Mindestens eine wunderbare Neuigkeit pro Jahr erreicht uns von Aedes de Venustas. „Palissandre d’Or“ heißt die neueste Errungenschaft aus Greenwich Village. Die beiden Eigentümer Karl Bradl und Robert Gerstner brachten 2012 den sensationellen Signature-Duft von Betrand Duchaufour heraus und befeuerten damit den Rhabarber-Trend (hier der Bericht von Ulrike). Im Jahr darauf folgte „Iris Nazarena“, von uns noch nicht, aber von Evelyn besprochen wurde. 2014 wurde zum olfaktorischen Doppelschlag ausgeholt, so lancierten die beiden Herren „Copal Azur“, hier von mir beschrieben, sowie „Œillet Bengale“ (Bericht bei Beauty Mekka). Nun sind wir also bei der fünften Kreation angelangt – der Name lässt berechtigterweise einen Palisanderduft erwarten.
Es gibt nur wenige Düfte, die überhaupt die Duftnote Palisander beinhalten, der bekannteste dürfte „Palisander“ aus der Series 2 von Comme des Garçons sein, der momentan nicht erhältlich ist. Laut eigener Aussage war es aber nicht Ziel der Kreation, den Duft von Palisanderholz authentisch nachzubilden. „Die fünfte Duftkreation von Aedes de Venustas wirft ein ganz neues Licht auf den uralten Wohlgeruch kostbarer orientalischer Hölzer – mit einer temperamentvollen Palette von verbrannter Sienaerde, hochglänzendem Rot und geschmolzenem Gold.“
Dalbergia sissoo bzw. indisches Palisander gab den Anstoß für die fünfte Duftkomposition von Aedes de Venustas; es ist historisch gesehen die bedeutendste Palisanderart in Nordindien. Dabei war es weniger eine spezifische Note des Holzes, vielmehr der Klangs des Wortes „Palisander“ an sich, welcher ausschlaggebend war für die Inspiration. Er erinnert an den Duft feinster orientalischer Schnitzereien und stiller Baumhaine in Asien.
So überrascht es mich auch nicht, dass man das Holzthema durchaus vielseitig umgesetzt wurde. Bereits zu Beginn wird klar, dass auch Gewürze ein nicht unwichtige Rolle spielen. Süßliche Ambrettesamen leiten Noten von Rosa Pfeffer, Koriander, Zimt und Muskat ein. Das zweite Hauptcharakteristikum von „Palissandre d’Or“ sind meines Erachtens die balsamischen Noten: hier zeigen sich Copahu-Balsam und auch etwas Patchouli, aber auch der dritte Hauptbestandteil, die Hölzer, zeigen sich nicht von ihrer trocken-knarzigen Seiten, sondern weich, poliert, glänzend und geschmeidig. In diesem „Aggregatzustand“ greifen sie eng in die balsamischen Noten und verbinden sich zu einer untrennbaren Einheit.
Die Duftnoten
Kopfnote: Ambrette, Rosa Pfeffer, Koriander, Zimt, Muskatnuss
Herznote: Palisanderholz, Copahu-Balsam, Patchouli
Basisnote: Virginia-Zedernholz, Zedernholz, Hölzer, Ambroxan
Aedes de Venustas haben auch mit „Palissandre d’Or“ einen eleganten wie vornehmen Duft erschaffen, der sehr gut tragbar ist. Die weichen, geschmeidigen Hölzer lassen an dunkle Holzarmaturen in einem edlen Gefährt denken, an dunkle, polierte Kästchen, verziert mit aufwendigen Intarsien, in denen sich Schmuck oder persönliche Briefe befinden. In seinen Jahresringen scheint Holz die Zeit festzuhalten. So geheimnisvoll und gleichzeitig warm zeigt sich dieser Duft, der meines Erachtens in die Kategorie Unisex fällt. Freunde balsamischer, holziger Düfte müssen einfach testen! 🙂
Liebe Grüße
Harmen
Schreibe den ersten Kommentar