Vom Mississippi über Odessa nach Sizilien …

… entführen uns D.S. & Durga heute, und zwar mit Mississippi Medicine, Coriander und Italian Citrus. Urlaub habe ich dringend mal wieder nötig – wenn es schon so nicht klappt, dann wenigstens olfaktorisch. Lasst uns also loslegen – ab nach Amerika!

mississippi_medicine

„Basiert auf den Inhaltsstoffen der frühen Mississippi-Medizin-Rituale des 13. Jahrhunderts. Birkenteer, Veilchen und Weiß-Fichte verankert in Weihrauch und Zypressenwurzeln. Mississippi Medicine ist eine männlicher und rauchiger Duft, der mit Riesen-Thuja eröffnet, mit Aldehyden und aromatischem Weihrauch. Zypresse, Schwarzkiefer und anregende Chinarinde, die für ihre fiebersenkenden Eigenschaften bekannt ist, sind der Schlüssel zu D.S. & Durgas beeindruckendem Duftritual, das mit frischem Wacholder, rauchig-harziger Birke und den reinigenden Noten von Weihrauch endet.“

Hört sich nach einem echten Naturburschen an, oder nicht? Die Ingredienzen: Kopfnote: Zedernholz, Aldehyde, Weihrauch; Herznote; Zypresse, Pinie (Kiefer), Kaskarilla; Basisnote: Weihrauch, Wacholder, Birkenteer.

Mississippi Medicine wird seinem Namen, oder vielmehr der Assoziation, die ich mit seinem Namen verknüpfe, mehr als gerecht: Gestrenge Zeder, stark holzig und mit Harzen lockend, macht den Auftakt – um alsbald ihre ganzen Baumfreunde mit sich … was in mir eine Erinnerung weckt, die nicht ganz hierher passt, aber die ich Euch trotzdem nicht vorenthalten mag – Bob Ross.

Kennt Ihr ihn? Ich habe den malenden Amerikaner, der immer auf irgendeinem dritten Programm läuft, irgendwann mal in meiner Jugend entdeckt, nachts, nach dem Weggehen. Und liebe ihn bis heute. Ich kann nicht zeichnen, egal womit – ein Strichmännchen, ok. Danach hört es aber schon wieder auf. Bob Ross ist ein Held: Mit Pinseln so dick wie Hände klatscht er scheinbar wahllos Farbe an Leinwände – und innerhalb von 20 Minuten entsteht daraus ein Bild. Oftmals ein wenig kitschig anmutend, aber immer ziemlich genial gemalt – vor allem, wenn man seine Methodik beachtet. Auch heute noch bleibe ich immer bei ihm hängen, wenn ich zufällig beim Zappen auf ihn stoße – auch, weil ich seine Art so gerne mag: Ein Optimist und Menschenfreund, nicht aufgesetzt. Einer, für den jeder malen kann, wenn er es einfach versucht. Friedliche Naturbilder – und manchmal, selten, verliert sich auch irgendwo die Silhouette einer Person darin. Meist aber ist lediglich Flora auf seinen Bildern zu finden – gerne Bäume, von ihm immer „Happy Tree“ und „Happy Tree Friends“ genannt.

Gibt es hier noch mehr Bob Ross-Fans unter uns?

Mississippi Medicine ist voller „Happy Tree Friends“, hätte Ross wohl gesagt. Bäume satt, wohin das Auge blickt. Große, üppige Bäume, Nadelbäume mit dicker Borke und verharzten Spuren von Verletzungen. Wettergegerbt und knarzig, alt und majestätisch. Von aschgrau-brauner Borkenfarbe und mit dunkelgrünem Blattwerk, vielmehr Nadeln prächtig ausstaffiert. Das schindet Eindruck. Und wird in dem Duft auf herrliche Art und Weise unterstrichen: Einerseits mit Weihrauch, der sich wie ein leichter Nebel in diesen mächtigen Wald legt, die Stämme umhüllt, kühlt und beruhigt – von Wacholderherbheit, fruchtiger, geschwängert. Und andererseits durch Birkenteer, der mich hier in der Tat an die Beschaffenheit der Salben und Tinkturen erinnert, die man vermutlich damals aus den ganzen Zutaten hergestellt hat: Bräunlich-dunkel und dickflüssig, rauchig und voller Wirkstoffe direkt aus der Natur.

Wie nicht anders zu erwarten war – mir gefällt Mississippi Medicine ausgesprochen gut: Ich liebe Holzdüfte, ich mag diese wohl typische Art von D.S. & Durga, die raue Natur zu interpretieren. Und ich empfinde den Duft als überaus beschützend und kontemplativ – so, wie ich Bäume auch sehe. Eine weitere, sehr gelungene Interpretation eines Holzduftes – von denen es in dieser Qualität ruhig mehr geben könnte!

Weiter geht es nach Odessa, in dessen Nähe mein Vater geboren wurde – und zwar mit Coriander:

coriander

„Glänzende Blätter, Kubeben-Pfeffer, Grüner Pfeffer und gebrochene ukrainische Koriandersamen. Kühle Gewürze und eine warme Meeresbrise. D.S. & Durga präsentieren uns einen frischen, grünen und leichten Duft mit russischem Koriander, Muskatellersalbei und Muskatblüte. Ein Duftpanorama der sonnengeküssten Hügel über dem Schwarzmeerhafen von Odessa.“

Die Zutaten: Kopfnote: Koriander, Kubeben-Pfeffer, Wacholder; Herznote: Geranium, Gewürznelke, Muskatellersalbei; Basisnote: Moschus, Magnolie, Mazis (Muskatblüte).

Odessa liegt an der Schwarzmeerküste und ist die größte und wichtigste Hafenstadt der Ukraine. Wir haben es hier ergo einerseits mit einem Meerduft zu tun, was uns die Beschreibung ja bereits verspricht – aufgrund der Lage und, ehrlicherweise auch dem bisherigen Stil, der Handschrift von D.S. & Durga, dürfte jedem klar sein, dass uns hier kein Langnese-Strand erwartet mit braungebrannten und/oder rotgegrillten All-Inclusive-Urlaubern. Gott sei Dank! Coriander ist weniger maritimer Meerduft als vielmehr Landschaftsimpression, die eine Ahnung der nahen See verheißt.

Im Auftakt zeigt sich der Duft grün mit einer leisen Anmutung, die mich an einen Kindheitsduft erinnert – den Geruch einer auf Fett basierenden Wund- und Heilsalbe. Gehaltvoll ist hier auch etwas im Hintergrund, etwas, das sich kräutergeladen und grün-schillernd zeigt, von Pfeffer sachte akzentuiert. Unsere Gewürznelke hier untermalt mit einer subtilen Süße, würzig und an getrocknete Hölzer gemahnend. Zarte Blüten hauchen fein-florale Leichtigkeit ein – und ja, das ist eben auch diese Ahnung von Meer, von Wasser, von Wellen …

Coriander ist auf wunderbare Art und Weise unentschlossen oder, besser – unbestimmt. Grün und luftig, leicht und bläulich, kräuterig und floral, ätherisch und wässrig, holzig und pfeffrig – jede Menge schönster Natur wird angedeutet … und der Rest wird der eigenen Fantasie und vor allem auch der Hautchemie überlassen. Meine Testopfer, die ich mir noch gesucht habe, lassen auf ihren Häutchen so einiges entdecken, was bei mir anders zum Vorschein kommt: Ich habe ein luftiges Hölzchen mit Grün auf meinem Handgelenk, sachte gepfeffert und mit einem Hauch Blume. Auf einer anderen Haut kommt das Grün mehr zum Tragen und ich meine, dass dieser Herr bedeutend näher am Meer spaziert als ich. Kandidat Nummer Drei zeigt mir mehr Blüten, diese Hügel in der Nähe von Odessa scheinen deutlich bewachsener zu sein als meine.

Alles in allem ist Coriander ein schöner Immergeher – und zeigt nochmals deutlich, was mir an D.S. & Durga so gut gefällt: unaufgeregte Düfte, authentisch und mit qualitativ hochwertigen Zutaten. Bis zu einem gewissen Grad Rohdiamanten – kein Chichi, keine Schnörkel und erst recht kein Bling-Bling. Sondern modern und puristisch, handfest und handwerklich exzellent gemacht. Und mit Sicherheit dem Zeitgeist entsprechend, der für mich unter anderem gerade wieder in Richtung LOHAS geht und modetechnisch, zumindest bei den Männern, den Lumbersexual zelebriert.

Unser letzter Kandidat ist Italian Citrus:

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„Ein umhüllendes Cologne aus italienischen Zitrusschalen – Chinotto, Blutorange, kalt gepresste Zitrone und grüne Mandarine mit Ambrettesamen und sauberem Moschus. D.S. & Durga bringen uns einen frischen, männlichen Duft von den Hügeln Kalabriens, wo die warme Meeresluft vom Duft der Orangen erfüllt ist. Der Duft führt uns entlang der Costa Viola, vorbei an den kleinen malerischen Buchten, bis wir den Hügel Pentimele über Reggio erreichen mit seinem atemberaubenden Ausblick auf den Ätna.“

Ich gestehe, ich habe ein wenig gezögert … Ein Cologne. Ok – Colognes braucht man schon, irgendwie. Aber es gibt einfach schon soo viele davon. Und es hat schon jeder irgendwo eines davon herumstehen – oder gar mehrere. Von Hesperidendüften im Allgemeinen möchte ich gar nicht sprechen.

Und doch – ich mag Italian Citrus ausgesprochen gerne. Die Kombination ist, bei näherer Betrachtung, auch eine wirklich gute: der Stil von D.S. & Durga und die traditionelle Rezeptur eines Colognes inklusive dessen eher minimalistischem Aufbau. Vertreten sind hier folgende Noten: Kopfnote: Zitrone, Bitterorange, Blutorange; Herznote: Mandarine, Veilchenblätter, Weihrauch; Basisnote: Copahu-Balsam, Moschus, Ambrettesamen, Eichenmoos.

Authentische Zitrusfrüchte durchziehen den Duft – bitter, saftig, herb, prickelnd, frisch und süß. Und lassen mich wegen ihrer Sattheit permanent am Handgelenk kleben mit meinem Näschen. Ein Quäntchen Erde dank des Veilchens, ein dunkelgrün-schillerndes Moospölsterchen und rauchig-kühle und gleichzeitig auch warme Harze. Viel mehr braucht es nicht, um ein herausragend schönes Cologne zu kreieren.

Italian Citrus ist der Prototyp eines klassischen Colognes – zeitgemäß interpretiert. Ein Satz, der Aussagekraft hat und haben soll: Davon gibt es nicht viele – leider. Und die Gattung als solche ist meiner Meinung nach eine unverzichtbare – sowohl insgesamt auf dem Parfummarkt als auch für jede Sammlung.

… und, meine Lieben? Wie sieht es aus – habt Ihr schon Berührungspunkte mit D.S. & Durga gehabt? Gefällt Euch das Konzept, interessieren Euch die Düfte? Hattet Ihr schon Gelegenheit zu testen?

Mit gespannten Grüßen

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

5 Kommentare

  1. Dorothea
    11. Juni 2015
    Antworten

    Bob Ross ist Kult! Erfahren habe ich von ihm durch meinen Schwiegervater, der nach seinen Tutorials malt. Ich finde die kleinen Filmchen, wie du schon geschrieben hast, unheimlich entspannend und optimistisch, irgendwie typisch amerikanisch, heute mal im positiven Sinne gemeint 🙂
    Die Düfte von D.S. & Durga sprechen mich nicht so besonders an, schade, dass es die Iris nicht mehr gibt…

  2. Harmen Biró
    11. Juni 2015
    Antworten

    Bob Ross ist einfach Kult! 🙂

  3. Dorothea
    11. Juni 2015
    Antworten

    Hab‘ übrigens doch noch etwas gefunden von D.S. & Durga, was mich interessieren würde, und zwar Foxglove aus der Hylnds Collection. Wird es die auch im Shop geben?

  4. Harmen Biró
    11. Juni 2015
    Antworten

    Hallo Dorothea,
    bei D.S. & Durga wissen wir noch gar nicht, was wir wann bekommen. Tut mir leid.
    Aber wir berichten, wenn sich etwas tut. 🙂
    Liebe Grüße
    Harmen

  5. Ulrike Knöll
    12. Juni 2015
    Antworten

    Huhuu liebe Dorothea,

    ja, ich mag diese, im Falle von Bob Ross: NICHT aufgesetzte Heiterkeit auch sehr gerne. Ich finde ihn so positiv und beruhigend 🙂 Und es ist jedes Mal das Gleiche: Er fängt an zu malen … mmmh, was wird das? Nichts? … oh, doch, das wird toll … Und dann: Oh nein, er hat es kaputt gemacht, was soll dieser riesige schwarze Fleck! 5 Minuten später: WOW! 😉

    Hach ja, ich schaue ihn immer wieder gerne 🙂

    Liebe Grüße,

    Uli.

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