Sommerleder von David Jourquin …

… hatte ich Euch schon in meinen Berichten von der Esxence versprochen – heute will ich das Versprechen einlösen: Vorhang auf für Cuir Solaire und Cuir Caraïbes!

Monsieur David Jourquin hat zweifelsohne eine Leidenschaft für Leder – alle seine bisherigen Düfte widmen sich diesem Duftthema. Von mir aus kann er gerne so weitermachen – 1. liebe ich Lederdüfte, gut gemachte, und 2. kann er es wirklich richtig gut, insofern Daumen nach oben!

davidjourquin

Beginnen wir mit Cuir Solaire:

„A flamboyant pairing of hot and sensual moods, Andalusia shimmers in a blaze of passion. Sun-kissed Leather is a multifaceted woman – sneaky, untamable – whose beauty is totally unique.

She is scrumptiously sweet when her rolling hills are sheathed in orange trees brimming with juicy fruit and precious blooms. She is a graceful, dazzling Flamenco dancer. She is a noble equestrian thirsting for freedom astride her jet black stallion. She bravely defies the power of a bull with her cunning wit. A radiant smile and ember eyes. She is the sun and the shadows.

The wind in her hair, she is fire and land and sea. She embodies the elegance of Cordoba, the richness of Grenada, the charm of Cadix, the soul of Seville and the nonchalance of Marbella. In the heat of an Andalousian summer, she waves her fan, enhancing the diverse dimensions of each bouquet. The warmth of sunbaked leather, the charm of an iris garden sprayed with a mist of bergamot, sweet lime and citron.“

Die Ingredienzen: Kopfnote: Jasmin, Gewürznelke, Orangenblüte, Aquatische Noten; Herznote: Orange, Petitgrain, Bergamotte; Basisnote: Leder, Ambra, Heliotrop, Vanille, Patchouli.

cuirsolaire

Spanien erfüllt mich, ich muss es zugeben, zuallererst nicht mit den besten Assoziationen: Ich denke primär an deren „hübsche Traditionen“ hinsichtlich der Tiere – an Stierkampf und -treiben, Wachtelschießen, an die Ziege, die man vor einigen Jahren noch beim Dorffest einmal jährlich vom Kirchturm geworfen hat. Und an den Umgang mit Straßentieren sowie ehemaligen Haustieren, seien es nun Wind-/Jagdhunde oder auch Katzen. Ein paar Exemplare letzterer habe ich hier sitzen, einige davon mit haarsträubenden Vorgeschichten. Andalusien tut sich da im übrigen besonders unrühmlich und negativ hervor, dort gibt es die höchsten Zahlen ausgesetzter und misshandelter Tiere sowie die meisten Tötungen – das nur nebenbei.

Aber gut – schwelgen wir in der Vorstellung einer stolzen Spanierin, die Flamenco tanzt, dabei mit Kastagnetten klappert und ihren schwarzen Hengst mit Respekt behandelt …

Flamenco Dancer

Diese Se­ño­ri­ta verkörpert alle Regionen Spaniens auf einmal – und so finde ich hier auch einen Duft vor, den ich nicht unbedingt primär als Lederduft, monothematischen, bezeichnen würde: Im Auftakt umgarnt er meine Nase mit der frischen Saftigkeit von Orangen und Mandarinen, um sogleich deren Blüten nachzureichen. Es wird honigsüß und floral, eine dominante Orangenblüte übernimmt die Hauptrolle. Stolz und sinnlich, feminin, von angenehm-unindolischem Jasmin cremig untermalt. Ein paar rauchig-würzige Akzente von Gewürznelke – und bald schon erreicht der Duft auf meinem Arm sein Herz, seine Basis: Unsere Blüten bleiben erhalten, rücken aber ein wenig in den Hintergrund und lassen Platz, und zwar für wunderbar pudrig-skinnige Anklänge, die mich an kostbaren Körperpuder erinnern, sowie Leder, samtiges, zartes … das es aber faustdick hinter den Ohren hat – genauso wie die Frau, die diesen Duft trägt. Weiblich, selbstredend – aber sicherlich keines schwachen Geschlechts entstammend. Cuir Solaire ist kinky und keck, verführerisch, sonnig, sinnlich und erotisch – lässt aber durchaus auch hervorscheinen, dass diese Frau ihren Mann steht und gaaanz genau weiß, was und wen sie will …

Flamenco Dancer

Beide Bilder von Natalia Ba „Flamenco Dancer“ via Flickr – CC BY-ND 2.0

Cuir Caraïbes, unser Mann, ist jetzt am Zuge:

„Inspired by the family gatherings of his childhood on the beaches of Guadeloupe, David Jourquin decided to revive the luscious and cheerful feelings he had when he would dance around the bonfire tickled by the scent of juicy lemons, burning wood and the night foam of the waves lapping at the shore.

The first olfactory visit on this summer vacation is called Cuir Caraïbes. The journey begins on the perfumer’s homeland, amidst the farmer’s market stands where he discovered as a young boy the magic of spices with his father. The adventure continues on the beaches of Cuba, Guadeloupe, Saint-Barth’s and Marie Galante, when sun bursts into flame as it dips gloriously beyond the horizon, the moment when the crystal blue sea grows dark, revealing its turbulent immensity.

A bright-colored fisherman’s boat slides onto the white sand as if in a dream, entertaining the macaw perched nearby. The reflection of an amber-eyed woman slicing limes dances in a glass of spicy rum. The sweet, icy Mojito instantly freezes the air rendering the moment eternal. Subtle notes of tonka beans, bananas and star fruit take flight. A storm rolls in like a flash of lightning drenching the beach party in a swirl of wild sensations.“

cuircaraibes

Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Zitrische Noten, Ingwer, Pfeffer; Herznote: Mango, Weiße Blüten, Vetiver; Basisnote: Leder, Ambra, Patchouli, Guajakholz.

Uiuiuihh! Riechen alle Männer so auf Guadeloupe? Dann nichts wie hin! Und nein, liebe Männer da draußen – diesen Duft überlassen wir Euch nicht, zumindest nicht kampflos!

Cuir Caraïbes ist ganz wunderbar: Im Auftakt Zitrusfrische, die auf meiner Haut perlt und prickelt, gefolgt von der von mir so sehr geliebten Ingwerherbheit. Alles zusammen ein wahres Vergnügen, von Pfeffer charakteristisch kontrastiert – diese Kombination funktioniert eben immer. Dabei belässt es unser karibisches Leder aber nicht, Gott sei Dank folgt hier noch so viel Schönes! Mango, eine zarte, frisch angeschnittene, gesellt sich zu der Hesperidenrunde, die in der Tat mit der Zeit immer mehr nach einem feinen Cocktail duftet, den ich mir sofort zu Gemüte führen würde … und zwar in Gesellschaft von dem schönen Freigeist, dem kernigen, der sich da zeigt: Samtiges, aber dennoch charakterstarkes Wildleder mit einem Quentchen Rauch und ordentlich balsamischer Quajakholzwärme. Ein phantastischer Kerl, denke ich – und nippe weiterhin an meinem Cocktail, vor dem der Teller mit Mango und ein paar reifen Bananen steht, draußen im Sonnenuntergang …

Surfer

Marc Aberdeen „Surfer“ via Flickr – CC BY-ND 2.0

Shinning in the Falling Sun

Selden Vestrit „Shinning in the Falling Sun“ via Flickr – CC BY-SA 2.0

mojito fresquito

dani begood „mojito fresquito“ via Flickr – CC-BY SA 2.0

Ein Volltreffer, Monsieur Jourquin! Und ein Lederchen von der Sorte, wie ich mir noch viele mehr wünsche – ein fruchtig-tropisches, und somit eine Seltenheit!

Ins Wochenende, das heute Abend zumindest bei mir tatsächlich mit Cocktails eingeleitet wird, verabschiedet sich mit den allerbesten Wünschen und Grüßen –

Eure Ulrike.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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