… die neue Kollektion, die soeben bei uns im Shop gelandet ist. Italiener sind es, soviel weiß ich – ansonsten musste ich mich aber auch einlesen, ist Onyrico doch für mich (ebenfalls) ein komplett unbeschriebenes Blatt. Das habe ich vor, die nächsten Tage zu ändern – und meine Eindrücke selbstredend mit Euch zu teilen 🙂
„“Denn die Augen sehen die Dinge beim Träumen klarer als wach in der Fantasie.“
Was, wenn das Leben nur ein Traum wäre?
Ein Dichter sagte einmal, dass wir aus dem Stoff gemacht sind, aus dem auch die Träume sind. Diese sind unerreichbar und unsichtbar, aber die Gefühle, die sie in uns erzeugen und den Eindruck, den sie in unserem Unbewussten hinterlassen, sind unglaublich mächtig. Ein Symbol des Unbewussten ist Wasser, die Quelle des Lebens. In ihm werden versteckte Erinnerungen verborgen, geheimnisvolle Bilder warten darauf, entschlüsselt zu werden.Und was sind Parfums, wenn nicht Wasser?
Besondere Wasser, in denen die beschwörenden Kräfte der Essenzen voller Erinnerung auf uns niedergehen können und uns mit Verlangen und Glück überfluten. Parfums, die das Leben interpretieren, wie wir es uns wünschen!“
Parfums sind selbstverständlich der Stoff, aus dem Träume gemacht werden – zumindest für uns Parfumverrückte, oder nicht? 😉 Spaß beiseite – Träume, Emotionen, Parfums, das geht schon gut zusammen. Onyrico berufen sich aber natürlich noch auf mehr:
„Die Onyrico Parfumkollektion entstand aus einer Sehnsucht und aus italienischem Nationalstolz, denn unser Land war die Heimat einiger der brillantesten und kreativsten Geister der Menschheit. Eine Reise beginnt mit Worten, Klängen, Farben und Aromen, die sich zu einem Regenbogen aus Empfindungen fügen, zu einer Brücke zwischen Himmel und Erde: wie die Saiten einer vielfarbigen Harfe. Sie ertönen in Einklang, in der Sprache des Parfums, um das Herz zu erreichen, dem Sitz unserer innersten Gefühle.“
Ja, ja, Ihr habt ja Recht: Auch, wenn wir uns hier in den deutschsprachigen Landen wahrlich nicht verstecken müssen mit unseren Geistesgrößen und Künstlern – unsere südlichen (Fast-)Nachbarn können sich diesbezüglich ebenfalls sehen lassen. Onyrico besinnen sich deshalb auch auf Landsmänner als Parfumeure:
„Da wir an die Genialität und das unbestrittene Talent der Italiener glauben – als eine Art neue, wünschenswerte Renaissance – wählten wir solch herausragende italienische Parfümeure wie Luca Maffei und Maurizio Cerizza aus, um unsere Düfte zu interpretieren.“
Sieben Düfte sind es an der Zahl, drei davon nehmen wir uns heute vor, und zwar Empireo, Enygma und Michelangelo.
Empireo ist unser erster Vertreter und Dante und seinen Werken gewidmet:
„Die Liebe, die zu mir im Herzen spricht / Begann er jetzt, und ach, die süße Weise / Verklingt noch jetzt in meinem Innern nicht.
Empireo ist ein heller, frischer und sauberer Duft, wie die Luft, die Dante beim Schreiben der Göttlichen Komödie atmete. Zusammen mit Beatrice, seiner Muse, dachte er über das Empyreum nach, den strahlenden und auf ewig unbeweglichen Himmel über den neun sich ständig bewegenden Himmeln. Beatrice, mit ihrem roten Kleid, weißen Schleier und grünen Umhang steht für die Tugenden von Glaube, Hoffnung und Liebe, jene Samen, die im fruchtbaren Boden der Seele sprießen.
Ein Duft mit einer romantischen, reinen und durchscheinenden Seele und einem außerordentlich verführerischem Charme.“
Glaube, Liebe, Hoffnung – diese Latte hängt hoch, meine Lieben! Die Duftnoten, die das auszudrücken versprechen, sind folgende: Kopfnote: Lavendel, Weihrauch; Herznote: Heliotrop, Rose, Jasmin; Basisnote: Vanille, Ambra, Moos, Benzoeharz, Sandelholz, Zedernholz.
„Dante and beatrice“ von Henry Holiday – Unbekannt. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.
Oh ja – das sind ganz große Gefühle! Und ehrwürdige Assoziationen, die mir da in den Kopf schießen – ganz klar, die Lavendel-Vanille-Kombination erinnert mich an einen der ganz großen Klassiker im Dufthimmel, an Guerlains Jicky. Lavendel, krautig, würzig und dunkelviolett, der auf Vanillecreme trifft, sahnig-milchig, zart und von einer feinen pudrig-würzigen Süße, von Heliotrop sanft bestärkt. Das Röslein im Herzen unterstreicht die Pudrigkeit, während Jasmin formvollendet die cremige Seite untermalt – und umhüllt sieht sich das Ganze von sachtem Weihrauchnebel. Dazu kommt viel Weichheit aus der Basis, Grün-Holziges sowie verhaltene Harzwärme, von Sandelholz in ihrem Volumen potentiert.
„Odilon Redon – Dante et Béatrice“ von Odilon Redon – info on Google Books – image – pic. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.
Empireo ist toll – ein distinguierter, gleichermaßen klassischer als auch zeitgemäßer Immergeher voller Eleganz und, ja, auch Leichtigkeit. Einer mit einer sehr guten Sillage, den ich mir sowohl an Frauen als auch an Männern bestens vorstellen kann.
Enygma, unser zweiter Kandidat, ist Leonardo da Vinci gewidmet und hat, ganz klar, auch dessen Mona Lisa mit im Blick:
„Der siebte Duft der Kollektion kann nur Leonardo da Vinci zugeeignet sein, dem „Mann ohne klassische Schulbildung“, wie er es selbst ausdrückte und doch wurde er eines der größten Genies, die die Welt jemals sah.
Leonardo war ein unvergleichliches Genie, zum Teil auch wegen seiner sorgfältigen Beobachtung der Natur, der Lehrmeisterin seiner Kindheit. Ausgestreckt im Gras studierte er den Vogelflug, die Form eines Blattes und dessen Adern, die Kreise des Wassers, wenn er einen Steinchen hineinwarf, sein Wissensdurst war nicht zu stillen und seine Fähigkeit, die Dynamik der Wirklichkeit zu entdecken, nicht zu bremsen.
Enygma ist von dem Wunsch beseelt, diesen geheimnisvollen und doch zurückhaltenden Charakter zu ehren, der ein großzügiges und leidenschaftliches Herz besaß.Enygma ist ein mysteriöser Duft, aufregend, ungewöhnlich und unkonventionell. Die Duftpyramide geht von der Basis aus, steigt nach oben und öffnet den Blick für den Geist, entschlüsselt geheime Codes und vermittelt das Gefühl, verzaubert zu sein.“
„Mona Lisa, by Leonardo da Vinci, from C2RMF retouched“ by
C2RMF: Galerie de tableaux en très haute définition: image page – Cropped and relevelled from File:Mona Lisa, by Leonardo da Vinci, from C2RMF.jpg. Originally C2RMF: Galerie de tableaux en très haute définition: image page. Licensed under Public Domain via Wikimedia Commons.
Safran ist es, der mir als allererstes in das Näschen „sticht“, diese herrliche einzig- und eigenartige Gewürz. Allerdings bleibt er hier nicht lange trocken und verhalten holzig, sondern wird rund und wunderschön durch eine samtige Rose, die man ihm an die Seite gestellt hat. Ein Hauch Gardenie, cremig und nicht pilzig, wie sie sich gerne einmal zeigt, würzige Sandelwärme und herrlich pikantes Guajakholz, akzentuiert durch eine klitzekleine Prise pfeffriger Muskatnuss. Ein paar Tabakblätter und, so wie ich meine, auch Blüten, in der Basis von rauchigem und verhalten salzigem Vetiver und warmer Ambra abgerundet.
„The Lady with an Ermine“ by Leonardo da Vinci – Frank Zöllner (2000). Leonardo da Vinci, 1452-1519. Taschen. ISBN 38-22859-79-6. Licensed under Public Domain via Wikimedia Commons.
Enygma ist herrlich: Vollkommen und besonders, innovativ und gleichzeitig auch traditionell sowie modern. Ein opulentes, aber dennoch auf sonderbare Weise minimalistisches Vergnügen auf der Haut – einen Tick mehr maskulin als feminin, aber dennoch von beiden Geschlechtern zu tragen. Der geht bei mir sofort in den Dauertest, es könnte gut sein, dass ein Fläschchen davon in meine Sammlung muss …
Unser dritter und letzter Duft für heute ist – Michelangelo:
„Michelangelo Buonarroti wurde fast 90, ein außergewöhnlich hohes Alter für diese Zeit. In seinem langen Leben schuf er Werke von großer Genialität und Schönheit, wie „Das jüngste Gericht“ in der Sixtinischen Kapelle sowie den David: Kunstwerke, die in aller Welt berühmt sind.
Ein besonderes Charakteristikum von Michelangelo inspirierte Onyrico, um ihm einen Duft zu widmen. Wie ein Seher stellte er sich Dinge vor und sah sie voraus, bevor er sie als Bildhauer verwirklichte, seine Werke waren im leblosen Stein verborgen. Er konnte sehen, wie sich der Stein in einen bebenden Muskel verwandelte, in eine Sehne, die überwältigende Emotionen auslösen würde – bis an die Grenzen zu gehen, das sollte die Menschen aufrütteln und den Wunsch wecken nachzudenken, auch über das, wovor wir uns am meisten scheuen.“
„‚David‘ by Michelangelo JBU16“ von Jörg Bittner Unna – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY 3.0 über Wikimedia Commons.
Michelangelo ist … ein Feigling, eine Feige, und was für eine hübsche! Ein Blick in die Zutaten verrät schon einiges: Kopfnote: Feige, Grapefruit, Schwarze Johannisbeere; Herznote: Weihrauch, Hyazinthe, Galbanum; Basisnote: Nagarmotha, Zedernholz, Patchouli, Vetiver, Labdanum (Zistrose).
Für wärmere, wenn auch nicht unbedingt überhitzte Tage ist er allerbestens geeignet: Eine satt-fruchtige Feige, süß und gleichermaßen auf eine schöne Art und Weise fast schon ein wenig trocken, in jedem Falle aber samtig – in trauter fruchtiger Dreisamkeit mit herb-säuerlichem Cassis und Grapefruit. Da haben wir schon drei meiner Lieblingsfrüchtchen versammelt – und es wird noch besser: Wässrig-metallische Blüten, ein Hauch Blattgrün mit minzigen Anleihen, kühlende Hölzer, sacht-salziger Vetiverrauch und mysteriöse Tiefe durch Nagarmotha, dieses Lieblingskraut von mir, sowie Patchouli.
Marc Kjerland „Fig“ via Flickr – CC BY-SA 2.0
Facettenreich und besonders hat man hier sowohl die allseits bewährte Feige als auch die neuen Trendfrüchtchen Grapefruit und Johannisbeere zu einem herrlichen Duftgemälde verwoben, das weit mehr ist als ein „Wässerchen“ und mit Charakter und Innovativität zu bestechen vermag.
Ein gelungener Einstieg, würde ich sagen – Ihr auch?
Am Freitag geht es weiter mit den restlichen Kandidaten – bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Ulrike.
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