… sind die Namen der Düfte, die wir uns heute zusammen unter die Nase klemmen. Allesamt stammen sie aus der Linie Le Cercle des Parfumeurs Créateurs, die ihren Auftakt bereits letzte Woche hier im Blog hatte.
La Dame Blanche – bei einer weißen Dame hätte ich an viel gedacht, aber nicht zualllererst an eine Tuberose, und Ihr?
„Die Tuberose ist bekannt für ihren intensiven und opulenten Duft. Ich wollte ihr eine leichtere, fast himmlische Aura verleihen und habe deshalb der Kreation die Essenz der Mai-Rose hinzugegeben. Außerdem fügte ich einen leichten Hauch von Kakao hinzu, um der Komposition eine in meinen Augen sowohl geheimnisvolle als auch süchtig machende Facette zu geben.“ Julie Massé
Die Ingredienzen hören sich in der Tat außergewöhnlich an für eine monothematische Tuberose: Kopfnote: Zitrone, Schwarze Johannisbeere; Herznote: Mai-Rose, Tuberose; Basisnote: Kakao.
Unsere Dame Blanche eröffnet unbeschwert und leicht mit einer sauberen Zitrone, einer gleichmäßig leuchtenden, nicht typisch prickelnd-zitrisch-herben. Die Johannisbeere spielt natürlich mit hinein – auch sie verhält sich zivilisiert, zeigt aber dennoch ihren schönen Charakter: Ein bisschen an Brausebonbons erinnert sie mich, die Herbe, und verbindet sich sehr schön mit der hellen Mai-Rose, die ein überaus fruchtiges Naturell besitzt. Zarter Kakaonebel umhüllt sacht pudernd, wärmt zart und addiert eine feine Süße. Und wo ist die Tuberose? Wenn ich mich sehr anstrenge, kann ich Anklänge von Weißblühern herauslesen, kann sie auf meiner Haut entdecken, irgendwo im Hintergrund. Tuberosen kann ich allerdings nicht unbedingt zweifelsfrei identifizieren. Und wäre, glaube ich, auch nicht unbedingt darauf gekommen, dass der Duft welche beheimatet.
Lies thru Lens „Rosie“ via Flickr – CC BY 2.0
Nichtsdestotrotz ist unsere weiße Dame eine hübsche Begleiterin für wärmere Temperaturen – zart fruchtig-floral und feminin sowie zu allen Anlässen tragbar.
Vague de Folie Verte ist unser zweiter Kandidat für heute:
„Mein Duftkonzept bestand in einer grünen, nicht künstlich wirkenden Komposition, deren Frische lange auf der Haut bleibt. Vague de Folie Verte ist ein Parfum mit holzigen und würzigen Noten, gemischt mit schwarzer Feige. Ein Tropfen besten Absinths verleiht der Kreation Sinnlichkeit … wie ein verbotenes Elixier!“ Antoine Lie
Clemens v. Vogelsang „Figs“ via Flickr – CC BY 2.0
Ein Feigling, ein neuer Feigling – und was für einer! Wieso ist bisher niemand auf die Idee gekommen, Feige mit Minze zu kombinieren? Ich habe keine Ahnung, denn dieses Duo harmoniert sowas von perfekt! Frisch-süße Pfefferminze im Kopf, flankiert von dem typischen Duft von Sternanis. Aromatisch und süß sowie von dem ihm eigenen Charakter ist Sternanis viel dezenter als das, was wir als „normalen“ Anis kennen (und oftmals, wie ich dieser Tage schon erwähnte, mit Ouzo assoziieren – ich zumindest ;)). Wermut weckt Waldmeistergefühle und stiftet ein Quentchen wild-grüne Herbheit, von Vetiver grasig und fein-salzig untermalt. Jasminblüten bescheren dem Duft einen floralen Hauch, cremig und begrüßenswerter Weise ganz und gar nicht indolisch sowie niemals überbordend. Und dann ist da noch die Feige, eine fein-fruchtige, saftige, aber nicht überreife.
kev-shine „Mint Stone“ via Flickr – CC BY 2.0
Vague de Folie Verte ist fröhlich und heiter, grün im Herzen, weich und beschwingt. Ein erfrischender und positiver Sommerbegleiter, der seinen wohlverdienten Platz in der Riege der Feigendüfte findet und eine Nische besetzt, die vor ihm noch keiner für sich in Anspruch genommen hat. Mir gefällt die Minz-Feigen-Komposition außerordentlich gut und ich bin mir sicher, dass dieser Duft Anklang finden wird bei Euch!
À l’Iris ist selbstverständlich der Iris gewidmet und wird damit bereits schon einige Herzen da draußen zum Hüpfen bringen – erst recht, wenn Ihr einen Blick auf die Ingredienzen werft: Kopfnote: Bergamotte, Birne; Herznote: Iris, Safran; Basisnote: Moschus, Gras.
„Als ich A L’Iris kreierte, war es besonders wichtig für mich, die natürliche Schönheit dieser Blume mit ihren vielen Facetten darzustellen. Kostbare Rohstoffe, fruchtige Noten und ein Hauch von Safran, die alle Nuancen der Iris betonen und jeden Augenblick lebendig und elegant machen.“ Nathalie Feisthauer
Sylvain Collet „Iris en Fleur“ via Flickr – CC BY 2.0
Feisthauer ist keine Unbekannte (unter anderem hat sie Düfte geschaffen für Cartier, Yamamoto, État Libre d’Orange, Van Cleef & Arpels) – mal sehen, was sie hier gezaubert hat … ganz ehrlich? Soeben habe ich ihn auf die Haut aufgetragen und schon zuckt mein Bestellfinger – „Hallo Büro, ich bräuchte da mal …“ – die Mail ist schon formuliert. À l’Iris ist, wie alle seine Mitstreiter aus der Kollektion, keine Wuchtbrumme. Die Sillage dürfte ganz ok sein, aber ich denke, dass alle Düfte eher leise sind und nicht so lange halten, wie man es zum Beispiel von Herrn Tauer (ok, ein Extrembeispiel :)) gewöhnt ist. Für mich ist „Power“ aber nicht unbedingt ein Qualitätskriterium. Klar, man möchte den Duft schon wahrnehmen können, länger. Das ist hier definitiv gegeben – und vermutlich, wenn man die Düfte sprüht – ich habe nur Tupferproben vorliegen – auch noch verstärkt der Fall. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass diese unsere Iris hier ein hautnaher Duft ist. Dafür klemme ich mit meiner Nase jetzt schon geraume Zeit an meinem Arm und kann mich kaum lösen: Im Auftakt eine herrlich frische, saftige Birne, herb-fruchtig und von einer leichten Süße, die alsbald von der ebenfalls herben Iris flankiert wird. Im weiteren Verlauf tritt die Birnenfruchtigkeit ein wenig zurück zugunsten von ledrigen Safranakzenten, welche die Lederfacetten der Iris aufgreifen und untermalen. Wärme, sachte, weiches Leder und wunderbare Cremigkeit – À l’Iris ist für mich als Irisliebhaber und Lederfan ein Musthave. Auch, wenn ich vielleicht einmal häufiger nachsprühen muss, wenn ich den Duft nicht nur für mich alleine haben mag. Denn der Preis ist meiner Meinung nach so gut wie außer Konkurrenz. Chapeau, Madame Feisthauer!
Lies thru a Lens „Rosie“ via Flickr – CC BY 2.0
Magnol’Art ist unser vorerst letzter Kandidat von Le Cercle des Parfumeurs Créateurs:
„Für mich ist Magnol‘Art ein leichter, verführerischer Duft wie eine Reise nach Argentinien, wie der sinnliche Rhythmus eines Tangos … Ich wurde von der Bewegung zweier sich berührender Körper inspiriert und wollte intensive florale Noten – üppige Magnolien und Cassia – mit einer faszinierenden holzigen Basisnote mischen. Magnol‘Art ist wie ein Tanz, voller Leidenschaft und Anmut.“ Amelie Bourgeois
Zu diesem Duft gibt es auch ein Video-Interview zu seiner Entstehung:
Die Ingredienzen: Kopfnote: Mandarine, Orange; Herznote: Magnolie, Jasmin, Cassia (Süße Akazie), Mimose; Basisnote: Tonkabohne, Weißer Moschus, Sesam.
Dave Lundy „Butterflies Magnolia Blossom“ via Flickr – CC BY-ND 2.0
Mit Magnolien verbinden wir, verbinde ich zumindest ich in der Regel einen hellen, transparenten, wässrig anmutenden Duft – in jedem Falle etwas annähernd Transparentes. Bourgeois überrascht hier mit einer gänzlich anderen Interpretation der schönen Blüte: Im Auftakt kitzeln saftig-süße Mandarinen meine Nase, führen aber alsbald in das üppig-florale Herz des Duftes. Cremig und opulent, nektarsüß und von einer fast zimtig anmutenden Wärme, die ich auf die würzig-vanillige Tonkabohne zurückführe. Magnolie ist hier nicht führend, eher eingebettet in das präsente Blütenbouquet, dass von Jasmin und Mimose, einer dichten, dicken und süßen dominiert wird. Und irgendwo, irgendwie entdecke ich leise Gourmandanklänge – ein Hauch von Puderzucker, eine klitzekleine marzipanige Herbheit. Trocken ist Magnol’Art von seiner Aussage her, warm und steht in voller Blüte – meiner Meinung nach hat er die beste Sillage der ganzen Kollektion. Und – ich verbinde ihn irgendwie mit Spätsommer, gelb-orangenem.
Carsten aus Bonn „Redscale Magnolia“ via Flickr – CC BY-ND 2.0
Keine typische Magnolie und prachtvoll blühend – vor Blumen darf man hier keine Angst haben! Ansonsten ist Magnol’Art aber ein durchaus überzeugender Verführer 🙂
Ist was für Euch dabei, meine Lieben?
Herzlichst,
Eure Ulrike.
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