahn und Stammvater darzustellen. Dies geht gewiss nicht mit einem transparenten Düftchen, das ist klar. Und genau das Gegenteil ist auch der Fall. „Byerley“ geht in die Vollen, ein markanter, charakterstarker Duft, der sich – gemäß der Farbe des Vierbeiners – in die dunklen Gefilde und in rassig-kräftige Noten begibt. Dunkelgrün, sogar ein bisschen rauchig-animalisch, aber immer elegant, zeigt „Byerley“ Kraft, Mut und Charakter. Ein Duft für Herren konzipiert, Vetiverliebhaberinnen werden die Finger aber ebenso ausstrecken. 🙂
Liebe Grüße
Harmen
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